Fall Sven B.: SVWW äußert sich erstmals öffentlich

Das Nachwuchsleistungszentrum des SVWW auf dem Wehener Halberg. Foto: René Vigneron

Nach der Anklage gegen den Ex-Jugendtrainer des SV Wehen Wiesbaden hat Geschäftsführer Nico Schäfer ein Statement abgegeben. Sven B. soll minderjährige Jungen missbraucht haben.

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WIESBADEN/FRANKFURT. Am Donnerstag teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit, dass Anklage gegen den ehemaligen Jugendtrainer des SV Wehen Wiesbaden, den mittlerweile 35-jährigen Sven B., erhoben wird. Am Freitag äußerte sich nun erstmals der Club zu dem Missbrauchsfall.

Wie jetzt klar ist, sind keine Talente des Fußball-Drittligisten unter den Missbrauchs-Opfern. SVWW-Geschäftsführer Nico Schäfer äußert sich sichtlich erschüttert. „Es ist schrecklich, lesen zu müssen, welche widerlichen Taten dem ehemaligen Jugendtrainer Sven B., der in der Vergangenheit auch für unseren Verein tätig war, von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen werden“, teilte Schäfer in einem Vereinsstatement mit. „Da ist es auch wenig tröstlich, dass er diese Grausamkeiten nach den Feststellungen der Staatsanwaltschaft keinen Jugendspielern des SV Wehen Wiesbaden angetan hat. Dennoch ist dieser Umstand für den Verein und vor allem für die Eltern unserer Spieler natürlich sehr beruhigend.“ Sven B. soll nach den bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zwischen dem 9. und 26. Oktober 2021 einen zehnjährigen Jungen sowie fünf Jungen zwischen 14 und 17 Jahren sexuell missbraucht haben. In dieser Zeit war Sven B. als U14-Trainer beim SVWW tätig. Der Verein hatte sich zunächst mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht geäußert.

Als Jugendtrainer fristlos entlassen

„Gleichzeitig sind wir froh, dass wir im letzten Jahr sofort die notwendigen Konsequenzen gezogen haben und uns umgehend nach Bekanntwerden der Vorwürfe von dem Trainer getrennt haben“, schildert Schäfer. Der SVWW hatte Sven B. sofort freigestellt und fristlos entlassen. Der Beschuldigte befindet sich seit 9. Dezember in U-Haft. Er schweigt bislang zu den Vorwürfen.

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Sven B. soll die späteren Opfer zunächst unter falscher Identität angesprochen und ihnen eine Notlage suggeriert haben. Später bot er den minderjährigen Jungen Hilfe unter seinem wahren Namen an. Er betäubte seine Opfer in seiner Wohnung im Main-Taunus-Kreis mit Alkohol und Schokodrops, die er mit Schlafmittel versetzt hatte, und führte sexuelle Handlungen aus, die er mit dem Mobiltelefon und in seiner Wohnung versteckten Kameras filmte. Woher die Opfer stammen, ist noch unklar.

Sven B. hatte bevor er 2019 zum SVWW gekommen war, über Jahre hinweg verschiedene Vereine im Main-Taunus-Kreis und Kreis Groß-Gerau trainiert. Die Polizei und Staatsanwaltschaft haben in den zurückliegenden Monaten fast 200 Jugendspieler und weitere 70 Zeugen befragt.

„Wir danken Polizei und Staatsanwaltschaft für schnelle und gründliche Ermittlungen, für einen einfühlsamen Umgang mit Spielern und Angehörigen. Unser Dank geht auch an die Eltern unserer Spieler, die uns trotz der schweren Vorwürfe gegen den Trainer und vielfältiger Gerüchte sowie der unklaren Lage immer ihr Vertrauen geschenkt haben“, schloss Schäfer ab.