WETTERAUKREIS - (red). Nachdem eine Störung im Friedberger Stellwerk für tagelanges Chaos im mittelhessischen Bahnverkehr gesorgt hat, möchte die Kreistagsfraktion der Wetterauer Grünen den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen. „Wir sehen uns aufgerufen, nach Ursache, Lehren und den Maßnahmen zur künftigen Vermeidung einer solch drastischen Störung zu fragen. Ein Ausfall dieser Art sollte sich nicht wiederholen“, sagt Fraktionssprecher Michael Rückl in einer Pressemitteilung.
Auf Grund einer Überspannung war es zu einer Störung im elektronischen Stellwerk auf dem Friedberger Bahngelände gekommen, das seit Herbst 2015 in Betrieb ist. Betroffen war nicht nur die Hauptstrecke der Main-Weser-Bahn, sondern alle auf Friedberg zulaufenden Regionalbahnstrecken.
„Krisenmanagement und Notfahrpläne liefen mehr schlecht als recht, oftmals mussten die Fahrgäste sehen, wo sie bleiben, und sich selbst organisieren“, bilanziert Rückl. Und Bundestagskandidatin Kathrin Anders ergänzt: „Mit dem brandneuen, hochmodernen und 70 Millionen Euro teuren elektronischen Stellwerk wurde das Herzstück des Bahnverkehrs in der Region lahmgelegt. Daher stellt sich unmittelbar die Frage, welche Vorkehrungen die Bahn ohnehin für den Ausfall dieses Herzstücks getroffen hat. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern auch um Notfallpläne zur Sicherstellung der Beförderung und der Information der Fahrgäste.“
Die Grünen möchten die Angelegenheit daher auch während der nächsten Kreistagssitzung zur Sprache bringen. „Auch wenn keine unmittelbare Zuständigkeit besteht, sollte uns die Funktionsfähigkeit der Wetterauer Infrastruktur am Herzen liegen. Zudem sitzt mit Landrat Arnold ein Vertreter des Landkreises im Aufsichtsrat des RMV, dessen Aufgabe die Organisation des Nahverkehrs in der Region ist. Wir wollen Aufgabenträger und Deutsche Bahn nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Auch wenn der Schaden unvorhersehbar und schwierig zu beheben war: Das Krisenmanagement lief nicht gut und scheint uns verbesserungsfähig“, sagt Thomas Zebunke, der die Grünen im Ausschuss für Regionalentwicklung vertritt.
Auch die finanziellen Auswirkungen des Schadens sind von Interesse. „Wir möchten wissen, was der RMV eingespart hat, weil er ausgefallene Zugleistungen nicht bezahlen muss. Hinzu kommt die Frage nach etwaigen Schadensersatzleistungen durch die Deutsche Bahn. Denn die eigentlich Betroffenen, insbesondere die Fahrgäste mit bereits bezahlten Zeitkarten, gehen leer aus. Nicht nur mussten sie sich mit einem schlecht kommunizierten Rumpfverkehr arrangieren. Sie bleiben auch auf ihren Zusatzkosten für Taxen oder Fahrten mit dem eigenen Wagen sitzen. Der RMV tut unserer Meinung nach gut daran, sich zumindest eine kleine Entschädigung für die Hauptleidtragenden zu überlegen“, findet Rückl.