Verwittert lag die Villa Raab in der Krebsbach, als Ralf und Tanja Bohn das Anwesen im Jahr 2014 erwarben. Das galt auch für die Balkone mit ihren einst kunstvollen Terrazzoböden. Wie das gesamte Gebäude sollen auch sie mit Eröffnung des Hotels Villa Raab im Laufe dieses Jahres wieder in ihrer einstigen Pracht erstrahlen. Kein einfaches Unterfangen, ist doch hierzulande auch das Mosaiklegen eine nicht sonderlich weit verbreitete Handwerkskunst. Und dennoch ist Architekt Jochen Weppler in der direkten Umgebung fündig geworden: In Steinmetz Andreas Ruhl hat er einen Handwerker gefunden, der diese noch beherrscht.
ALSFELD - Verwittert lag die Villa Raab in der Krebsbach, als Ralf und Tanja Bohn das Anwesen im Jahr 2014 erwarben. Das galt auch für die Balkone mit ihren einst kunstvollen Terrazzoböden. Wie das gesamte Gebäude sollen auch sie mit Eröffnung des Hotels Villa Raab im Laufe dieses Jahres wieder in ihrer einstigen Pracht erstrahlen. Kein einfaches Unterfangen, ist doch hierzulande auch das Mosaiklegen eine nicht sonderlich weit verbreitete Handwerkskunst. Und dennoch ist Architekt Jochen Weppler in der direkten Umgebung fündig geworden: In Steinmetz Andreas Ruhl hat er einen Handwerker gefunden, der diese noch beherrscht. Die Jahreszahl 2014 ist auf dem halbrunden Balkon im ersten Obergeschoss der Villa Raab zu lesen. Ursprünglich war diese dort freilich nicht angebracht, denn Pfeifenfabrikant Ludwig Raab ließ den Prachtbau bereits 1904 im französischen Palais-Stil von Otto Leppin errichten. Die 2014 ist ein Detail, das daran erinnern soll, dass das Unternehmer-Ehepaar Bohn in jenem Jahr damit begann, die Villa vor dem Verfall zu retten, dem sie eigentlich schon preisgegeben war. Wie etwa beim Prunkfenster ließen auch die noch vorhandenen Bestände der Terrazzoböden einen Schluss darauf zu, wie der Belag auf den Balkonen einmal ausgesehen haben muss. „Die waren allerdings ziemlich vermoost und mussten erst einmal freigelegt werden“, erinnert sich Tanja Bohn. Teilweise waren die kunstvollen Steine auch noch verdeckt "von einer Bitumenschicht mit sehr viel Dreck darauf", fügt Andreas Ruhl hinzu.
„Es ist schön, diese Kunst nun aufzunehmen und zu reproduzieren“, freut sich der Steinmetz. Auch für ihn ist die Wiederherstellung der fünf Balkone an der Villa ein besonderer Auftrag.
Die oberen Balkone mit zweimal 20 und einmal sieben Quadratmetern sind bereits fertiggestellt. In diesen Tagen arbeiten Ruhl und sein Team ebenso mit Hochdruck – im Sommer soll die Eröffnung der Villa sein – wie mit Sorgfalt an den Terrassen im Erdgeschoss. 20 und 38 Quadratmeter sind diese noch einmal groß. Bevor es an die kunstvolle Arbeit ging, wurden die Balkone erst einmal kontrolliert und stabilisiert, denn schließlich war schon Wasser in die mehr als 100 Jahre alten Steine eingedrungen. Also musste erst einmal die Tragfähigkeit sichergestellt werden.
Nun, beim eigentlichen Verlegen der Terrazzoböden auf dem abgedichteten Untergrund und der Tragschicht – ähnlich einem Estrichbelag –, können der Steinmetz und seine Mitarbeiter nicht einfach von links nach rechts oder von der Balustrade hin zur Tür die kleinen Mosaiksteinchen verlegen. Zunächst wird einmal ein innerer Rand gestaltet, an den sich die Ornamentik anfügen wird, bevor die Messing-Dehnfugen eingebracht werden. Getreu den Vorlagen geht es dann an die Blumenmotive in den Ecken, und dann sind gutes Augenmaß, Präzision und auch ein Stück weit Vorstellungskraft gefragt: In der Fläche werden die kleinen schwarzen Quadrate gesetzt, die später einmal der helle Marmor einfassen wird. Doch bevor die Innenfläche und der äußerste Rand aufgebracht werden, legen Ruhl und seine Kollegen erst einmal den schwarzen Rand. Alles andere wird dann eingepasst. „Das Ganze bringen wir fünf Millimeter höher auf, als der Boden geplant wurde und als er am Ende hoch sein wird“, erläutert Ruhl, denn mit dem Verlegen ist die Arbeit auf den Balkonen längst nicht beendet. Jetzt geht es im wahrsten Sinne des Wortes an den Feinschliff. Nachdem der Terrazzoboden mit der Walze verdichtet wurde, wird die Oberfläche nämlich abgeschliffen. „Nach dem ersten Probeschliff brauchen wir circa sieben Schleifgänge – mit einer immer feiner werdenden Körnung.“
Eine Gemeinsamkeit hat der Terrazzoboden übrigens mit der Gastronomie oder besser gesagt einer guten Küche: „Es kommt auf die richtige Rezeptur an, und da hat jeder Handwerker, der diese Technik noch beherrscht, seine eigene Mischung. Dazu braucht es einiges an Erfahrung", weiß Ruhl. Um die richtige Optik hinzubekommen, benötigt der Steinmetz die stimmige Kombination aus Sand, Zement und die passende Gesteinskörnung aus Marmor. „Ein Standardrezept gibt es nicht. Bis wir erreicht haben, was wir farblich wollen, haben wir erst einmal experimentieren müssen. Dazu haben wir etwa Musterflächen gelegt, bis Körnung und Farbe gestimmt haben. Das war schon ein großer Planungsaufwand“, schildert der Alsfelder, während er schon ein wenig stolz auf die fertigen Böden auf den Balkonen im ersten Obergeschoss schaut und sich gewiss ist, auch im Erdgeschoss, geht es erfolgreich voran.