Heilfasten: Eine Woche mit Hildegard von Bingen

aus Erfolgreich fasten

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Schwester Hiltrud Gutjahr hat VRM-Reporterin Denise Kopyciok erklärt, wie das Heilfasten nach Hildegard von Bingen funktioniert. Foto: Denise Kopyciok

Für eine Woche heißt es für VRM-Reporterin Denise Kopyciok: Dinkel, Dinkel und Fenchel. Sie nutzt die Isolations-Zeit und testet das Heilfasten, aber nicht irgendeins,...

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RHEIN-MAIN. Kein Kaffee. Keine Zigaretten. Kein Freitagabend-Feierabend-Bier. Wer sich mit dem Thema „Fasten“ beschäftigt, hört oft viel „dies nicht – das nicht“. Ich wollte das ganze positiv sehen: Raus aus dem Alltag, rein in einen neuen Lifestyle des Verzichtens – zumindest auf Zeit. In der Hoffnung, auch langfristig etwas daraus mitzunehmen. Soweit der Plan. Doch sofort stand ich vor der nächsten Aufgabe: Ok, ich will fasten – aber wie?

Als Binger Mädchen bin ich mit den Geschichten rund um Hildegard von Bingen aufgewachsen: Rüdesheim, Rupertsberg, Eibingen, Visionen, Heilkräuter. Dass es auch eine Fastenmethode nach Hildegard von Bingen gibt, wusste ich. Was das genau bedeutet, aber nicht.

Wie funktioniert das Heilfasten?

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Schwester Hiltrud Gutjahr konnte mir da weiterhelfen. Wir waren in der Wallfahrtskirche in Rüdesheim verabredet. Die Ordensschwester ist die Fasten-Expertin der Benediktinerinnen in der Abtei St. Hildegard, Eibingen. Wenn jemand wissen muss, wie man richtig heilfastet – dann sie!

Im Video erklärt Schwester Hiltrud Gutjahr, wie das Fasten funktioniert – und was das Heilfasten für sie bedeutet:

Wenn diese Methode des Heilfastens schon so viele Jahrhunderte weitergetragen wurde – dann will ich das auch einmal ausprobieren. Los geht’s! Sechs Tage lang – Hildegard von Bingen und ich.

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Tag 1: Tschüss, Kaffee …

Bei dem Fastenplan nach Hildegard von Bingen geht es nicht ums Hungern, sondern um das Verzichten. Es sind also drei Mahlzeiten am Tag eingeplant – diese basieren auf dem Dinkel. Das Ganze wirkt relativ eintönig, aber man isst weiter.

Tag 2: Hallo, Kopfschmerzen...

Kein Kaffee, das sollte sich tatsächlich schnell als größte Herausforderung herausstellen. Ich habe natürlich nicht auf Schwester Hiltrud Gutjahrs Tipp gehört und vor dem Heilfasten den Koffeinkonsum heruntergeschraubt. Das sollte ich bereuen.

Neben dem Essensplan geht es bei Hildegards Heilfasten vor allem auch um die seelische Arbeit, um die Auseinandersetzung mit sich selbst. Da ich für mein Heilfasten keinen Urlaub genommen habe, sondern noch arbeiten war, konnte ich mich nicht zu 100 Prozent auf die Erfahrung einlassen: Dazu gehört etwa eine Stunde Ruhen nach der Mittagsessen, Spaziergänge am Nachmittag, Gespräch, Beten, langes Meditieren.

Stattdessen habe ich versucht das Heilfasten in meinen Alltag zu integrieren: Nach der Arbeit bin ich immer eine Stunde spazieren gegangen, abends habe ich meditiert, das gehört auch zum Heilfastenplan von Hildegard von Bingen. Jede Nacht habe ich zwischen acht und neun Stunden geschlafen.

Tag 3: Richtig fertig

Am dritten Tag ging es mir nicht gut. Ich hatte enorme Kopfschmerzen, leichte Gliederschmerzen und war körperlich einfach fertig. Da haben leider auch keine Wacholderbeeren geholfen, die – gekaut – laut Hiltrud Gutjahr anregend und heilend wirken sollen. Am Abend war ich einfach nur sehr dankbar, schlafen gehen zu können.

Tag 4: Jetzt läuft‘s!

Ich bin vor meinem Wecker aufgewacht. Richtig gut ausgeschlafen, stand ich sehr motiviert und wach auf. Noch zwei Tage fasten – und mir ging es sehr gut. Leicht verwirrt, dass sich meine körperliche Stimmung so schnell geändert hat, war ich anfangs noch skeptisch: Aber doch, ich freute mich auf den Dinkelkaffee. An die dunklen Flohsamen werde ich mich nie gewöhnen. Aber ich wusste schon am Morgen: Das wird ein guter Tag.

Tag 5: Was – schon Freitag?

Nach Hildegard von Bingens Heilfasten geht es eben auch darum, dass der Mensch sich mit seinen eigenen Problemen auseinandersetzt, weil er verzichtet, viel meditiert, beten soll und generell viel Zeit mit sich selbst hat. Das war bei mir nicht so. Durch die Arbeit hatte ich weiterhin Kontakt mit Kolleg*innen und sprach daheim mit meinen Mitbewohner*innen. Diese „Zeit für mich“ hatte ich vor allem durch das Meditieren. Negative Gefühle, unterdrückte Probleme kamen in der Woche (zum Glück?) nicht hoch.

Im Gegenteil: Ich gewöhnte mich an die Suppe und bin Freitagabend freudig durch die Küche gesprungen als ich meinen Bratapfel vorbereitet habe. Bratapfel! Das ist süß, das ist lecker – das ist kein Dinkel! Und leitet nach dem Fastenplan als Dessert am Freitagabend das morgige Fastenbrechen ein.

Tag 6: Fastenbrechen!

Fenchelsamen, Flohsamen, Dinkelkaffee, Dinkelbrot und dann noch diese Frühlingssonne! Ziemlich direkt nach dem Frühstück begann ich schon langsam das Mittagessen vorzubereiten. Es hieß: Fastenbrechen. Dinkelnudeln und eine halbe Fenchelknolle, die ich in ein wenig Butter gedünstet habe, wirkten wie ein Festmahl. Hiltrud Gutjahr hatte vollkommen Recht: Es war köstlich – und ich habe es nicht geschafft, den Teller aufzuessen…

Eine Woche Heilfasten: Im Video habe ich festgehalten, wie das Heilfasten für mich funktioniert hat:

Jeden Tag habe ich die VRM-Leser auf den Instagram-Kanälen mitgenommen und berichtet, wie mein Heilfasten funktioniert. Das lässt sich in den Highlights noch nachschauen:

Von Denise Kopyciok