Unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar widmet sich diesmal den Anglizismen und stellt fest: Die tun ja gar nicht weh! Na ja, manche vielleicht doch.
. Anglizismen? Oh je, schlimm, rufen da reflexartig eine ganze Menge Menschen. Dabei tun Anglizismen gar nicht weh, in Maßen sind sie vollkommen "okay". Ja, ich bin sogar "überzeugter-in-Maßen-Anglizismen-Nutzer" und Sprach-Optimist in einer Person. Nun ja, bei manchen Wortkombinationen tut es vielleicht doch weh: Letztens habe ich beim Zappen im Fernsehen vom Moderator gehört, dass die Zuschauer für eine Kandidatin nicht mehr anrufen müssen, sie sei schon "gesafed". Die war dann ganz "gechillt", so mein Eindruck.
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Viel "cooler" finde ich, was uns unser geschätzter Kollege James beim sommerlichen "Businesslunch" erzählt hat. Er "checkt" als Native Speaker in unserer Agentur immer final unsere englischen Texte. Und vor Kurzem habe ihn glatt jemand gefragt, ob er zur nächsten Präsentation einen Beamer mitbringen könne, erzählt er. Dabei fährt in unserer Agentur gar keiner BMW, obwohl wir sogar einen tollen Kollegen aus Bayern haben. Warum ich das erwähne? Neulich war ich in München und da war jeder Zweite ein Beamer - ein BMW-Fahrer. James war sehr freundlich und hat einen Projektor zur Präsentation mitgenommen. Direkt aus dem Innenministerium ist er zum Termin gegangen. James ist halt 'ne große Nummer. Obwohl, das ist inzwischen wahrlich nichts Außergewöhnliches mehr, denn das deutsche Innenministerium muss sehr, sehr viel Geld haben. Dort arbeiten mittlerweile mehrere, was sage ich, zig Millionen Menschen. Sie vielleicht auch? Home Office, hat mir James voller Freude erläutert, heißt in England ja Innenministerium. Ich sage es immer wieder, wir sollten Seehofer nicht unterschätzen, den Oldtimer. So nennen die Engländer kein Auto, sondern einen älteren Mann. Das ist der Home-Office-Chef Seehofer mit 71 Jahren ja schon.
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Ach, herrlich, diese deutschen Anglizismen, die kein Engländer versteht, außer unser James natürlich. Meine Söhne etwa hatten sich schon auf das Public Viewing zur Fußball-EM gefreut, daraus ist bekanntlich nichts geworden. James ist darüber ganz froh, denn auf den aufgebahrten, offenen Sarg und die Leichenschau namens Public Viewing verzichtet er gerne. Ob James dabei einen Slip angehabt hätte? Jetzt wird's delikat, aber glauben Sie mir, ich denke nicht, dass James ein Unterkleid trägt. Auch keinen Pull-under, wie Deutschlands bekanntester Pullunder-Träger Olaf Schubert. Denn James zieht keinen nach unten. Er ist ein sehr positiver, optimistischer Typ. Deshalb habe ich ihn gefragt, ob er beim nächsten "Shooting" dabei ist für unsere Agentur-Webseite, der wir bald einen fetten "Relaunch" verpassen. Da ist James erschrocken. Nein, erschossen werden will er nicht, hat er versucht zu schauspielern, bevor er losgelacht hat. Ich glaube, ich gebe ihm demnächst mal ein umfassendes Auftrittstraining, da klappt das mit dem Vorspielen sicher besser, auch ohne BMW.
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Ich habe James auch gefragt, ob er Evergreens kennt? Ich meine damit kultige, alte Lieder, James wiederum verstand damit irgendwas aus der Botanik. Dass er aber auch alles wortwörtlich nehmen muss, unser James. Schwierig kann es werden, wenn so mancher hierzulande mit englischen Wortspielen überzeugen will. Bei uns gab es mal einen großen Sanitärbetrieb, dessen Slogan fand ich wunderbar doppeldeutig: Die Bad Boys. Das war gut. Auch wenn ich nicht weiß, was aus den Jungs geworden ist. Vielleicht sollte ich einfach mal dem Vorschlag "Come in and find out" folgen, um es zu erfahren? Das war der Slogan vor Tina Müller als Douglas-Chefin. Von ihrem Ehrgeiz war ich schon während des Studiums beeindruckt, sie war zwei Semester "über mir", sagt man das so? Jedenfalls ist sie so werbeerfahren, dass ihr sicherlich nicht so etwas unterlaufen wäre wie einst der Drogeriekette Schlecker. Erinnern Sie sich noch? Die waren "For you vor Ort"...
Von Murtaza Akbar