Gewitter und Starkregen – aber „Dirk“ wütet nicht wie „Bernd“
In den Hochwasserregionen gehen bange Blicke zum Himmel. Was neuer Regen am Wochenende anrichten kann – und was nicht droht.
MAINZ/WIESBADEN. Es wird regnen, aber so schlimm wie „Bernd“ wird das Tief „Dirk“ am Wochenende nicht über den Hochwasser-Regionen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wüten. Komplette Entwarnung geben die Meteorologen allerdings auch nicht – und unbeständig bleibt der Sommer bis weit in den August hinein.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prognostiziert ab Samstagmittag (24. Juli) Gewitter und Starkregen in Rheinland-Pfalz, die von Südwesten heranziehen und 25 bis 40 Liter Wasser pro Quadratmeter bringen können. Das ist viel, aber noch deutlich weniger als die bis zu 150 Liter, die Tief „Bernd“ über der Eifel ausschüttete. „Das ist nicht vergleichbar mit den immensen Regenmengen, die Tief Bernd gebracht hat – sowohl in der Fläche als auch in der Intensität“, sagte RTL-Meteorologe Björn Alexander dem Internetdienst „Wetter.de“. Laut DWD werde es bis Sonntag lokal eng begrenzt zu Gewittern kommen – bei hohen Temperaturen.
„Es gibt keinen Grund zur Panik, man sollte Unwetter aber auch nicht verharmlosen“, sagte Andreas Friedrich, Sprecher des DWD, am Freitagmorgen „Spiegel online“. Lokal könne es durch Starkregen zu Erdrutschen kommen und kleinere Bäche über die Ufer treten, auch Keller könnten überflutet werden. „Welche genauen Orte in welchem Umfang betroffen sein werden, wissen wir, anders als beim Tief "Bernd", aber erst 30 bis 90 Minuten vorher“, ergänzte Friedrich.
Entsprechend stehen die Pegel-Prognosen für die Flüsse in Rheinland-Pfalz beim Hochwassermeldedienst aktuell noch auf blau oder grün (Mittel oder maximal zweijähriges Hochwasser); Gefahrenzonen werden nicht ausgezeichnet. Der Rheinpegel bei Worms (aktuell knapp unter fünf Metern) soll auch in den kommenden Tagen langsam, aber stetig fallen. Das Problem: Sollten Starkregen erneut auf besonders betroffene Orte fallen, kann er dort überproportional viel Schaden anrichten. Die Böden waren schon vor „Bernd“ mit Wasser gesättigt und könnten nun schnell wieder überschwemmt werden. Und während die Aufräumarbeiten weitergehen, ist ein Ende der unsicheren Wetterlage nicht in Sicht: Meteorologen erwarten weitere Schwüle und Gewittergefahr bis tief in den August hinein. Erst ab dem 10. August könnte der Hochsommer stabil zurückkehren.
Schon jetzt steht fest: Nicht nur wegen „Bernd“ wird das Jahr 2021 mit Extremwerten in die deutsche Wettergeschichte eingehen. Am Donnerstag (22. Juli) veröffentlichte der DWD eine Analyse, wonach es in diesem Jahr bundesweit bereits über 1500 Starkregenereignisse gab. Damit liegt 2021 schon jetzt unter den „Top 5“ in dieser Statistik seit 2001. Der Rekord von 2018 (rund 2250 Starkregenereignisse) könnte in diesem Jahr fallen. Auch wenn laut DWD nirgendwo Allzeithöchstmarken erreicht wurden, habe Tief Bernd eine „an einer ungewöhnlich großen Zahl von Stationen im Westen bisherige Rekordwerte weit übertroffen“. Örtlich 200 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von zwei Tagen seien „mindestens als Jahrhundertereignis“ einzustufen.
Von Ulrich Gerecke