Corona – letztes Jahr war es noch ein weit entfernter Begriff, den wir nur aus den Nachrichten kannten. Wie haben Jugendliche aus dem Vogelsbergkreis die vergangenen Monate erlebt?
Von Laura Maria Höhl
Dass es solche Konzerte wie das von Vincent Weiss auf unbestimmte Zeit nicht geben wird, war Anfang des Jahres undenkbar.
(Fotos: Höhl)
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LAUTERBACH - Letztes Jahr war es noch ein weit entfernter Begriff, den wir nur aus den Nachrichten kannten. Wir feierten Weihnachten und den Start ins neue Jahr mit unseren Liebsten. Auch die Geburtstagskinder aus dem Januar und Februar konnten ihr neues Lebensjahr noch gemeinsam mit Freunden und Familie begehen. Spätestens mit dem Lockdown im März war es dann mit den zwanglosen Feiern vorbei – der Begriff „Covid-19“ hatte sich nicht nur in unseren Sprachgebrauch geschlichen, sondern war auch mittlerweile in unserem Alltag angekommen. Wie haben Jugendliche aus dem Vogelsbergkreis die vergangenen Monate erlebt? Was hat sich durch die Auswirkungen der Pandemie in ihrem Leben verändert?
„Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es eine Zeit gibt, in der gar keine Konzerte oder Veranstaltungen stattfinden“, äußert sich die 20-jährige Mona Burkart aus Lauterbach. Musik ist ein wichtiger Teil in ihrem Leben, deswegen besucht sie regelmäßig Konzerte von Pop bis Rap. „Wenn eine riesige Arena das gleiche Lied singt, ist das einfach ein unbeschreibliches Gefühl“, versucht die Jugendliche, ihre Leidenschaft für Musikveranstaltungen in Worte zu fassen. Auch für dieses Jahr hatte sie sich vorgenommen, mehrere Musiker live auf der Bühne zu erleben, so zum Beispiel Vincent Weiss in Fulda. Die Konzerte sind entweder abgesagt oder auf nächstes Jahr verschoben worden. Die 20-Jährige hofft, dass bald wieder Konzerte im kleineren Rahmen und in anderem Umfang ermöglicht werden. Für Mona können sie nämlich durch nichts Vergleichbares ersetzt werden, wie zum Beispiel durch Onlineveranstaltungen vor dem Bildschirm. „Da fehlt für mich einfach das Gefühl“, erklärt sie. Die ausgefallenen Partys durch Corona vermisst sie hingegen kaum. Auch wenn sie noch Anfang dieses Jahres jedes Wochenende auf einer Feier war, ist sie dankbar dafür, dass sie durch Corona die Möglichkeit erhalten hat, diese Gewohnheit in Frage zu stellen. „Ich fand es sogar cool, zwangsweise auf einen anderen Weg gebracht zu werden“, schmunzelt Mona. Sie trifft sich stattdessen mit Freunden im kleineren Rahmen, zum Beispiel zu Cocktailabenden und freut sich darüber, dass der Austausch untereinander viel persönlicher wird. Außerdem nimmt sich die Lauterbacherin wieder mehr Zeit für sich selbst und liest wieder häufiger. Des Weiteren hat sie durch den Ausbruch der Corona-Pandemie die schönen Seiten Deutschlands kennengelernt. „Ich habe vorher immer gedacht, um etwas Schönes zu sehen, muss ich ins Ausland fahren“, meint Mona. So hat sie dieses Jahr ihren Urlaub dazu genutzt, Bamberg und Worms zu besuchen. Außerdem stehen noch Berlin und Dresden auf ihrer To-Do-Liste. Dennoch bedauert Mona, dass ihre geplante Asienreise dieses Jahr nicht mehr stattfinden kann.
Jonathan Schmelz aus Rimlos fehlen im Gegensatz zu Mona die ausgefallenen Partys und Feste sehr. Besonders bedauert er, dass die üblicherweise im September stattfindende Kirmes in Allmenrod dieses Jahr abgesagt werden musste. „Es war schon ein komisches Gefühl. Die Kirmes war ein festes Wochenende im Jahr, auf das man sich gefreut hat und das jetzt einfach weggebrochen ist“, bedauert der 17-Jährige, der seit drei Jahren Mitglied im Allmenröder Kirmesclub ist und die Veranstaltung deswegen eigentlich mit organisiert hätte.
Dass es solche Konzerte wie das von Vincent Weiss auf unbestimmte Zeit nicht geben wird, war Anfang des Jahres undenkbar. Fotos: Höhl
Mona Burkart
Jonathan Schmelz
Sophia Küster
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Auch der Backhausverein in Rimlos ist fester Bestandteil in Jonathans Leben. Umso trauriger ist er deshalb auch über den Ausfall des Backhausfestes. „Das war immer was Tolles im Jahr, weil man sich da im Dorf getroffen hat – ob Alt oder Jung“, meint der Jugendliche. Generell vermisst er die Geselligkeit und das Zusammensein mit vielen Menschen auf einer solchen Großveranstaltung. Außerdem hat er das Gefühl, dass er durch den Wegbruch dieser Feste viele Neuigkeiten verpasst, weil so seiner Meinung nach der Austausch über die Dörfer hinweg verloren gehe. Deswegen hat sich der Jugendliche mit seinen Freunden nach Alternativen für die Unternehmungen am Wochenende umgeschaut. So treffen sich die Jugendlichen nun zum Beispiel öfter in dem Restaurant „Die Mühle“ in Rimlos oder grillen bei sich zu Hause. „Während Corona habe ich das Dorf ganz anders erlebt“, sieht der Jugendliche auch positive Seiten an dem Ausbruch der Pandemie. Er hat sich gemeinsam mit Freunden an Ecken gesetzt, die er vorher nie so bewusst wahrgenommen hatte. Als Beispiel nennt er hierfür die „schöne Aussicht in Rimlos“ – eine Plattform mitten im Wald auf dem alten Berg, von der er die Landschaft bis zum Biehl nach Maar überblickt und einfach nur die Aussicht genießen kann.
Sophia Küster aus Heblos sieht den Gewinn an Corona in der Zeit, die sie sich zu Hause für schon länger geplante Erledigungen genommen hat, wie zum Beispiel renovieren, sortieren und ausmisten. Da die Turnhallen geschlossen waren, hat sich die 18-jährige Hobbyturnerin außerdem mehr der Bewegung an der frischen Luft gewidmet und hat beim Laufsport ganz neue Wege in der Natur entdeckt. Dennoch waren auch für sie die Auswirkungen der Pandemie zunächst eine große Umstellung. „Das war schon komisch, dass man am Wochenende einfach nur zu Hause war. Vorher ist man ja meisten mit seinen Freunden weggewesen und hat sich verabredet, um in einen Club oder auf eine Kirmes zu gehen“, erzählt die Jugendliche. Einschnitte gab es für die ehemalige Schülerin aus dem Abiturjahrgang 2020 auch bei den geplanten Abschlussveranstaltungen – sowohl die gemeinsam geplante Leistungskursfeier, der „Abistreich“ wie auch der Abiball durften nicht stattfinden. „Ich war schon sehr traurig. Die Schulzeit ist etwas, das man mit Freunden verbindet. Es ist schade, dass man den Abschluss nicht zusammen feiern und diesen besonderen Moment nicht miteinander teilen konnte“, meint Sophia. Dennoch ist sie sehr dankbar, dass ihre Schule eine feierliche Zeugnisübergabe in der Aula in einem kleineren Rahmen und den vorgeschriebenen Abstandsregelungen ermöglicht hat.