WETTERAUKREIS - (myl). Der Antrag wirkte ein wenig unkonventionell: blass, die Groß- und Kleinschreibung missachtend, kein Datum und ohne FDP-Logo. Unterschrieben war sie mit „Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn MdL, Staatsminister a.D., Rechtsanwalt.“ Um es vorweg zu nehmen: Den FDP-Antrag, sofern es kein Alleingang von „Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn MdL, Staatsminister a.D., Rechtsanwalt“ war, wurde von den Kreistagsmitgliedern in ihrer jüngsten Sitzung abgelehnt: Das Ansinnen, ein Kreisentwicklungskonzept mit dem Namen „Wetteraukreis Zwanzig30“ zu erarbeiten, fand keine Zustimmung.
Damit sollte laut FDP noch bis zum 50. Geburtstag des Wetteraukreises auf die zentralen Fragen „Wo stehen wir?“ und „Wo wollen wir hin?“ gemeinsame Antworten gefunden werden. Es geht um das weitere Zusammenwachsen der sogenannten Altkreise und um Leitbilder, die dann die Grundlage für die Politik, aber auch für die Zivilgesellschaft in der Wetterau bilden könnten.
Die Vorstellung: Der Kreisausschuss erarbeitet zunächst ein internes Grobkonzept, danach wird ein Dienstleister freihändig, also ohne Ausschreibung, beauftragt. Jeder Wetterauer Bürger soll die Möglichkeit haben, sich an diesem Prozess intensiv zu beteiligen. Hahn schweben große Veranstaltungen, Online-Umfragen, eine Internetseite, Social-Media-Aktivitäten, Workshops und Einzelveranstaltungen vor. Wenn möglich sollte die Finanzierung über Stiftungen erfolgen. Dabei verwies der FDP-Mann auf das positive Beispiel des Main-Taunus-Kreises.
Jörg-Uwe Hahn erinnerte zudem an die Spaltung des Kreises, die noch immer herrschenden Animositäten zwischen dem Ost- und dem Westkreis. „Der Ostkreis sagt, er kriegt nicht genug. Der Westkreis meint, die kriegen zu viel.“ Diese Diskrepanz erkenne man auch an der Autonummer des Landrats. Auf seinem Kennzeichen stehe sowohl „FB“ als auch „BÜD“. Nach Meinung Hahns unterstreiche dies die Spaltung zusätzlich. „Das ist nicht gut.“ Der Main-Taunus-Kreis habe sich bemüht, zusammen mit den Bürgern mit einem Konzept die gemeinsame Identität zu fördern. „Das kostet natürlich Geld“, räumte Hahn ein. „Wir sollten es angehen, damit der künftige Landrat nicht mehr krampfhaft versuchen muss, beide Regionen der Wetterau auf seinem Nummernschild zu vereinen.“ Hahn warb dafür, den Antrag zunächst irm zuständigen Ausschuss zu beraten.
Ost und West zusammenzubringen, mache Sinn. Jedoch habe der Antrag seine Faktion sehr erstaunt, kommentierte Thomas Zebunke von den Grünen. Das bezog sich sowohl auf den Inhalt als auch auf die Form. Die Trennung zwischen Antrag und Begründung sei kaum erkennbar. Eine optimale Bürgerbeteiligung sei in den bisherigen Planungsprozessen häufig schon geschehen. Allen könne man nicht immer gerecht werden, räumte Zebunke ein. Eine freihändige Vergabe von Leistungen hielt er für rechtlich unzulässig. Zebunke fragte sich, ob da noch andere Interessen im Spiel seien.
Den fehlenden Zusammenhalt der Kreisregionen am Nummernschild des Landrats festzumachen reiche nicht aus, meinte Rouven Kötter (SPD). Deutlicher könne das am Ballungsraum festgemacht werden: Ein Teil des Kreises gehöre dazu, der andere nicht. Die im Westkreis liegenden Städte und Gemeinden gehören zum Regionalverband Frankfurt-Rhein-Main, zudem jene an der Autobahn 45 liegenden Kommunen wie Hammersbach, Florstadt und Wölfersheim. Die im Ostkreis gelegenen Städte und Gemeinden sind nicht mehr berücksichtigt. Kötter: „Das ist kein tragbarer Zustand, das gehört geändert.“
Der Aufwand und die Kosten für dieses Konzept, stellte Kötter fest, stünden in keinem Verhältnis zu dem, was dabei herauskommen werde. Auch die CDU kündigte an, diesen Antrag nicht zu unterstützen, da beide Landkreise in ihrer Struktur nicht vergleichbar wären. Weder von der Fläche, noch von ihrer Homogenität.
So fielen die Stimmen von FDP, NPD und AfD auf keinen fruchtbaren Boden. Weder der Antrag auf Verweisung in den Ausschuss, noch der ursprüngliche Antrag für das Konzept fand eine Mehrheit.