(mgg). Auf einem Solocello ein komplettes Konzert spannend zu gestalten, ist keine leichte Aufgabe. Dem Cellisten Ulrich Horn gelang das, als er bei den Wartenberger...
ANGERSBACH. (mgg). Auf einem Solocello ein komplettes Konzert spannend zu gestalten, ist keine leichte Aufgabe. Dem Cellisten Ulrich Horn gelang das, als er bei den Wartenberger Winterkonzerten in der evangelischen Kirche in Angersbach gastierte. Veranstalter dieser Konzertreihe ist der Kulturverein Landenhausen in Zusammenarbeit mit den evangelischen Kirchengemeinden beider Ortsteile. Initiator ist der Geiger Michael Hahn.
Ulrich Horn begann sein Programm mit der ersten Cellosuite in G-Dur von Johann Sebastian Bach (BWV 1007) und ließ die erste Cellosuite des Bach-Verehrers Max Reger, ebenfalls in G-Dur (op. 131c, Nr. 1) folgen. Nach der Pause spielte er Bachs zweite Cellosuite in d-Moll (BWV 1008). Damit hatte er eine abwechslungsreiche Auswahl getroffen.
Beide Bach-Suiten haben die gleiche Satzfolge: Einem Prélude folgen jeweils fünf stilisierte Tanzsätze. Viele Cellisten bieten bei diesen Kompositionen am liebsten eine Art Gesang auf dem Cello, um die Melodien maximal auszukosten. Ulrich Horn geht konsequent einen anderen Weg und arbeitet hauptsächlich den tänzerischen Charakter heraus. Er spielt sie vergleichsweise zügig und mit starken Akzenten. Singende Melodien stehen bei den Bach-Suiten nicht im Mittelpunkt seines Interesses, sondern es geht um den Puls und um starke Eckpunkte in der Betonung.
Zu den faszinierenden Aspekten von Bachs Musik gehört, dass sie in unterschiedlichen Spielweisen wirkt. Obendrein setzte Ulrich Horn seine Herangehensweise in Angersbach so stimmig um, dass man auch als jemand, der sich die Cellosuiten singender vorstellt, uneingeschränkt Freude an diesem Konzert haben konnte. Das wurde einfach nicht langweilig, im Gegenteil. Die unterschiedlichen Charaktere der beiden Bach-Suiten kamen bestens zur Geltung.
Die sehr viel jüngere Reger-Suite ist ganz anders komponiert und hat keine Tanzsätze. Dementsprechend setzte Ulrich Horn hier auf eine ganz andere Spielweise. Bei Reger konnte ihn das Angersbacher Publikum als leidenschaftlichen Romantiker erleben, der sein Cello so richtig zum Singen brachte. Für den lang anhaltenden und herzlichen Beifall bedankte er sich mit einer Zugabe: Das Prélude der ersten Bach-Suite spielte er ein weiteres Mal.
Zu dem musikalischen Erlebnis kam der ausgesprochen schöne Rahmen des Konzerts hinzu. Die schöne Kirche, die freundliche Atmosphäre, die Möglichkeit, am musikalischen Geschehen nah dran zu sein – alles das bereicherte die Darbietung Horns zusätzlich.
Der Kulturverein sorgte für die Bewirtung in der Pause.