Von Sabine Galle-SchäferHELA Mit dem Fendt 1050 Vario wird der größte Schlepper Deutschlands präsentiert / „Messe internationaler geworden“
ALSFELD - Die Zeiten, in denen der Bauer mit 15 PS über den Acker zuckelte und der altersschwache Schlepper gerade einmal einen Zwei-Schar-Pflug ziehen konnte, die sind ja nun mal endgültig vorbei. Was sich aber seitdem tatsächlich unter der Motorhaube von Fendt, Deutz & Co. getan hat, das ist schier unglaublich – und zu sehen in Alsfeld. Genauer gesagt: auf der HeLa, der Hessischen Landwirtschaftsmesse, die am Freitag in der Hessenhalle eröffnet wird.
Und diese Ausstellung hat einen ganz besonderen „Star“: Den Fendt 1050 Vario, den größten Standard-Traktor, den es derzeit gibt in Deutschland, der als „German Meisterwerk“ bezeichnet wird, wie Björn Rücklinger, Maschinenfachberater bei der RWZ in Alsfeld, ganz stolz im Exklusiv-Gespräch mit unserer Zeitung erklärt.
- WANN GEHT ES LOS?
(sgs). Noch wird überall geschraubt und gehämmert, große Traktoren und Maschinen rangiert, Melkstände aufgebaut, Tische der Caterer eingedeckt – zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung der HeLa, der Hessischen Landwirtschaftsmesse, herrscht in der Alsfelder Hessenhalle „Gewusel“. Mittendrin: Christian Schmidt. Der Geschäftsführer der Hessenhalle ist beim exklusiven Rundgang unserer Zeitung durch die insgesamt sechs Hallen und übers Freigelände die Ruhe selbst. Zum dritten Mal steht er jetzt in Verantwortung bei der HeLa, die von der Hessenhallen GmbH veranstaltet wird. Und bislang konnte er sich jedes Jahr über Zuwächse freuen. So auch heute. Über 200 Aussteller sind gekommen, die Ausstellungsfläche liegt bei mehr als 10 000 Quadratmetern und wieder werden mehr als 30 000 Besucher an den drei Tagen in Alsfeld erwartet.
„Wir sind in diesem Jahr ein bisschen internationaler geworden“, freut sich Christian Schmidt und zeigt auf die landwirtschaftlichen Maschinen eines französischen Anbieters. Hinzu kommen noch Aussteller aus England, aus Holland und aus Tschechien. Marko Döring ist zwar Romröder, aber auch die Kipper, Streuer und Anhänger, die er vorstellen wird, kommen aus dem Ausland: Das Produktionswerk der Firma Farm Tech steht in Slowenien. Für Christian Schmidt ist die Nachfrage aus dem Ausland Indiz dafür, dass die Hessische Landwirtschaftsmesse einen „gewissen Stellenwert“ hat. „Wenn das Ausland schon nach Alsfeld schielt...“, sagt er schmunzelnd.
Eröffnet wird die Messe offiziell am Freitag um 10 Uhr. Zu Gast ist dann auch der Präsident des hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal. Geöffnet ist die HeLa täglich von 9 bis 17 Uhr. Der Eintritt übrigens ist frei. Kostenlos sind auch die 3000 Parkplätze. Und, das muss eigentlich gar nicht erwähnt werden, für das leibliche Wohl der Besucher ist gesorgt.
Natürlich steht er in Halle 1, ganz vorne, dieser Schlepper der Superlative. Die Räder mannshoch, das Führerhaus ganz weit oben, aus dem Stand nicht zu erreichen. Sage und schreibe sechs Tritte geht es hoch. Insgesamt ist der Schlepper so um die 3,80 Meter hoch, bei der Breite muss das Geschoss unter 2,50 Meter bleiben, schließlich ist er straßentauglich – bis zu 60 Stundenkilometer schnell. Gefahren werden kann der mit einem ganz normalen Schlepper-Führerschein. Den kann man mit 16 machen. Allerdings wird der Traktor bei den ganz jungen Fahrern gedrosselt, ab 18 dürfen sie dann „offen“ fahren.
Und wer den dann fährt, der muss sich schon wie ein kleiner König fühlen: Diese Fahrerkabine hat im Grunde alles, was so ein (Landwirts-)Herz begehrt. Ein Sitz, so bequem wie einer dieser Gesundheits-Fernbedienungs-Fernseh-Sessel, Klimaanlage, Freisprecheinrichtung, Musikanlage und, und, und. Am Multi-Funktionslenkrad natürlich unzählige Bedienungsknöpfchen, ebenso an der Konsole mit Joystick und Touchscreen. Klar, ein Lenkrad gibt es auch noch. Und das lässt sich samt Sitz auch noch rumklappen. Also genauer gesagt kann der Landwirt die gesamte Lenksäule mit Sitz um 180 Grad nach hinten fahren – ganz praktisch, wenn er auf dem Acker rückwärts unterwegs ist, da hat er die Maschinen bestens im Blick.
Wenn allerdings vorne am Schlepper etwas angehängt ist, zum Beispiel ein Mähwerk, das kann der Bauer gar nicht mehr sehen. Zu wuchtig ist die Motorhaube. Natürlich gibt es auch da Abhilfe: Eine kleine Kamera erfasst einfach alles, spielt die Bilder direkt auf den Bildschirm oben in der Fahrerkabine.
Die Daten und Fakten, die Björn Rücklinger parat hat, die sprechen natürlich noch einmal eine deutliche Sprache. 500 PS hat der Fendt unter der Haube. Es gibt noch mehr Traktoren, die so viel Dampf haben, aber das sind keine Standard-Schlepper wie der 1050 Vario, nein, die haben dann vorne und hinten gleichgroße Räder oder ein Raupenlaufwerk. 14 Tonnen wiegt der Fendt, andere „schwere“ Schlepper bringen es „nur“ auf 10 bis 12, erzählt Rücklinger und hat die nächste Besonderheit parat: Ausgestattet ist dieses grüne Riesen-Geschoss mit einem MAN-Motor. Den kennt man sonst nur aus Lastwagen, der sorgt aber dafür, dass der Fendt nicht hochtourig gefahren werden muss, selbst bei schwerer Arbeit auf dem Acker. So zwischen 1200 und 1400 Umdrehungen pendelt sich das ein, andere Traktoren liegen in Bereichen zwischen 1700 und 2000, rechnet der RWZ-Mitarbeiter vor. Die Folge: Der 1050 Vario verbraucht weniger Sprit. Wobei: Vorrat hat er genug. Der Tank fasst 900 Liter.
Und was kann er sonst noch? Der Fendt fährt praktisch alleine auf dem Feld, ist selbstständig lenkbar, nur Drehen auf dem Feldweg muss der Landwirt noch selbst – aber nur, weil das vorgeschrieben ist, von der Technik her könnte das der Traktor. Und den Motor steuert der Fendt natürlich auch alleine, regelt die Drehzahl eigenständig.
So, und wer jetzt noch mehr wissen will über das intelligente Allrad-System, über Reifendruck-Regeltechnik oder über stufenlose Getriebe, der muss am Wochenende unbedingt in die Hessenhalle. Die Mitarbeiter von der RWZ können das nämlich alles beantworten.
Vielleicht noch eine Zahl zum Abschluss für die, die mal gleich anfangen wollen zu sparen: Den Fendt gibt es für 450 000 Euro, das zumindest ist der Netto-Listenpreis.
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