Bei der Veranstaltung hat es am Mittwoch einen schweren Unfall gegeben. Am Donnerstag hat der Rheinfrühling wieder seine Stände geöffnet.
MAINZ . Kirchenglocken läuten – aus einem Lautsprecher. Die Gemeinde sitzt auf Bierbänken und in kleinen Elektroautos, die fächerförmig zum Altar ausgerichtet sind. Statt Kerzen leuchten bunte Lichterketten. Die Szene auf der Fahrfläche des Autoscooters wirkt auf den ersten Blick unterhaltsam. Doch der Anlass für den Gottesdienst von Schausteller-Pfarrerin Christine Beutler-Lotz ist alles andere als fröhlich. Denn am Mittwochnachmittag ereignete sich auf dem Mainzer Rheinfrühling gegen 14.40 Uhr ein Unfall, bei dem ein Mitarbeiter des Fahrgeschäfts „Intoxx“ schwer verletzt wurde (wir berichteten).
Nach Polizei-Informationen wurde der Mann vom laufenden Fahrgeschäft erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Danach sei er auf einem Absperrzaun aufgekommen, berichtet Polizeisprecher Matthias Bockius. Bei dem „Intoxx“ handelt es sich um eine Überkopfschaukel mit einer Gondel, deren höchster Punkt bei 22 Metern liegt.
Mit Knochenbrüchen in die Uniklinik
Der verletzte Mann wird derzeit in der Uniklinik behandelt. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, weiß Marco Sottile, Sprecher der Interessengemeinschaft Mainzer Schausteller: „Er hat keine Kopfverletzungen und auch keine inneren Verletzungen. Dafür mehrere Knochenbrüche.“ Alles in allem habe der Kollege großes „Glück im Unglück“ gehabt.
Polizeisprecher Bockius lobt vor allen Dingen das Verhalten der unmittelbaren Zeugen des Vorfalls: „Es haben sich viele Ersthelfer zusammengefunden, die sofort einen Sichtschutz aufgebaut haben.“ Sottile war einer von ihnen und ihm steckt der Schock noch in den Knochen. „Dass sich mal jemand den Finger klemmt, kommt vor. Aber einen solchen Arbeitsunfall habe ich noch nicht erlebt.“ Auch Patricia Bauer, die mit ihrem Mann den Stand „Cookie Dough“ 100 Meter von der Riesenschaukel entfernt betreibt, hat das Unglück mitbekommen. „Wir haben das Publikum schreien gehört und mein Mann ist sofort losgerannt“, erzählt die 33-Jährige. Minuten später erfuhr sie erst, was passiert ist. „Der Mann hatte 27 Schutzengel.“
Familientag mit ermäßigten Fahrpreisen
Stolz ist Sottile, dass die Räumung des Festgeländes mit rund 7500 Gästen ganz in Ruhe binnen zwölf Minuten abgelaufen sei. Gegen 18 Uhr wurde der Rheinfrühling aus Pietätsgründen geschlossen. Am heutigen Donnerstag ist das Fest in Absprache mit der Stadt wieder normal geöffnet, sagt der Schausteller: „Wir möchten den Familientag mit ermäßigten Fahrpreisen, der gestern abgebrochen wurde, nachholen.“
Auch Ordnungsdezernentin Manuela Matz (CDU) besucht den Gottesdienst, um ihr Mitgefühl auszudrücken. Nachdem von der Polizei bereits ein technischer Defekt und eine Straftat ausgeschlossen wurden, ist nun die Gewerbeaufsicht für die weitere Untersuchung zuständig. „Geklärt werden muss, inwieweit das Personal von dem Fahrgeschäft regelmäßig über die Sicherheitsvorschriften unterrichtet wird, und ob der Unfall hätte vermieden werden können“, erklärt Matz.
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Beim Gottesdienst steht die Dankbarkeit, dass der Kollege noch lebt, im Vordergrund. Eine Spendendose wird rumgereicht, um für den verletzten Mann, seine Frau und sein Baby Geld zu sammeln.