Ich schaltete mein Handy aus. Stille. Kein Tippen, kein Klingeln. Nichts. Alles, was dort in den sozialen Medien nun abging, konnte mir egal sein. Denn ich hatte mich dazu entschlossen, fünf Tage ganz ohne Handy auszukommen.
Von Emely Christe
Nachricht von Emely... Foto: Kempf
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Ich schaltete mein Handy aus. Stille. Kein Tippen, kein Klingeln. Nichts. Alles, was dort in den sozialen Medien nun abging, konnte mir egal sein. Denn ich hatte mich dazu entschlossen, fünf Tage ganz ohne Handy auszukommen. Diese Woche war sehr ungewohnt. Ich tat Dinge, die ich schon lange nicht mehr getan hatte, seitdem ich ein Handy habe. Ich spielte mit meinem Hund und ging mit ihm mehr spazieren. Mein Hund schenkte mir auch sofort mehr Aufmerksamkeit, wenn ich ihm Aufmerksamkeit schenkte. Trotzdem war mir dauerhaft langweilig und ich hatte auf nichts Lust. Außer auf mein Handy. Am zweiten Tag träumte ich nachts von meinem Handy. Wie ich es nur kurz anschalten wollte und es plötzlich nicht mehr ausging. Ich fühlte mich, als hätte ich eine Straftat begangen. Zum Glück war das nur ein Traum.
Ohne mein Handy, so stellte auch meine Mutter fest, wurde ich fröhlicher und lachte mehr. Außerdem kamen mir die Tage länger vor, und abends konnte ich schneller einschlafen. Auch wenn ich schon am zweiten Tag merkte, dass ein Leben ohne Handy auch seine positiven Seiten hatte, wollte ich trotzdem wissen, was jetzt gerade auf Instagram los ist, wer mir gerade auf WhatsApp geschrieben haben könnte, wer gerade versuchte, unsere Flammen auf Snapchat zu retten und so weiter. Ich machte in diesen fünf Tagen mehr mit meiner Familie, und ich bekam mehr mit von dem, was um mich herum gerade passiert, wenn ich zum Bahnhof laufe oder in einem Museum rundgehe.
Die Leute werden freundlicher, wenn sie sehen, dass ich nicht, so wie andere, stur in mein Handy gucke, sondern sie anlächle. Außerdem hatte ich weniger Sorgen und wusste die ersten drei Tage nicht, welches Datum wir haben. Auch mein Körper veränderte sich. Meine Augen wurden wieder besser, weil sie nicht immer auf denselben kurzen Abstand sehen mussten. Ich hatte mir zwar auch erhofft, kreativer zu werden, dies klappte allerdings nicht. Mir fiel am meisten auf, dass ich mehr im Hier und Jetzt lebe und sich einige Sichtweisen auf die Zeit und das Leben veränderten.
Meine Vorfreude auf mein Handy war am letzten Tag trotzdem sehr groß.
Und dann war es endlich soweit: Ich durfte mein Handy wieder einschalten Und nach ein paar Stunden wollte ich es eigentlich sofort wieder ausschalten und die fünf Tage von vorn erleben.
Handylose Tage ändern einen Menschen nicht komplett, sondern führen ihn nur zu sich selbst zurück. Man wird entspannter und ruhiger. Denn das Handy ist eine Sucht. Trotzdem könnte man ohne es in 2019 nicht mehr leben. Aber es hilft bestimmt, das Handy nur zu nutzen, wenn man es wirklich braucht und nicht nur, weil einem langweilig ist.