Im 100. Jahr ihres Bestehens erstrahlt die Sickendorfer Heidbergkapelle in neuem Glanz (von links): Darüber freuen sich Hubertus Riedesel Freiherr zu Eisenbach von der Patronatsfamilie, Klaus Rockel vom Kirchenvorstand und Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. Festgottesdienst an Trinitatis mit drei Pfarrern (von links): Christine Müller, Theo Günther und Dekanin Dr. Dorette Seibert.
(Foto: Stoepler)
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SICKENDORF - (ws). Mit einem Festgottesdienst wurde im 100. Jahr ihres Bestehens die Restaurierung der Sickendorfer Heidbergkapelle gefeiert. Das Jugendstil-Kleinod erstrahlt nach der Sanierung in neuem Glanz, war aber für die zahlreichen Besucher des feierlichen Gottesdienstes zu klein. So feierte die Gemeinde den Sonntag „Trinitatis“, das Fest der Dreieinigkeit, in einem großen Zelt. Mit Dekanin Dr. Dorette Seibert, Pfarrerin Christine Müller und ihrem Vorgänger Theo Günther leiteten drei Seelsorger den Gottesdienst, auch die Patronatsfamilie war mit Hubertus, Henn und Dr. Berthold Riedesel dreifach vertreten. Besonders wurde das Engagement des Kirchenvorstands mit Vorsitzender Christel Bäuscher und Klaus Rockel gewürdigt.
Die Kapelle auf dem Heidberg ließ Gertrud Riedesel Freifrau zu Eisenbach nach dem Tod ihres 1916 gestorbenen Mannes Albrecht am Rande des Familienfriedhofes in Sickendorf errichten. Auf dem Friedhof ruhen auch fünf der sechs Söhne der Baronin, der jüngste wurde zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Russland vermisst gemeldet, erinnert Hubertus Riedesel Freiherr zu Eisenbach an das Schicksal seiner Patentante, die später Max Willich heiratete, der von den Sickendorfern liebevoll nur Onkel Max genannt wurde.
In Sickendorf selbst gab es keine Kirche. So gestattete 1966 Baronin Gertrud kurz vor ihrem Tod, die Kapelle für eine Taufe zu nutzen. Inzwischen sind 108 Kinder in der Kapelle mit ihren bemerkenswerten Glasfenstern und Stuckarbeiten getauft. 1967 fand die erste Hochzeit in dem Jugendstiljuwel statt, seither wurden hier 77 Ehen geschlossen. Die Kirchengemeinde übernahm das kleine Gotteshaus 1977 in Erbpacht und 2016 für einen symbolischen Preis von einem Euro. Zwischenzeitlich war auch die Glocke aus dem ehemaligen Schulgebäude des Lauterbacher Stadtteils installiert worden.
Der Zahn der Zeit nagte an dem historischen Gebäude, das Schieferdach wurde undicht. Die Sanierungskosten wurden zunächst auf 340 000 Euro geschätzt, die Baukosten stiegen schließlich auf 404 000 Euro, von denen die Landeskirche in Hessen und Nassau den Großteil übernahm, rund 90 000 Euro waren aber von den Sickendorfern zu stemmen, die sich dann über Zuschüsse der Denkmalpflege und mehr als 40 000 Euro an Spenden freuen konnten, wie Klaus Rockel erläuterte.
Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller und Erster Stadtrat Lothar Pietsch vertraten die Stadt Lauterbach. Vollmöller nannte das Kirchlein einen Platz, um vom Getriebensein des Alltags ausruhen zu können. „Die Kirche ist nicht nur Mittelpunkt des religiösen Lebens, sondern auch ein gesellschaftlicher Kraftspender“, erläuterte Vollmöller.