Sturmtief "Zeynep": Die Lage in Mittelhessen

Zahlreiche Bäume, wie hier auf der L 3376 zwischen Aßlar-Bechlingen und Aßlar-Oberlemp, sind am Freitagabend durch Sturm "Zeynep" auf die Straßen gestürzt. Vier Menschen wurden bei Unfällen verletzt. Foto: Lahn-Dill-Kreis
© Lahn-Dill-Kreis

Starke Sturmböen sind über Deutschland gefegt und haben auch in Mittelhessen Schäden verursacht. Zahlreiche Anrufe sind bei den Leitstellen eingegangen. Ein Überblick.

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MITTELHESSEN. Orkantief "Zeynep" ist am Freitag sowie in der Nacht auf Samstag mit Kraft über Hessen gebraust und hat vielerorts Spuren hinterlassen: unter anderem Verkehrsunfälle, zahlreiche wegen umgestürzter Bäume gesperrte Straßen, gestrichene Bahn- und Flugverbindungen, abgedeckte Dächer. So auch in den mittelhessischen Landkreisen Lahn-Dill, Limburg-Weilburg und Marburg-Biedenkopf.

Insgesamt sei "Zeynep" in Hessen "ein bisschen stärker" gewesen als Sturmtief "Ylenia" in der Nacht zum Donnerstag, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Samstag in Offenbach.

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Lahn-Dill-Kreis

Zwei Unfälle wegen umgestürzter Bäume mit insgesamt vier Verletzten hatte die Zentrale Leitstelle in Wetzlar am Freitagabend bis 21 Uhr verzeichnet. Der erste Unfall ereignete sich am Abend auf der L 3451 von Braunfels kommend Richtung Weilburg-Bermbach auf Höhe des Tiergartens. Ein Baum stürzte auf ein Auto, die Feuerwehr musste die eingeschlossenen Fahrzeuginsassen befreien. Später fiel zwischen Hüttenberg-Weidenhausen und Wetzlar ein Baum auf ein Auto. Auch hier wurden zwei Personen im Fahrzeug eingeschlossen. Im Einsatz waren die Feuerwehr sowie der Rettungsdienst.

Bei einem Unfall zwischen zwischen Hüttenberg-Weidenhausen und Wetzlar wurden zwei Personen verletzt. Foto: Freiwillige Feuerwehr Gemeinde Hüttenberg
Bei einem Unfall zwischen zwischen Hüttenberg-Weidenhausen und Wetzlar wurden zwei Personen verletzt.
© Freiwillige Feuerwehr Gemeinde Hüttenberg

In Haiger musste die Feuerwehr unter anderem auch wegen eines teilweise abgedeckten Flachdachs auf einem Industriegebäude ausrücken, das aktuell jedoch leer steht.

In Haiger musste die Feuerwehr unter anderem wegen eines teilweise abgedeckten Flachdachs ausrücken. Foto: Fritsch
In Haiger musste die Feuerwehr unter anderem wegen eines teilweise abgedeckten Flachdachs ausrücken.
© Fritsch

Sturmtief "Zeynep" hatte bereits seit dem Nachmittag für etliche Schäden gesorgt, zu denen die Freiwilligen Feuerwehren im Lahn-Dill-Kreis ausrücken mussten. Zahlreiche Bäume stürzten auf die Straßen, die von den Freiwilligen Feuerwehren beseitigt werden mussten. Mehrmals mussten Autobahn- und Straßenmeistereien wegen umgestürzter Bäume ausrücken. Außerdem drohte, ein Kamin abzustürzen, ein Gerüst einzustürzen, zwei Dachfenster flogen weg, ein Fahrzeug drohte, umzustürzen.

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Auch in der Nacht zum Samstag mussten die Feuerwehren aus dem Lahn-Dill-Kreis, so eine Kreis-Sprecherin, zu weiteren Einsätzen ausrücken. Drei Mal mussten sie Hilfe wegen umgestürzter Bäume leisten, drei weitere umgestürzte Bäume konnten die Straßenmeistereien beseitigen.

Allgemein verteilten sich die Schäden nach Angaben der Kreis-Pressestelle über das gesamte Kreisgebiet: In Haiger, Herborn, Sinn, Wetzlar, Hüttenberg, Braunfels, Aßlar, Hohenahr, Dillenburg, Greifenstein, Leun und Ehringshausen mussten die Einsatzkräfte ausrücken.

Am Samstagmorgen waren nach Angaben einer Pressesprecherin des Lahn-Dill-Kreises noch drei Straßen gesperrt: K 363: Oberwetz Richtung Oberkleen L 3044: Breitscheid Richtung Gusternhain L 3284: Nauborn Richtung Reiskirchen

Sturmschäden durch "Zeynep" musste am Samstagvormittag auch der Skiclub Ewersbach beklagen, mehrere Bäume waren auf den Skilift an der Piste auf dem Eichholzkopf (Dietzhölztal) gefallen.

Mehrere Bäume sind auf den Skilift des SC Ewersbach gefallen.  Foto: Frank Rademacher
Mehrere Bäume sind auf den Skilift des SC Ewersbach gefallen.
© Frank Rademacher

Laut der Gefahrenabwehr des Lahn-Dill-Kreises habe sich die Lage am Samstagmorgen im gesamten Kreisgebiet wieder entspannt, wie der Kreis mitteilte.

Kreis Marburg-Biedenkopf

Die Polizei Marburg hat insgesamt 14 Einsatze in ihrem Zuständigkeitsgebiet registriert, zu größeren Schäden durch den Sturm sei es aber nicht gekommen. Unter anderem wurden zwei Autos durch Bäume beschädigt, auch eine Dachrinne ging kaputt. Zwischenzeitlich musste zudem ein Fahrstreifen auf der B 3 Höhe Fronhausen gesperrt werden, ein Baum war auf die Fahrbahn gefallen.

Wie der Landkreis Marburg-Biedenkopf am Samstagvormittag mitteilte, wurden die Feuerwehren bis Samstagmorgen zu insgesamt 76 Einsätzen im Zusammenhang mit dem Sturm gerufen. Besondere Schwerpunkte der Sturmeinsätze konnten, wie es weiter in der Mitteilung heißt, nicht festgestellt werden.

Seit Freitagnachmittag waren die Feuerwehren, so ein Kreis-Sprecher, immer wieder im Einsatz, um etwa umgefallene Bäume oder abgebrochene Äste von Straßen zu räumen oder umgestürzte Verkehrsschilder zu beseitigen. Auch Schäden an Dächern oder umgekippte Bauzäune sorgten für Arbeit bei den Feuerwehren.

Wegen umgestürzter Bäume sind auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf Straßen gesperrt. Am Samstagmorgen (Stand 8.30 Uhr) betraf dies folgende Straßen: B 453: Gladenbach Richtung Dautphetal, zwischen dem Abzweig nach Bellnhausen und dem Abzweig nach Herzhausen K 109: zwischen B253 in Ludwigshütte und dem Abzweig Wallau (Lahn) L 3342: zwischen Mengsberg und Lischeid

Kreis Limburg-Weilburg

Wie die Polizei am Samstagmittag mitteilte, ist es infolge des Sturmes im gesamten Kreisgebiet zu einer Vielzahl von Einsätzen der Feuerwehren, insbesondere wegen umgestürzter Bäume, gekommen. So war etwa die L 3022 zwischen Waldbrun-Ellar und Hadamar-Steinbach bis Samstag um 9.50 Uhr wegen eines umgestürzten Baumes voll gesperrt. Auch im Ahlbacher Weg in Dehrn war ein Baum umgestürzt und lag quer über der Straße; Anwohner, so die Polizei, übernahmen die Aufräumarbeiten, die Gefahrenstelle war zudem für zwei Stunden durch eine Streife der Polizei Limburg abgesichert.

Warnung vor Hochwasser

Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Wiesbaden hat vor möglichem Hochwasser gewarnt.  Symbolfoto: dpa
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Wiesbaden hat vor möglichem Hochwasser gewarnt.
© Symbolfoto: dpa

Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Wiesbaden hatte derweil vor möglichem Hochwasser gewarnt. Man gehe davon aus, "dass nach vorübergehender Entspannung der Hochwasserlage in Hessen die Wasserstände in weiten Teilen des Landes ab Sonntagnachmittag erneut stark ansteigen werden", hatte eine Sprecherin gesagt.

Nach Angaben des Hessische Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie befinden sich die Pegel für Lahn und Dill am Samstag aktuell an manchen Stellen bei Meldestufe 1. Wie der Lahn-Dill-Kreis am Samstagmittag mitteilte, müsse am Sonntag mit Hochwasser an Lahn und Dill zu rechnen sein. Prognostiziert sei, so der Kreis in seiner Mitteilung, dass die Pegel die Meldestufe 2 überschreiten könnten.

Das Hochwasserportal Hessen nennt drei Meldestufen: Meldestufe 1: Meldebeginn, stellenweise gibt es kleine Ausuferungen Meldestufe 2: größeres Hochwasser, ufernahe Grundstücke werden großflächig überflutet, auf Gemeinde- und Hauptverkehrsstraßen kann es zu leichten Verkehrsbehinderungen kommen, einzelne Gebäude sind gefährdet, Keller können überflutet werden Meldestufe 3: außergewöhnliches Hochwasser, bebaute Gebiete werden in größerem Umfang überflutet, Sperrung von überörtlichen Verkehrsverbindungen

Windgeschwindigkeiten in Hessen

In der ersten Nachthälfte wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Frankenberg (Landkreis Waldeck-Frankenberg) Windgeschwindigkeiten von bis zu 132 Stundenkilometern gemessen. In Lautertal im Vogelsberg wurden Böen mit 124 Stundenkilometern registriert, im rund 30 Kilometer entfernten Homberg (Ohm) 116 Stundenkilometer. Auf Hessens höchstem Berg - der 950 Meter hohen Wasserkuppe in der Rhön - blies der Wind zeitweise mit 119 Stundenkilometern.

In Süd- und Mittelhessen machten sich die Ausläufer des Tiefs nach Darstellung eines DWD-Meteorologen hingegen weniger bemerkbar. Dort sorgte allerdings eine durchziehende Kaltfront am späten Freitagnachmittag für heftigen Wind. So wurden etwa am Frankfurter Flughafen Böen mit einer Geschwindigkeit von 122 Stundenkilometern gemessen.

Ab 118 Stundenkilometer sprechen Meteorologen von einer Orkanböe.

Von red/dpa/stew