Fast so wie früher: Was Sie zur Buchmesse 2022 wissen müssen

aus Frankfurter Buchmesse

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Ein Bild aus besseren Tagen: Seit der letzten normalen Messe 2019 konnte die Buchmesse nur digital oder in begrenztem Umfang stattfinden – das soll sich nun ändern. Foto: epd

Welche Promis kommen 2022 zur Frankfurter Buchmesse? Was müssen Privatbesucher wissen? Wer gilt als Fachbesucher? Welche Rolle spielt der Ukraine-Krieg? Fragen und Antworten.

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FRANKFURT. Eine Frankfurter Buchmesse wie früher – oder zumindest fast: Vom 19. bis 23. Oktober findet in der Main-Metropole das weltgrößte Treffen der Buchbranche statt. Nach einer rein digitalen Ausgabe 2020 und einer stark reduzierten Messe 2021 ist es die erste seit drei Jahren, die annähernd unter normalen Bedingungen stattfindet. Was können Besucher erwarten? Welche Rolle spielt der Ukraine-Krieg? Die wichtigsten Fragen & Antworten im Überblick.

Wie viele Aussteller sind auf der Frankfurter Buchmesse? Rund 4000 Aussteller aus 95 Ländern haben sich 2022 für die Buchmesse angemeldet – damit nähert sie sich langsam aber sicher wieder ihrer vorpandemischen Größe an (2019: 7450 Aussteller aus 100 Ländern). Bei der reduzierten Präsenzmesse im vergangenen Jahr waren es noch nur 1500 Aussteller aus 70 Ländern gewesen. Gastland ist in diesem Jahr Spanien.

Gibt es noch Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie? Für Besucher gibt es keine Einschränkungen – auch wenn das Tragen einer Maske im Innenraum, besonders bei Gedränge, empfohlen wird. Die Messe plant zudem nach wie vor mit breiteren Gängen, es gibt Maßnahmen zur Lüftung und zur Lenkung der Besucherströme. Insgesamt aber kehrt sie zur Normalität zurück – oder zumindest fast. Ein wichtiger Schritt: „Wenn man zwei Jahre lang nur begrenzt oder digital stattgefunden hat, ist es sehr wichtig für uns, dass wir wieder in Kontakt mit unseren Ausstellern kommen – sowohl inhaltlich gesehen als auch finanziell“, sagt Buchmesse-Direktor Juergen Boos im Gespräch mit dieser Zeitung. Anders als 2021 sind auch amerikanische Großverlage wieder vor Ort, sowie Verlage aus China oder Korea.

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Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse Foto: dpa
Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse (© dpa)

Auf was können Besucher sich freuen, das 2021 pandemiebedingt noch nicht möglich war? Pandemiebedingt gab es 2021 wenige Programmbühnen – das soll sich jetzt ändern. Die Buchmesse freue sich ganz besonders darauf, „wieder als Publikumsereignis stattzufinden, nicht nur als Geschäftsmesse, und die Autoren in den Mittelpunkt stellen zu können“, sagt Boos. Das „Bookfest 2022“ wartet so an den Messetagen abends mit rund 40 Veranstaltungen an 20 Orten im Frankfurter Stadtgebiet auf. Und auf der Agora, dem Platz im Herzen des Messegeländes, wird wieder der Frankfurt Pavilion aufgestellt: Die 2018 erstmals aufgebaute Holzkonstruktion lädt als kulturpolitische Bühne mit Veranstaltungen zu den Themen Demokratie, Krieg in der Ukraine, Klima und Ökonomie, aber auch Kinder- und Jugendmedien zum Diskutieren, Entdecken und Verweilen ein.

Welche Autorinnen und Autoren oder Prominente kommen zur Buchmesse? Die wichtigste Prominenz in diesem Jahr ist eine royale: Das spanische Königspaar, Felipe VI. und Letizia, eröffnet die 74. Buchmesse gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Dienstagabend. Doch auch weitere Prominente haben ihr Kommen angekündigt: Donna Leon liest so im Rahmen des „Bookfests“ im Congress Center auf dem Messegelände (20.10), die Schauspielerin Diane Kruger präsentiert dort ihr Kinderbuch (22.10.). Erwartet werden bei Events auf oder rund um die Buchmesse außerdem Philipp Lahm, Wladimir Klitschko, Charlotte Link, Dörte Hansen, Richard David Precht, Stefanie Stahl, Sebastian Fitzek, Hera Lind, Luisa Neubauer, Volker Kutscher, Judith Holofernes, Kerstin Gier, Jarvis Cocker, Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah und viele andere. Auch die Bundesregierung will sich auf der Messe präsentieren – mit einem Stand in Halle 3.1.

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Wie viel kostet ein Ticket und wo bekomme ich es? Tickets für Privatbesucher kosten 25 (Tageskarte) beziehungsweise 44 Euro (Dauerkarte), es gibt zudem ein Familienticket (zwei Erwachsene, drei Kinder) für 53 Euro. Ermäßigte Tagestickets kosten 15 Euro. Fachbesucher sind mit 79 (Tagesticket, ermäßigt 20) oder 129 Euro (Dauerticket) dabei. Tickets gibt es hier: www.buchmesse.de/besuchen/tickets, an der Kasse vor Ort ist nur Kartenzahlung möglich.

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Wer gilt als Fachbesucher? Als Fachbesucher gelten alle, die sich „professionell mit Entwicklung, Herstellung, Produktion, Vertrieb, Vermittlung von gedruckten und elektronischen Medien sowie Kunst oder Antiquariat befassen oder im Bereich Bildung tätig sind“ – so steht es auf der Webseite der Buchmesse. Darunter fallen Mitarbeiter von Verlagen, Buchhandlungen, Bibliotheken, Druckereien, aber auch Autoren, Kulturschaffende, Lehrer und Studierende. Fachbesucher können die Buchmesse bereits am Mittwoch (19.10.) und Donnerstag (20.10) besuchen.

Ab wann dürfen Privatbesucher auf die Messe kommen? Privatbesucher können diesmal schon am Freitag (21.10.) kommen, einen ganzen Tag früher als zuvor. Öffnet sich die nicht zuletzt als Geschäftsmesse wichtige Frankfurter Buchmesse damit noch stärker dem Lesepublikum? Man habe schon länger beobachtet, „dass das Publikumsinteresse an Begegnungen mit den Autoren wesentlich gewachsen ist“, sagt Buchmesse-Direktor Juergen Boos. „Es ist jetzt das erste Mal, dass wir drei Tage Publikumsmesse haben, und das wird sicher erst mal langsam anlaufen – aber es ist ein Trend, der sich fortsetzen wird.“

Kann man auf der Buchmesse auch Bücher kaufen? Ja: An den Publikumstagen, also ab Freitag, ist es möglich, an den Ständen der Aussteller Bücher und Medien zum festen Ladenpreis zu kaufen.

Was plant das Gastland Spanien? Spanien wird mit einem Team aus gut 200 Autorinnen und Autoren zur Buchmesse kommen – „Sprühende Kreativität“ lautet das Motto, unter dem sie sich präsentieren wollen. Dabei will Spanien weniger als Nationalstaat denn als Sprachraum auftreten – auch die Regionalsprachen Baskisch und Katalanisch werden eine Rolle spielen. Zu den Autoren, die in Frankfurt ihre Bücher und Neuerscheinungen vorstellen, zählen unter anderem Kiko Amat, Elena Medel, Elizabeth Duval, Rosa Montero, Sara Mesa und Fernando Aramburu.

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Die diesjährige Buchmesse findet vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine statt – wie geht die Messe damit um? Ukrainische Verlage bekommen auf der diesjährigen Messe bewusst viel Raum: einen fast 100 Quadratmeter großen Stand mit Bühnen. „Wir haben sehr eng mit dem ukrainischen Buchinstitut und dem Goethe-Institut zusammengearbeitet, um eine breite ukrainische Präsenz zu haben“, sagt Buchmesse-Direktor Juergen Boos. Die Ukraine sei „ein großes Buchland mit einer langen Tradition“, zu dem die Messe im Rahmen ihrer Auslandsaktivitäten schon lange enge Kontakte pflege – vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage wolle man dies nun sichtbarer machen. Zusätzlich werden viele Veranstaltungen im Frankfurt Pavilion, dessen Programm die Buchmesse kuratiert, die Lage in der Ukraine beleuchten; dazu kommen viele weitere mit dem diesjährigen Friedenspreisträger, dem ukrainischen Autor Serhij Zhadan.

Gibt es eine russische Präsenz auf der Frankfurter Buchmesse? Einen offiziellen Länderstand für russische Verlage gibt es nicht – die Entscheidung dazu fiel Boos zufolge schon sehr früh nach Kriegsbeginn, nachdem die Vereinten Nationen Putins Krieg als völkerrechtswidrigen Angriffskrieg verurteilten. „Das war für uns eine Grenze und uns war klar, dass wir nicht mit dem offiziellen Russland zusammenarbeiten wollen“. Gleichzeitig wünsche man sich jedoch, „dass sich russische Autoren im Exil auf der Messe präsentieren, und gerade auch die russische Opposition.“ Auch der Kontakt zu von der Regierung unabhängigen Verlagen soll aufrecht erhalten werden. „Wir sind dezidiert gegen jede Form von Boykott“, so Boos. Im Frankfurt Pavilion gibt es auch eine Veranstaltung mit den oppositionellen russischen Autoren Irina Scherbakowa, Leonid Wolkow und Michail Schischkin.

Von Johanna Dupré