Die letzte Veranstaltung des Kulturvereins Lauterbach im Jahr 2019 war zugleich auch die humorvollste. Broom Bezzums war wieder zu Gast.
Von eig
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LAUTERBACH - Die letzte Veranstaltung des Kulturvereins Lauterbach im Jahr 2019 war zugleich auch die humorvollste. Nicht ohne Grund hatten sich die Verantwortlichen nach 2015 und 2016 zum dritten Mal die "Broom Bezzums" ins Haus geholt, denn das englische Folk-Band-Duo Andrew Cadie und Mark Bloomer ist ein Garant für gute Stimmung und gute Laune. Die beiden bezeichnen sich scherzhaft auch als "Brexit Refugees", denn sie wohnen schon seit langem in Rheinland-Pfalz, und haben hier 2005 auch ihr inzwischen preisgekröntes (unter anderem zweimal mit dem Deutschen Pop- und Rock-Preis) Ensemble gegründet.
Auf ihrer mittlerweile alljährlichen Weihnachtstournee "Winter Carol Tour" wird aus dem Duo ein Trio, indem eine Sängerin die beiden Musiker verstärkt. Eigentlich hätte am Samstagabend im Saalbau "Johannesberg" Eileen Healy aus Cork in Irland zusammen mit Andrew Cadie und Mark Bloomer auf der Bühne stehen sollen, doch musste sie krankheitsbedingt leider absagen. An ihrer Stelle spielte Emely Donoghue diesen Part, und sie spielte ihn nahezu so, als habe sie schon immer dazugehört. Auch Emely Donoghue stammt im Übrigen aus Irland und zwar aus Galway.
Die Lieder, die die dreiköpfige Formation spielte, waren fast ausschließlich der traditionellen Volksmusik der britischen Inseln entnommen und selbst komponiert - echte Folkmusik eben. Und sie hatten einen Bezug zur Weihnachts- und Winterzeit und dabei gleichzeitig rein gar nichts gemein mit dem monotonen Gedudel vom Band à la "White Christmas" in den Fluren großer Shoppingcenter. Mit ihrem Instrumentalstück "Christmas Day in Morning" holten sie die winterliche Stimmung von den Shetlandinseln in den Saal. Ein abrupter Tempowechsel folgte, und dann spielten sie den gleichen Titel noch einmal, dieses Mal aber in der englischen Variante.
Mit ihrer humorvollen Moderation, ganz und gar nicht "very British" im Sinne von steif oder unterkühlt, lockerten die Drei das gut zweistündige Konzert zusätzlich auf und bezogen dabei das Publikum aktiv in ihr Programm mit ein. Zum Teil auf äußerst kuriose Weise wie etwa in dem Augenblick, als Andrew Cadie die Zuschauer bat, als Refrain zu einem Lied einen Ruf auszustoßen, der so klingt wie das Aufjaulen eines kleinen Hundes, auf den aus Versehen jemand getreten ist. Eine kleine Einlage im Hunsrücker Dialekt sorgte für Verblüffung, denn so etwas hätte bei einer britischen Musikgruppe wohl kaum jemand erwartet. Kein Wunder allerdings: Die beiden gebürtigen Engländer Andrew Cadie und Mark Bloome haben im Hunsrück ihren Wohnsitz.
Auch zwei "Wassailings" gehörten zum Repertoire der "Broom Bezzums". Dabei handelte es sich um englische Volkslieder, die ursprünglich von den Ortsarmen bei einem Gang durch das jeweilige Dorf von Haus zu Haus gesungen würden, um sich die mitgebrachten Gefäße mit Trinkbarem füllen zu lassen. Und da dabei im Original Alkohol im Spiel ist, werden die Lieder zum Ende hin immer lustig. Die Gruppe hatte sowohl eine eher traditionelle als auch eine moderne Fassung davon im Gepäck. Zwischendurch tauschte Andrew Cadie dann seine Geige gegen einen Mini-Dudelsack ein und auch Emely Donoghue kam mit ihrer ausdrucksstarken Stimme und ihrer Mandoline zu einem Solo.
Der Auftritt der Drei war im übrigens keineswegs von plattem Klamauk geprägt, sondern ihre Lieder sind durchaus auch politisch akzentuiert. Als eines ihrer selbst so genannten "absoluten Lieblingslieder" brachten sie den Anti-Kriegs-Song "The Crow on the Cradle" von Sidney Cartner, den die meisten eher durch seinen Hymnus "Lord of the Dance" kennen. Auch mit dem Protestlied "Here we go again" setzte die Gruppe einen deutlichen Akzent. Da passte es ins Bild, dass Andrew Cadie, Mark Bloom und Emely Donoghue am Nachmittag vor ihrem Konzert in Lauterbach spontan einen Auftritt bei den Protestlern gegen den Weiterbau der A 49 im Danneröder Wald eingelegt hatten.
Die Stimmung im Saal stieg von Lied zu Lied immer mehr und viele Gäste bekundeten durch Ovationen und durch Mitsingen ihr Faible für die äußerst sympathischen Musiker, die zum dritten Mal, aber bestimmt nicht zum letzten Mal in die Vogelsberger Kreisstadt gekommen sind. Und so war der Titel der zweiten abschließenden Zugabe von den "Broom Bezzums" natürlich nur als Augenzwinkern gedacht: "Run if you can" - zum Weglaufen war das Konzert nämlich ganz und gar nicht.