Er ist als Musiker und Eventexperte aktiv: Wie Heiko Schulz mit seiner Band "Jammin‘ Cool" der Krise begegnet.
MAINZ. Über Jahre war der Terminkalender von „Jammin‘ Cool“ und Bandleader Heiko Schulz bestimmt durch Stadtfeste, Familienfeten, Firmenevents. Dann kam Corona – und der Kalender der Mainzer Band war von heute auf morgen leer.
Zunächst kam die Ratlosigkeit, der Ruf nach Solidarität – aber nie die Überlegung, mit dem Lockdown auch die Musik wegzuschließen. Heiko Schulz stellte das Piano auf den Balkon, spielte für Nachbarschaft und Passanten, streamte all das live über die sozialen Medien – kurzum, er ritt auf der Welle ganz oben mit, als die Menschen sich zu Beginn der Pandemie noch mit Klatschen und Musizieren vom Balkon oder Küchenfenster bei Laune hielten.
Live aus dem Wohnzimmer und vor kleinem
Er streamte live musikalische Kochshows aus seinem Wohnzimmer, setzte viel daran, präsent zu bleiben. Und als sich im späteren Frühjahr dann abzeichnete, dass plötzlich im Kleinen wieder Musik im Freien vor registriertem Publikum möglich sein sollte, zögerte er nicht. „Wir haben daran geglaubt, dass es, sofern alle Regeln eingehalten werden, tolle Momente trotz Pandemie geben kann“, sagt er heute. Und dann ging er mit der Band aufs Land, spielte auf Weingütern, in Landgasthöfen, in weitläufigen Biergärten, überall dort, wo es viel Platz und frische Luft gab. „Das hat uns über den ganzen Sommer getragen“, sagt er. Die strengen Regularien hätten klare Vorgaben geschaffen – so dass die Konzepte fast von selbst entstanden seien. „Wir haben dann versucht, diese Formate soweit zu perfektionieren, bis sie effizient geworden sind.“ Und das für beide Seiten. „Die Weingüter konnten ihre Produkte vermarkten und wir unsere Musik“ – und beide hätten ihren Kunden und Fans in dem ansonsten mit Events sehr spärlich besäten Sommer schöne Abende bieten können. Aus genau diesem Zusammenspiel vieler gewinnbringender Aspekte sei dann bei allen Beteiligten neue Zuversicht gewachsen – auch bei den Mitgliedern seiner Band, die zu Beginn der Pandemie kaum Perspektiven gesehen hätten.
Auch die Besinnung auf die Region sei den Ideen zugutegekommen. „Der Aspekt der Heimat hat viel mehr als bisher eine Rolle gespielt“, sagt er. Im vertrauten Umfeld mit Kunden, Partnern, heimischen Produkten und heimischer Tatkraft aktiv werden, das habe spürbar im Vordergrund gestanden, sagt Heiko Schulz. „Raus aufs Land“, das war im vergangenen Sommer sein Wahlspruch – und, wie es aussieht, wird er es auch diesen Sommer bleiben. „Ich bin mir sicher, dass wir unsere Konzerte auf schönen Höfen und Weingütern, sofern es möglich ist, auch diesen Sommer wieder aufleben lassen.“ Unter diesem Aspekt gebe es sogar einen Grund, Corona dankbar zu sein. „Es hat uns mit vielen Menschen neu zusammengebracht.“
Auch das Symphonic-Rock-Konzert, das in vergangenen Jahren auf dem Domplatz oder in Hallen stattfand, konnte nicht realisiert werden – als Ersatz gab es das Hangarkonzert mit Sinfonietta im Hangar des Flugplatzes in Finthen.
Neben dem Live-Erlebnis, das in Corona-Zeiten ein höchst seltenes Gut ist, hat Heiko Schulz in Technik investiert. Live-Streams, hybride oder komplett digitale Formate – er ahnte, dass all das noch weitaus mehr gebraucht würde als zu Beginn der Pandemie angenommen. Und auch die Musiker nahm er mit ins Boot. „Die Bandmitglieder sollten nicht nur auf ihr Instrument fokussiert sein. Ich wollte, dass sie Allrounder werden und sich auch für digitale Auftrittsformate begeistern konnten.“
In diesem Zusammenhang hat er seine Agentur „oncue“, die sich unter anderem auf Veranstaltungen spezialisiert hat, völlig neu ausgerichtet. Fördergelder zur digitalen Aufrüstung des Unternehmens konnte er dank des Programms „Digiboost“ des Landes generieren. „Das ist Geld aus Rheinland-Pfalz für rheinland-pfälzische Unternehmen. Auch hier bleibt alles regional“, meint er. Ein mobiles digitales Studio hat er aufgebaut, kann damit zum Kunden fahren und von dort aus Veranstaltungen übertragen, kann aber auch von seinem Unternehmenssitz in der Mainzer Oberstadt aus produzieren und streamen. Synergien gibt es viele – schließlich kann er einen Teil des Equipments, das er sich für die Musik angeschafft hat, für digitale Business-Events ebenso nutzen.
All das ist ein völlig neuer Berufsalltag für ihn, sagt er – Stunden und Tage hat er damit zugebracht, sich weiterzubilden, sich auf die Herausforderungen der Online-Welt einzulassen, vor allem aber sich der Aufgabe zu stellen, die bestmögliche Qualität liefern zu wollen. Schließlich seien die digitalen Formate ebenfalls nur eine neue Version von Fernsehen – und da lägen die Ansprüche recht hoch.
Dabei könne es seiner Meinung nach nur von Vorteil sein, Know-how zu bündeln. „Wir sollten unsere Erfahrungen viel mehr austauschen und teilen“, sagt der Unternehmer. Konkurrenzdenken sei seiner Meinung nach fehl am Platz – Kooperationen und geballtes Wissen dienten gerade in dieser Phase der Krise allen Beteiligten.