Preisübergabe an die Delegation aus Sickendorf, in der Mitte Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn, flankiert von Pfarrerin Christine Müller und Klaus Rockel.
(Foto: Stoepler)
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SICKENDORF/WIESBADEN - (ws). „Ein Unikat in der hessischen Denkmal-Landschaft“, wie es liebevoll Laudator Dr. Burkhard Preusler nannte, machte in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden Furore: die Heidbergkapelle aus dem 160-Seelen-Dorf Sickendorf im Vogelsberg. Die Jury des Hessischen Denkmalschutzpreises 2019 hatte dem Kleinod im Lauterbacher Stadtteil, wie berichtet, unter 30 Bewerbern den ersten Platz zugesprochen, für die Sickendorfer allerdings ein Titel ohne Mittel. Denn da die Kirchengemeinde Allmenrod-Sickendorf Eigentümerin des frisch renovierten Denkmals ist, also eine Körperschaft öffentlichen Rechts, durfte hier kein Preisgeld vergeben werden.
Mit zwei Autos war die Delegation in Sickendorf zur Preisverleihung im Biebricher Schloss aufgebrochen. Auch in diesem Jahr war die Schlossanlage am Rheinufer würdevoller Rahmen der Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises. Die Sickendorfer Delegation mit Pfarrerin Christine Müller, Ortsvorsteher Jens Ziemer, den Architekten Stephan Bessler und Fred Vey, PR-Expertin Andrea Reidt sowie Christel Bäuscher, Klaus Rockel und Regina Weller vom rührigen Kirchenvorstand war auf der Autobahn gut durchgekommen, so dass noch Zeit für den Besuch einer Eisdiele am Rheinufer blieb. Bei der Festveranstaltung, die vom Streichquartett des Landesjugendsinfonieorchester musikalisch umrahmt wurde, mussten die Sickendorfer bis ganz zum Schluss auf ihren Preis warten, denn die Heidbergkapelle war auf den ersten Platz gewählt worden.
Insgesamt waren drei Ehrenamtspreise für im Denkmalschutz engagierte Bürger vergeben worden. Deren Preisgeld hatte die hessische Staatskanzlei gestiftet. Für die Sanierer von herausragenden Baudenkmälern gab es dann aus Lotto-Mitteln zwei Siegerpreise und vier zweite Plätze, Ausdruck der hohen Qualität der diesjährigen Bewerber, wie es die Jury erläuterte. Ein Geldpreis fiel jedoch trotz höchsten Lobes für die Sickendorfer flach, weil den die Statuten nicht zuließen, obwohl die Kirchengemeinde noch ein Gutteil der Renovierungskosten finanzieren muss. Eine Urkunde und ein schweres Kupferschild helfen nun beim weiteren Einsammeln von Spenden. Der Mit-Erstplatzierte erhielt immerhin 6 500 Euro für das Wamboltsche Schloss in Groß-Umstadt, für die Zweitplatzierten, unter anderem der alte Schlachthof in Gießen, gab es 4 500 Euro. Für Sickendorf blieb dann noch das Plakat – Standfuß und Haltestange für ein sogenanntes Roll-up zur Präsentation des Werbeträgers mit dem Bild der Heidbergkapelle konnte die Lotto-Gesellschaft aber nicht entbehren.
Preisübergabe an die Delegation aus Sickendorf, in der Mitte Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn, flankiert von Pfarrerin Christine Müller und Klaus Rockel. Foto: Stoepler
Ein Schmuckstück: die Heidbergkapelle von innen. Foto:BEK
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Dr. Preusler, ehemaliger Diözesanbaumeister und Leiter der Bauabteilung des Bistums Fulda, hielt als Jurymitglied die Laudatio auf die 100 Jahre alte Kapelle, die nun wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist. Auch Wissenschaftsministerin Angela Dorn und Denkmalpflege-Präsident Dr. Markus Harzenetter bescheinigten den Preisträgern viel „Herzblut und Leidenschaft“ bei der Bewahrung historischer Bausubstanz. Wichtig sei es auch, für die erhaltenswerten Gebäude eine zeitgemäße Nutzung zu finden.
Die Sickendorfer Delegation nahm die Ehrung freudig, aber unaufgeregt entgegen. Der Einsatz und die viele Arbeit haben Anerkennung gefunden, die Aktiven sind zu recht stolz. Angesichts des Straßenverkehrs in der Landeshauptstadt versicherten sich die Teilnehmer aber, froh zu sein, auf dem Dorf und nicht in der Großstadt zu leben. Klaus Rockel war besonders angetan vom Grün des Biebricher Schlossparks. Wobei zugleich der Landwirt kalkulierte, wieviel Arbeitskraft denn die große Parkanlage braucht. Pfarrerin Müller fühlte sich vom Wasser des Rheins angezogen.
Auf der Heimfahrt drehten sich die Gedanken vor allem um die Anbringung der schweren Kupferplakette, die die Sickendorfer als Gewinner des Denkmalschutzpreises ausweist. Bei der Fertigung wurden hier vier kleine Gewinde für Schrauben vorgesehen. Nun müssen Experten befragt werden, wie die Plakette schonend und sicher an dem Baudenkmal angebracht werden könne.
Ansporn gab zum 34. Mal der hessische Denkmalschutzpreis. Eine reich bebilderte Broschüre informiert über die Preisträger von 2016 bis 2018. Christel Bäuscher vom Kirchenvorstand freut sich nun auf die nächste Ausgabe der Heftreihe. Denn da muss ja die Heidbergkapelle als Siegerprojekt gefeiert werden. Der Artikel ist bereits im Internet auf der Homepage des Landesamtes für Denkmalpflege zu lesen. Ein ausführlicher Artikel ist auch in der Online-Ausgabe von „Hessen Archäologie aktuell“. So konnten die Sickendorfer im Biebricher Schloss viele Glückwünsche für die Wiederherstellung ihres Jugendstil-Kleinods entgegennehmen.