Sturmtief "Ylenia": Die Lage in Mittelhessen

Sturmtief "Ylenia" fegt über Hessen und hält entsprechend auch die hiesigen Einsatzkräfte auf Trab. Symbolfoto: dpa

Die starken Sturmböen halten die Einsatzkräfte in Mittelhessen auf Trab, zahlreiche Anrufe sind in den Leitstellen bereits eingegangen. Ein Überblick.

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MITTELHESSEN. Das Sturmtief "Ylenia" fegt über Hessen und hält entsprechend auch die hiesigen Einsatzkräfte auf Trab. Wie Pressesprecher Guido Rehr mitteilte, seien auf der Leitstelle des Polizeipräsidiums Mittelhessen rund 30 Notrufe im Zusammenhang mit Sturmschäden und Behinderungen im Bereich des Lahn-Dill-Kreises aufgelaufen. Die Polizei im Landkreis Marburg-Biedenkopf sprach derweil am Donnerstagmorgen von rund 20 Meldungen im Zusammenhang mit dem Sturm. Mitteilungen über Verletzte lagen der Polizei bislang nicht vor.

Allgemein empfiehlt die Polizei im Hinblick auf die in den nächsten Tagen angekündigten Unwetterwarnungen leichte Gegenstände im Freien, wie zum Beispiel Mülltonnen, Gartenmöbel oder auch Spielgeräte, windgeschützt aufzustellen oder entsprechend zu sichern. Zudem sei für Verkehrsteilnehmer auf bewaldeten Strecken Vorsicht geboten.

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Lahn-Dill-Kreis

Ab 3.20 Uhr meldeten Verkehrsteilnehmer und Anwohner der Polizei umgekippte Bäume, umherfliegende Baustellenbeschilderungen und andere Gefahrenstellen - die Einsätze und Meldungen verteilten sich über den gesamten Bereich des Lahn-Dill-Kreises. Feuerwehren und Straßenmeistereien übernahmen diejenige Fälle, bei denen die Polizeistreifen oder die Mitteilenden die Hindernisse nicht selbst beiseite räumen konnten.

In Dillenburg mussten derweil gegen 4.45 Uhr Bauhof, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) zu einem umgestürzten Baum in der Döngesstraße ausrücken. Der Baum war auf ein Hausdach gestürzt und hatte zudem Fenster des Hauses beschädigt. Personen seien, so die Polizei, nicht verletzt worden.

Erhebliche Schäden: In der Dillenburger Döngesstraße fällt ein umgestürzter Baum auf ein Haus. Einsatzkräfte müssen ihn zerlegen. Foto: Stadt Dillenburg
Erhebliche Schäden: In der Dillenburger Döngesstraße fällt ein umgestürzter Baum auf ein Haus. Einsatzkräfte müssen ihn zerlegen. (© Stadt Dillenburg)

Auf der Landstraße zwischen Wetzlar-Blasbach und Hohenahr blockierte ein Baum die Fahrbahnen. Bei dem Versuch zu wenden, geriet ein Lkw-Fahrer in den Straßengraben und fuhr sich fest. Auf der B255 zwischen Driedorf und Herborn blockierte ein Baum die Fahrbahn: Ein Autofahrer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und stieß mit dem Baum zusammen.

In der Allendorfer Straße in Haiger hat der Sturm derweil einen Altkleidercontainer umgeweht. Ein Verkehrsteilnehmer schob den Container, so die Polizei, von der Fahrbahn. Ebenfalls in Haiger, allerdings in der "Klingelwiese", wehte der Sturm ein Trampolin aus einem Garten durch die Luft auf die Straße. Eine Streife der Dillenburger Polizei sammelte das Gerät ein, zu Schäden sei es nach ersten Erkenntnissen nicht gekommen.

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Mit dem Schrecken ist indes ein Fahrzeugführer heute in den frühen Morgenstunden auf der B49 davongekommen, als ein Baustellenschild gegen die Seitenscheibe seines Fahrzeugs geschleudert wurde. Die Scheibe zerbarst, verletzt wurde laut Polizei niemand.

"Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Bäume umfallen. Für die kommende Nacht gehen wir von ähnlichen Wetterverhältnissen aus. Die Einsatzkräfte sind grundsätzlich einsatzbereit."

Harald Stürtz, Abteilungsleiter und Kreisbrandinspektor

Am frühen Nachmittag teilte die Pressestelle des Lahn-Dill-Kreises mit, dass noch einige Straßenabschnitte gesperrt seien. Zudem ist es am frühen Morgen laut der Verkehrsgesellschaft Lahn-Dill-Weil mbH (VLDW) zu Beeinträchtigungen im Buslinienverkehr gekommen.

Trotz des nachlassenden Windes rechne die Abteilung Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz des Kreises vor allem in der kommenden Nacht immer noch mit vereinzelten Sturmböen und teilweise mit Gewittern. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Bäume umfallen. Für die kommende Nacht gehen wir von ähnlichen Wetterverhältnissen aus. Die Einsatzkräfte sind grundsätzlich einsatzbereit", erklärte Abteilungsleiter und Kreisbrandinspektor Harald Stürtz.

Landkreis Marburg-Biedenkopf

Bei den meisten Anrufen, die ab 0.30 Uhr bei der Polizei eingingen, handelte es sich um abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume - betroffen sei, so die Polizei, der gesamte Landkreis. In einem Fall wehte es sogar einen Hochsitz auf die Straße. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf teilte derweil am Donnerstagnachmittag mit, dass die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis insgesamt 93 Einsätze bearbeitet haben.

Die L 3288 zwischen Bottenhorn und Rachelshausen und die B 453 in Holzhausen waren wegen umgefallener Bäume gesperrt.

Ein auf eine Oberleitung gekrachter Baum sorgte in Münchhausen und am Christenberg für einen Stromausfall.

Um 4 Uhr kollidierte indes ein Lastwagen auf der Hautptstraße in Gladenbach-Mornshausen mit einer durch den Sturm bereits abgeknickten Ampel.

Trotz des anhaltenden böigen und starken Windes hatte sich die Einsatzlage, so die Polizei, am Vormittag beruhigt. Trotz allem forderte sie Fahrer aufgrund des über die Ufer tretenden Wassers und dem witterungsbedingt weiter schnell steigenden Wasserpegels der Lahn dazu auf, noch auf den Parkplätzen am Lahnvorland abgestellte Fahrzeuge unverzüglich zu entfernen. Das hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie erwartet indes aufgrund der vorhergesagten starken Regenfälle am Wochenende ein Überschreiten der ersten Hochwasserwarnstufe (4,00 Meter) am Marburger Pegel am Montagmorgen, 21. Februar. Die Prognose geht von einem Höchststand in der Nacht zum Dienstag von etwa 4,50 Metern aus.

Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Bad Laasphe während des Sturmtiefs "Ylenia". Foto: Freiwillige Feuerwehr Bad Laasphe
Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Bad Laasphe während des Sturmtiefs "Ylenia". (© Freiwillige Feuerwehr Bad Laasphe)
Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Bad Laasphe während des Sturmtiefs "Ylenia". In diesem Fall am Heiligenborn. Foto: Freiwillige Feuerwehr Bad Laasphe
Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Bad Laasphe während des Sturmtiefs "Ylenia". In diesem Fall am Heiligenborn. (© Freiwillige Feuerwehr Bad Laasphe)

Bahnverkehr: Verspätungen und Zugausfälle

Sturmtief "Ylenia" hat auch im Bahnverkehr in Teilen Hessens für Verspätungen und Zugausfälle gesorgt. Wie die Deutsche Bahn auf ihrer Website mitteilte, müsse unter anderem zwischen Neustadt und Stadtallendorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf sowie zwischen Langgöns und Butzbach mit Verspätungen und Teilausfällen gerechnet werden. Hier waren der Regionalexpress 30 sowie die Regionalbahnlinien 40, 41 und 49 betroffen.

Sturmtief „Ylenia“ hat auch im Bahnverkehr in Teilen Hessens für Verspätungen und Zugausfälle gesorgt. Symbolfoto: dpa
Sturmtief „Ylenia“ hat auch im Bahnverkehr in Teilen Hessens für Verspätungen und Zugausfälle gesorgt. (© Symbolfoto: dpa)

Schulen: Präsenzunterricht ausgesetzt

Frühzeitig hatte am Mittwochmorgen der Landkreis Marburg-Biedenkopf in Absprache mit der Stadt Marburg und dem zuständigen Schulamt bekanntgegeben, dass man aufgrund des vorausgesagten Sturms die Präsenzpflicht für Donnerstag und Freitag aussetze. Das Staatliche Schulamt in Weilburg hatte sich wegen des Sturmtiefs in Abstimmung mit dem Lahn-Dill-Kreis und dem Landkreis Limburg-Weilburg dann am Mittwochabend dazu entschieden, den Präsenzunterricht für Donnerstag und Freitag auszusetzen und stattdessen auf Distanzunterricht zu wechseln. Der Unterschied zwischen Marburg-Biedenkopf und den Landkreisen Lahn-Dill und Limburg-Weilburg: Die Schulen in Marburg-Biedenkopf haben grundsätzlich offen, Eltern können entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken.

Landkreis Limburg-Weilburg

Vergleichsweise glimpflich ist nach Auskunft von Polizei und Feuerwehr die Sturmnacht im Kreis Limburg-Weilburg ausgegangen. Die Einsatzkräfte hätten vor allem ausrücken müssen, um die Straßen von umgestürzten Bäumen zu befreien. Verletzte habe es keine gegeben. Kreisbrandinspektor Georg Hauch berichtet, dass am frühen Morgen acht Feuerwehren im Einsatz gewesen seien.

In Limburg fiel ein Baum auf ein Auto. Auf einem Parkplatz an der B49 bei Ahlbach kippte ein Lkw-Anhänger um. Auf der K412 bei Ahausen, der L3022 kurz vor Steinbach, der K423 vor Kubach und der L3021 bei Weilmünster versperrten umgestürzte Bäume die Fahrbahn. Auf der L3063 zwischen Laubuseschbach und Weilrod fuhr sich nach Angaben der Polizei ein Transporter in umgestürzten Bäumen fest, als der Fahrer wenden wollte. Auf der Hauptstraße im Weilburger Stadtteil Kubach kam ein Bus nicht weiter - auch hier lag ein Baum quer auf der Fahrbahn. Auf der B49 bei Runkel riss bei einem Lkw die Plane ab und flog auf die Straße.

Am frühen Donnerstagmorgen um 4.54 Uhr fiel derweil in Teilen von Eisenbach, Haintchen, Münster, Niederselters, Villmar, Weyer und Wolfenhausen der Strom aus. Wie die Syna GmbH mitteilte, war ein Baum in eine Freileitung gefallen. Mithilfe von Netzumschaltungen und dem Einsatz des Syna-Service-Teams vor Ort habe der Großteil der Betroffenen nach 90 Minuten wieder versorgt werden können.

Landkreis Gießen

Im Landkreis Gießen gingen, wie die Polizei mitteilte, etwa 20 Meldungen zu Schäden und Gefahren ein. Polizeistreifen hoben kleinere Bäume oder Äste von den Straßen, trugen weggewehte Baustellenabsperrungen von der Fahrbahn und sperrten Straßen, während Feuerwehrkräfte mit der Beseitigung größerer Bäume beschäftigt waren. Auch im Laufe des Vormittags mussten einzelne Straßen gesperrt werden.

In Linden verletzte sich ein Autofahrer leicht, als er gegen 4.50 Uhr mit einem umgefallenen Baum im Leihgestener Weg zusammenstieß. Er kam in ein Krankenhaus, am Auto entstand ein Totalschaden.

Auf der K22 in Gießen in Richtung B49 fiel derweil ein Baum auf die Straße, als dort gegen 10.30 Uhr ein 55-jähriger Opelfahrer entlangfuhr. Der Fahrer blieb unverletzt, am Vivaro entstand ein Totalschaden (12 000 Euro). Für die Dauer der Aufräum- und Abschlepparbeiten blieb die Straße gesperrt.

A5 in Richtung Frankfurt: Lkw umgekippt

Auf der A5 zwischen den Anschlussstellen Friedberg und Bad Homburger Kreuz ist am Donnerstagmorgen ein Lkw umgekippt. Foto: Patrick Sitte/5vision.Media/dpa
Auf der A5 zwischen den Anschlussstellen Friedberg und Bad Homburger Kreuz ist am Donnerstagmorgen ein Lkw umgekippt. (© Patrick Sitte/5vision.Media/dpa)

Wie die Polizei mitteilte, ist auf der A5 bei Friedrichsdorf am frühen Donnerstagmorgen ein mit Styroporplatten beladener Lkw umgekippt. Der Unfall in Fahrtrichtung Frankfurt ereignete sich gegen 5 Uhr zwischen den Anschlussstellen Friedberg und dem Bad Homburger Kreuz. Der aus dem Raum Wetzlar stammende 40-jährige Lkw-Fahrer wurde, so die Polizei, nach bisherigen Erkenntnissen leicht verletzt und kam vorsorglich in ein Krankenhaus, welches er aber zeitnah wieder verlassen konnte. Nachdem die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle gegen 12.45 Uhr abgeschlossen waren, konnte die Fahrbahn für den Verkehr wieder freigegeben werden.

Von red/stew/dpa/hs