Großer Zusammenhalt bei Streik im Paketzentrum in Saulheim

Vor dem DHL-Paketzentrum in Saulheim wird gestreikt. Die Mitarbeiter fordern 15 Prozent mehr Lohn.

Viele Mitarbeiter der Deutschen Post haben ihre Arbeit eingestellt. Eine fünfstellige Anzahl Pakete bleibt am rheinhessischen Standort liegen. Das erhoffen sich die Gewerkschafter.

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Saulheim. Die Sonne scheint auf das weiße Zelt vor dem DHL-Paketzentrum im Saulheimer Gewerbegebiet. Es ist Freitagmorgen, halb Elf. Thorsten Frank lächelt. Er ist Verdi-Betriebsrat und Mitarbeiter bei der Post und hält mit zwei Kollegen die Stellung vor Ort. Mitarbeiter der Deutschen Post streiken an diesem Tag bundesweit –  auch in Rheinhessen. Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn für 12 Monate für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten in Deutschland. Bislang erfolglos.

Auch der Streik in Saulheim sieht mit nur drei Streikenden auf den ersten Blick nicht gerade vielversprechend aus. Doch Thorsten Frank ist gut gelaunt, weil der Schein trügt, wie er sagt. Er ist sehr zufrieden mit der Beteiligung. „Wir streiken seit Donnerstagabend um 21 Uhr und noch bis Freitagabend 21 Uhr, also insgesamt 24 Stunden. Heute Nacht waren wir etwa 50 Leute.“ Der Streik sei damit sehr erfolgreich verlaufen.

Er ist eine Konsequenz der gescheiterten zweiten Runde der Tarifgespräche zwischen Deutscher Post und Gewerkschaft Verdi. Frank zeigt sich „schon überrascht“ davon, dass ein Angebot bislang ausbleibt. „Unser Arbeitgeber zeigt sich hier nicht gerade von seiner besten Seite.“ In Saulheim sind laut Frank bis zum Freitagmorgen zwischen 20.000 und 40.000 Pakete liegen geblieben. Er wisse von Nachbarstandorten, an denen alle Pakete, eine wohl noch größere Zahl, liegen geblieben seien. Das müsse doch eigentlich Grund genug für ein Angebot sein.

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Tarifgespräche werden im Februar fortgesetzt

Im Rahmen des Streiks hebt Thorsten Frank den Zusammenhalt untereinander hervor. Die Bereitschaft der Menschen sei riesig, die gegenseitige Unterstützung spürbar gewesen. Zahlreiche Mitarbeiter trotzten die ganze Nacht bei Minusgraden der Kälte, um ein Zeichen zu setzen. Bei einem Nachbarn vor Ort habe man Strom für den Betrieb von Heizstrahlern bekommen. Im benachbarten RWZ-Agrartechnik-Zentrum Saulheim durften die Streikenden die Toilette benutzen und ihre Kaffeetassen spülen. Im ebenfalls am Streik beteiligten DHL-Paketzentrum in Mainz-Hechtsheim habe ein Kältebus sogar nachts Pizza für die Menschen vorbeigebracht. Frank sagt: „Diese Solidarität freut uns sehr.“

Am Freitagmittag ist in Saulheim Schichtwechsel. Etwa 130 Leute kommen zwischen 13 und 14 Uhr zum Spätdienst. Viele würden dann ebenfalls streiken wollen. „Ich rechne damit, dass wir dann wieder 50 bis 60 Leute sind“, so Frank. Nicht alle Mitarbeiter nehmen am Streik teil. Das habe verschiedene Gründe. Einer davon sei, dass unter den betroffenen Mitarbeitern auch Leute mit befristeten Verträgen sind. Frank erklärt: „Denen haben wir davon abgeraten, am Streik teilzunehmen, um ihren Job nicht zu gefährden.“

Wie es nach den bundesweiten Streiks weitergeht, kann Frank noch nicht sagen. Die Tarifgespräche sollen jedenfalls am 9. Februar fortgesetzt werden. Ob die Deutsche Post ihren Mitarbeitern dann ein Angebot vorlegt, bleibt abzuwarten. Frank rechnet nicht damit: „Ich vermute, dass es nicht dazu kommt. Wir werden sehen, wie es dann weiter geht. Unser Standpunkt ist klar.“ Am Standort Saulheim soll es zunächst nicht zu weiteren Streiks kommen. Mit dem Nachtdienst von Freitag auf Samstag soll im DHL-Paketzentrum wieder normaler Betrieb herrschen. Bundesweit seien laut Gewerkschaft Verdi zwar keine größeren Demonstrationen geplant, zu weiteren Streiks könne es aber durchaus kommen.