Flörsheimer Winzer will Wein im Beutel in Region etablieren

aus Weinx1

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Winzer Reiner Flick hat eine Weißwein- und eine Rosé-Cuvee in die Kunststoffbeutel gefüllt.
© Jens Etzelsberger

Weißwein aus dem Kunststoffbeutel? Für Winzer Reiner Flick eine praktische Erfindung, die auch noch gut fürs Klima ist. Wieso er künftig auf den Wein um Beutel setzen will.

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Flörsheim. Ist es nach dem Schraubverschluss der nächste schwere Kulturbruch in Sachen Wein oder eine der vielversprechendsten Innovationen auf dem deutschen Weinmarkt? Der Wickerer Winzer Reiner Flick muss nicht lange überlegen. Für ihn ist der „Pouch”, die englische Bezeichnung für Beutel, eine Verpackungsform, die für ausgewählte Weine eine Reihe von Vorteilen bietet. Dabei sei er erst selbst skeptisch gewesen, als ihn ein asiatischer Händler, der sich wegen des Verbots von Glasflaschen im öffentlichen Raum sorgte, um eine Abfüllung in Kunststoffbeuteln bat.

Deutliche CO₂-Einsparung gegenüber der Flasche

Er habe zunächst um das Image des Produktes Wein gefürchtet, erinnert sich Flick. Doch nach intensiverer Recherche seien nur noch Vorteile übrig geblieben, so Flick. Der mit Abstand wichtigste Aspekt sei die durch den 1,5 Liter fassenden Weinbeutel zu erreichende CO₂-Einsparung. Die Glasflasche und deren Handling seien für etwa 45 Prozent der gesamten CO₂-Emissionen eines Weingutes verantwortlich, so Flick. Und eine CO₂-neutrale Glasflasche sei nicht zu haben. Mit der Verwendung des samt integrierten Zapfhahns nur 35 Gramm schweren Weinbeutels ließen sich dagegen, im Vergleich zur Glasflasche, 80 Prozent CO₂, 60 Prozent Wasser und 76 Prozent Energie einsparen. Schon aus diesen Gründen sei der Beutel ein wichtiger Bestandteil der Weinwelt der Zukunft. Geld spare der Pouch obendrein. Für eine 0,7 Liter Weinflasche aus Glas müssten 52 Cent kalkuliert werden. Ein Pouch mit 1,5 Liter Inhalt koste dagegen 89 Cent. Und das Recycling sei problemlos über den Gelben Sack möglich, so Flick.

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Im Export schon länger üblich

In anderen Ländern stehe man dem Beutelwein aufgeschlossen gegenüber. Auch viele deutsche Winzer würden für den Export schon heute in Beutel füllen. Jetzt will Flick die Kunststoffverpackung auch auf dem deutschen Markt etablieren und sieht sich dabei an der Spitze der Bewegung. Nur ein weiteres Weingut sei ihm bekannt, das in Deutschland Wein im Pouch anbiete. Dabei ist der Rebensaft in der Kunststoffblase nichts völlig Neues und als Bag-in-Box schon seit Jahren am Markt. Bei diesem System, das meist mit Volumen von drei und fünf Litern arbeitet, steckt eine Kunststoffblase in einer Kartonverpackung. Flick findet seine Beutellösung mit 1,5 Liter Inhalt nicht nur niveauvoller, sondern auch viel besser zu handhaben.

Nicht nur, weil der Beutel noch klein genug für Kühltaschen, Picknickkörbe, Eisfächer und kleinere Kühlschränke ist, sondern weil er durch die fehlende Pappverpackung auch völlig unempfindlich gegen Nässe sei. Auch für den Weingenuss in Glasverbotszonen sei der Pouch eine ideale Lösung. Vier Wochen sei der Wein in dem Beutel nach Anbruch haltbar, sagt Flick, der darin eine ideale Verpackung für einen Alltagswein sieht. Bisher hat er mit der neuen Füllanlage, die er sich für die Beutellösung angeschafft hat, rheinhessische Cuvees verpackt. Eine große Warenhauskette habe schon Interesse bekundet.

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Im kommenden Jahr soll auch Wickerer Wein in den Beutel kommen

Im kommenden Jahr soll auch ein Wickerer Gutswein in den Beutel kommen. Ganz abgelöst wird die Glasflasche durch den Pouch aber nicht werden. Weine, die länger gelagert werden sollen, müssten auch weiter in Glas gefüllt werden, sagt Flick. Doch auch bei der Glasflasche will Flick die Ökobilanz verbessern und experimentiert mit dem Spülen und Wiederbefüllen der Flaschen.