Der Protest von Umweltschützern gegen den A49-Ausbau wird immer breiter und grundsätzlicher. Bei Aktionen am Wochenende rund um den Dannenröder Wald bleibt es friedlich.
HOMBERG/OHM. Im Kampf gegen den Ausbau der Autobahn A49 in Nord- und Mittelhessen haben Umweltschützer bei einer Demonstration am Dannenröder Forst Bund und Land aufgefordert, die Rodung des Waldes sofort zu stoppen. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), Olaf Bandt, mahnte am Sonntag zudem schnelle Verhandlung über ein Moratorium für alle neuen Autobahnen in Deutschland an. "Wenn wir unsere Verkehrspolitik klimafreundlich umbauen wollen, müssen wir jetzt damit anfangen und nicht erst weitere wertvolle Wälder roden."
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Mehr als 5000 Menschen demonstrierten nach Angaben der Organisatoren am Sonntag gegen den Weiterbau der A49, die nach dem Lückenschluss Kassel und Gießen besser miteinander verbinden soll. Die Polizei sprach von 1500 bis 2000 Teilnehmern. Auf Plakaten stand: "Klimaschutz ist kein Verbrechen", "Jeder Baum zählt" und "Keine A49". Zwischenfälle wurden nicht gemeldet. Sowohl die Organisatoren der Demonstration als auch die Polizei sprachen von friedlichen Protesten, an denen auch viele Familien teilnahmen.
Am Dannenröder Forst sollen ebenso wie im Herrenwald bei Stadtallendorf mehrere Hektar Bäume für das Verkehrsprojekt gefällt werden. Dagegen protestieren Klima- und Umweltschützer mit Waldbesetzungen. Sie verschanzten sich dafür auch in Baumhäusern sowie auf Plattformen und kletterten auf Bäume, um die Abholzungen zu verhindern. Im Herrenwald hatte die Polizei zuletzt mit einem Großaufgebot die Arbeiten gesichert und Baumhäuser geräumt. Dabei kam es auch immer wieder zu Handgreiflichkeiten und vorläufigen Festnahmen.
Am Wochenende gab es keine Rodungs- und Räumarbeiten. Die Projektgesellschaft Deges hatte die Entscheidung mit Blick auf die geplanten Demonstrationen begründet. Am Samstag waren Aktivisten von Kassel aus über einen bereits fertiggestellten Abschnitt der Autobahn bis zum Dannenröder Forst geradelt, um gegen das Projekt zu demonstrieren. Auseinandersetzungen oder Festnahmen gab es nicht. Am Sonntag gab es den Angaben zufolge ebenfalls eine Fahrrad-Demo. Danach folgten eine große Kundgebung sowie Waldspaziergänge.
Neben dem BUND hatten auch die Initiative Campact und Fridays for Future sowie die Naturfreunde Deutschlands und das Aktionsbündnis "Keine A49" zu den Protesten aufgerufen. Sie forderten eine grundlegende Verkehrswende. Statt das Geld für die Autobahn zu verwenden und dafür den Wald zu zerstören, sollte besser in den Ausbau des ÖPNV investiert werden.
Die Grünen fordern, bei Planungen für Autobahnen und Bundesstraßen grundsätzlich zu prüfen, ob diese notwendig und mit Klimazielen vereinbar sind. Zudem spricht sich die Partei gegen den umstrittenen Weiterbau der Autobahn 49 in Hessen aus. "Der Weiterbau der A49 ist verkehrspolitisch, umweltpolitisch und klimapolitisch falsch", erklärten die Grünen am Sonntag auf Twitter. "Wir brauchen eine andere Verkehrspolitik", sagte die Parteivorsitzende Annalena Baerbock der "Süddeutschen Zeitung".
Trotz der Proteste der A49-Gegner befinden sich die Arbeiten an der Autobahn nach Angaben der Projektgesellschaft Deges im Plan. In den ersten beiden Tagen seien Bäume auf einer Fläche von vier bis fünf Hektar im Herrenwald bei Stadtallendorf gefällt worden. Die Umweltschützer kündigten derweil weitere Proteste und Aktionen an, sobald die Arbeiten an diesem Montag wieder starten.
Von dpa