Der alte Hackl (Burghart Klaußner) ist eine tragische Figur.
München. Die Unzufriedenheit über das verkorkste Leben springt ihm aus dem Gesicht, entlädt sich bisweilen auch schon einmal in aggressiven Verbalattacken gegenüber seinen Mitmenschen. Manchmal wird er gar gewalttätig. Und dafür musste er in der Vergangenheit bereits einrücken. Die Zeit im Knast hat ihn gebrochen. Seitdem ist er noch unzufriedener, der Querulant und Störenfried, noch trauriger, noch unnahbarer geworden.
Als in seinem Block der junge Adam Moser auf seinem Motorrad tödlich verunglückt und die Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) herausfinden, dass der Tote von einem Laserpointer so geblendet worden ist, dass er daraufhin tödlich stürzte, gerät der alte Grantler Hackl ins Visier der Ermittler. Hat ihn der nachts laut mit dem Motorrad röhrende Adam so provoziert, dass er ihn vom Zweirad gelasert hat? Für Batic und Leitmayr ist der Fall klar – Leitmayr war selbst einmal Opfer des störrischen Alten. Der ist nach einem kurzen Auftritt bei einer Richterin verletzt auf der Flucht und reitet sich immer tiefer rein – dabei wissen die beiden Kommissare längst, dass Hackl nicht der Täter ist.
Und was wie eine vollumfängliche Inhaltsangabe des neuen Münchner „Tatorts” „Hackl“ klingt, beschreibt nur einen Bruchteil der Handlung. Autorin Dagmar Gabler hat sich alle Mühe gegeben, jede Menge vielschichtiger Figuren vorzustellen, uns in die Seele eines notorischen Nörglers zu führen und nicht zu merken, wann der Kipp-Punkt erreicht ist und wir plötzlich Mitleid mit dem alten Mann haben.
Burghart Klaußner liefert hier ein Meisterstück ab – das ist mitreißend gespielt, umwerfend inszeniert von Regisseurin Katharina Bischof, die den „Hackl“ immer ein bisschen im Dunkeln lässt, weil wir nie erfahren, wer er ist, warum er geworden ist, wie er ist.
Der „Hackl“ lässt uns nachdenklich, beklommen, angespannt in den Fernsehsesseln zurück. Das hat ein Münchner „Tatort” schon lange nicht mehr geschafft. Der Film lebt von seiner Tiefe, seiner Dunkelheit, die uns zu keiner Zeit in irgendeine Form von Licht entlässt. Es ist vielleicht der stärkste Münchner „Tatort” der vergangenen fünf Jahre.
Das Erste zeigt den „Tatort: Hackl“ am Sonntag, 12. März, um 20.15 Uhr.