Uni-Parkplätze nicht mehr für lau?

Mit der Rückkehr der Präsenzvorlesungen haben sich auch die großen Parkplätze der Universität wieder gefüllt, wie hier am Philosophikum I. Die Nutzung ist bislang weder auf bestimmte Nutzergruppen beschränkt noch kostenpflichtig. © Oliver Schepp

Mit rund 5000 Stellplätzen verfügt die Gießener Uni über ein großes Parkplatzreservoir - bislang kostenfrei. Jetzt prüft die Hochschule eine Bewirtschaftung ihrer Parkflächen.

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GIESSEN. Gießen. Ein Freitagabend an der Licher Straße. Die Restaurants und Pizzerien am Lutherberg füllen sich, im direkten Umfeld ist kein Fitzelchen Parkraum mehr frei, Bürgersteige und Fußgängerfurten sind zugeparkt. Ortskundige Besucher der Gastronomiebetriebe, die auch bereit sind, mal 50 Meter zu Fuß zu gehen, wissen, wie man sich dem Stress der Parkplatzsuche und der "Knöllchen"-Gefahr einfach entziehen kann. Denn um diese Uhrzeit sind viele Parkplätze in der westlichen Ecke des Unicampus der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften frei. Auch an anderen Stellen im Stadtgebiet werden Parkflächen der Universität oder auch der THM nicht nur von Hochschulangehörigen, sondern quasi multifunktional von Anwohnern und deren Gästen, von Nachtschwärmern oder Besuchern von Sportveranstaltungen genutzt, und zwar kostenlos.

Mittelfristig wird sich das wohl ändern. Denn an der Justus-Liebig-Universität gibt es Überlegungen, eine Parkraumbewirtschaftung einzuführen, zunächst für die großen Parkplätze des Philosophikums an der Rathenaustraße. "Wir sind jetzt, wo Forschung und Lehre wieder im Normalbetrieb laufen, dabei, auch am Philosophikum erste Schritte in Richtung einer Parkraumbewirtschaftung konzeptionell zu prüfen. Der hierfür notwendige interne Abstimmungsprozess wird zeitnah angestoßen werden", erklärt Unisprecherin Lisa Dittrich.

Dittrich macht darauf aufmerksam, dass die Nutzung von Uniparkplätzen jetzt schon stellenweise beschränkt ist. "Wir betreiben seit einigen Jahren Schrankenanlagen an Parkplätzen der JLU - etwa am Hauptgebäude oder am Campusbereich Seltersberg im Bereich des Klinikums. Das ist nicht neu und wird auch für das Philosophikum ins Auge gefasst", sagt Dittrich. Im Bereich der Geisteswissenschaften - Stichwort Campus der Zukunft - habe es in den vergangenen Jahren umfangreiche Bauarbeiten und die Sondersituation der Pandemie gegeben, während der die Verfügbarkeit der Parkplätze am Philosophikum so gut wie keine Rolle gespielt habe, fügt Dittrich hinzu.

An der JLU gibt es laut der Sprecherin rund 5000 Stellflächen, die weit überwiegend auch der studentischen Nutzung zur Verfügung stehen. Dittrich: "Parkgebühren für Studierende oder Beschäftigte erheben wir im Moment nicht." Es gebe an einzelnen Campusbereichen begrenzte Parkflächen, die nur für Beschäftigte vorgesehen sind, und an zwei Stellen - Dittrich nennt das Unizentrum am Hauptgebäude in der Ludwigstraße und das Zeughaus am Landgraf-Philipp-Platz - Parkplätze, für die externe Nutzerinnen und Nutzer zahlen müssen. Studierende hätten dort die Möglichkeit, ihre Parktickets etwa im Rahmen von Lehrveranstaltungen entwerten zu lassen.

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Gut ein Fünftel kommt mit dem Auto

Die Hochschule, die sich das große Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, sieht sich in der Pflicht, auch den Zielverkehr, der von außen kommt, in den Blick zu nehmen. Im Binnenverkehr hat sich zuletzt einiges getan: Eingeführt wurden das Fahrradleihsystem und von Stadt und SWG die Uniexpress-Buslinie, die zwischen Rathenaustraße und Bahnhof pendelt. "Natürlich gibt es noch nicht von allen Herkunftsorten eine gute oder gar sehr gute ÖPNV-Anbindung. Und da ja auch Parkplätze ausreichend und kostenlos vorhanden sind, bevorzugen einige noch das Auto", sagte Prof. Peter Winker, erster Nachhaltigkeitsbeauftragter der JLU, Ende 2021 in einem Interview.

Eine Umfrage unter den Studierenden der JLU, die vor der Pandemie durchgeführt wurde, ergab, dass sich am Mobilitätsverhalten seit dem Wintersemester 2011/12 kaum etwas verändert hat. Gut ein Fünftel kommt nach wie vor mit dem Auto zu den Vorlesungen, mehr als 40 Prozent mit dem öffentlichen Personennahverkehr, der dank Semesterticket stark vergünstigt genutzt werden kann, ein Viertel mit dem Rad und etwas mehr als zehn Prozent gehen zu Fuß.

Der Allgemeine Studierendenausschuss der JLU will in diesem Jahr eine weitere Umfrage durchführen. In die Überlegungen der Uni-Leitung zur Parkraumbewirtschaftung ist der AStA laut Verkehrsreferent Oliver Jenschke noch nicht eingebunden worden: "Wir sind gerade dabei, eine eigene Positionierung zu dem Thema auszuarbeiten".

Von Burkhard Möller