Von Linda BuchhammerERZÄHLUNG Christiane Weidringer und Harald Richter führen Dickens „Geist der Weihnacht“ auf
ALSFELD - Im Jahr 1843 erstmals veröffentlicht, hat die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens bis heute nicht an Aktualität und Reizen verloren. Eine Möglichkeit des „Christmas Carol in prosa“ boten am Sonntag Christiane Weidringer und Harald Richter vom Erfurter Theatersommer in Alsfeld. Auf Einladung des örtlichen Fördervereins der Stadtbücherei erweckten die beiden Schauspieler die Geschichte vom Geizkragen Ebenezer Scrooge in der Aula der Geschwister-Scholl-Schule zum Leben. Sie bescherten in gut zwei Stunden ihrem begeisterten Publikum den „Geist der Weihnacht“.
„Geiz war früher ja eine Sache von alten Männern. Heute aber hat er sich auf ganze Länder ausgebreitet, man muss sich nur mal umschauen“, eröffnete Konrad Rüssel das Theatervergnügen für rund 40 Gäste im Kindes- und Erwachsenenalter. Die feinsinnige Erzählung konnte beginnen.
„Joy to the World“ (Freu dich, Welt) füllten die multi-tasking Künstler nach allen Regeln der Kunst den Raum mit einem faszinierenden Mix aus Schauspiel, brillantem Gesang, Figuren- und Schattentheater. Das Ganze vereint in Professionalität, Charme, Witz und Humor, ohne auch nur eine Sekunde den tiefgründigen Charakter der alten Geschichte im England des 19. Jahrhunderts zu schmälern.
Ein Dutzend Rollen
Unentwegt schlüpften Weidringer und Richter in eine von Dutzend Rollen, ließen dabei gehörig die Puppen tanzen, entlockten den Zuschauern gar manches Schmunzeln und laute Kichern. Es machte einfach nur Spaß, die Protagonisten in ihren ausgeklügelten, überschaubaren, aber sehr wandlungsfähigen Kostümen und Requisiten zu beobachten.
„Marley war tot, damit wollen wir beginnen. Kein Zweifel kann darüber bestehen“, so beginnt Dickens Weihnachtsgeschichte – so starteten die Darsteller auch in ihre zauberhafte Inszenierung. Zuvor hatten sie als Frau Raphael und Herr Gabriel die Theaterbesucher abgeholt und mit Wunderkerze, traditionellem Weihnachtslied und Klärung der in Alsfeld gesprochenen Muttersprache auf den weihnachtlichen Trip ins „Old-England“ eingestimmt.
Kern des Stückes: Geizhals Ebenezer Scrooge war der Geschäftspartner von Marley und führte die Geschäfte auf ziemlich kapitalistische Art weiter – an allen „Ecken“ wurde gespart. Auch sein Angestellter Bob Cratchit bekam das zu spüren. Und zu allem Übel hatte Scrooge mit Weihnachten ganz und gar nichts am Hut.
Diese Ignoranz aber sollte nicht ungesühnt bleiben. Der tote Marley und drei Geister wuschen den grantigen Geldverleiher in nur einer Nacht gehörig den Kopf. Der Geist seines verstorbenen Kompagnons warnte ihn vor einem schrecklichen Schicksal in eisernen Ketten, wenn er weiterhin so hartherzig bleibe. Der Geist der vergangenen Weihnacht erinnerte den verbitterten alten Mann an seine Kindheit, in der er als kleiner Junge schon einsam und verlassen alleine ohne Mutter aufwachsen musste. Ebenso an einen jungen Mann, der aus Egoismus seiner Jugendliebe keine Chance gab.
Kaum wieder eingeschlafen, erschien der Geist der Gegenwart. Er zeigte Scrooge die bedrückende Situation seines Mitarbeiters Bob Cratchit, der seinen schwerkranken Sohn Tiny Tim zu versorgen hatte. Der dritte Geist entführte den Geizkragen in die Zukunft. Er offenbarte ihm, welch‘ erbärmlich, einsamer Tod ihm bevorstehe, wenn er sich weiterhin so rücksichtslos gegenüber seinen Mitmenschen verhalte.
Scrooge war dermaßen entsetzt, dass er sich sofort wandelte, Danach legte er in allen Situationen ein großes Herz an den Tag. Der „Geist der Weihnacht“ ließ das kalte Herz erweichen.
Bitte loggen Sie sich ein, um einen Kommentar zu diesem Artikel zu verfassen. Debatten auf unseren Zeitungsportalen werden bewusst geführt. Kommentare, die Sie zur Veröffentlichung einstellen, werden daher unter ihrem Klarnamen (Vor- und Nachname) veröffentlicht. Bitte prüfen Sie daher, ob die von Ihnen bei ihrer Registrierung angegebenen Personalien zutreffend sind.
Die Zeichenzahl ist auf 1700 begrenzt. Die Redaktion behält sich vor, den Kommentar zu sichten und zu entscheiden, ob er freigeschaltet wird. Kommentare mit rechts- oder sittenwidrigen Inhalten, insbesondere Beleidigungen, nicht nachprüfbare Behauptungen, erkennbare Unwahrheiten und rassistische Andeutungen führen dazu, dass der Kommentar im Falle der Sichtung nicht freigeschaltet, ansonsten sofort gelöscht wird. Wir weisen darauf hin, dass alle Kommentare nach einigen Wochen automatisch wieder gelöscht werden.
Die Kommentare sind Meinungen der Verfasser.