Ärzte klagen in Osthessen über aggressive Patienten

Die Fälle von Bedrohungen, Beleidigungen und Gewalt gegen Hausärzte und ihre Mitarbeiter nimmt auch in der Region zu._ Aaron Amat/Stock Adobe

Unverständnis, verbale Attacken und Beleidigungen bis hin zum Polizeieinsatz - das hat in den deutschen Arztpraxen in den vergangenen Jahren zugenommen.

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PETERSBERG. Unverständnis, verbale Attacken und Beleidigungen bis hin zum Polizeieinsatz - das hat in den deutschen Arztpraxen in den vergangenen Jahren zugenommen. Wie der Dr. med. Ralph-Michael Hönscher aus Petersberg, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen (GNO), berichtet, ist die Zahl solcher Fälle auch in den Fuldaer Praxen gestiegen. Er positioniert sich klar gegen das aggressive Verhalten und dankt dem Großteil an Patienten, die weiterhin höflich bleiben.

Im Gespräch mit mehreren Kollegen hat Hönscher mitbekommen, dass die Zahl an negativen Einzelfällen in den vergangenen Jahren eher zugenommen habe. Immer wieder sei es vorgekommen, dass beispielsweise auf Wartezeiten Unverständnis von den Patienten gezeigt werde: "Manche sind sehr aggressiv und beleidigend geworden." In einem Fall habe ein Arzt aus der Region sogar die Polizei rufen müssen, um einen Patienten aus dem Empfangsbereich zu holen. "Ich finde das erschreckend", stellt der Mediziner fest. Für ihn ist klar: Wenn sich die Menschen ungebührlich und beleidigend gegenüber dem Team oder den Ärzten verhalten, hebe sich die Arzt-Patient-Beziehung nach solchen extremen Momenten auf. In manchen Situationen hätten die Betroffenen ihre Krankenakte in die Hand gedrückt bekommen, um sich einen neuen Arzt zu suchen, gibt der GNO-Vorsitzende aus den Erfahrungen der Kollegen wieder.

Die Wut mancher Patienten gehe online weiter, erzählt Hönscher: "Die machen sich dann in den Bewertungen Luft." Dabei würden die Personen auf ihr vermeintliches Recht beharren und die teils sehr angespannte personelle Situation in den Praxen gar nicht beachten: "Es geht eben oft nicht alles so, wie man es sich wünscht. Der Egoismus hat in der Pandemie zugenommen." Als Beispiel führt der Arzt Wartezeiten und Verzögerungen bei den Ausstellungen von Rezepten oder bei der Behandlung an: "Da gibt es teilweise unmögliche Reaktionen." Angesichts des Fachkräftemangels würden solche Situationen vermutlich zunehmen, fasst der GNO-Vorsitzende zusammen.

Um auf solche Situationen gewappnet zu sein, würden die Mitarbeiter entsprechend geschult, erzählt der Arzt. Er macht außerdem deutlich: "Die Chefs in den Praxen stehen hinter ihrem Personal." Das habe er seinem eigenen Team ebenfalls deutlich gemacht: "Wenn jemand aggressiv wird, sollen sie sofort Bescheid geben." Hönscher würde in diesen Fällen unterstützend dazukommen und versuchen, die Situation zu lösen. Glücklicherweise sei ein Großteil der Patienten höflich und respektvoll, fügt er an.