
Hunderte Einsätze im Rhein-Main-Gebiet, Flugausfälle am Flughafen, vollgelaufene Keller und Bahnstationen: ein Überblick über die Unwetterfolgen in Hessen und Rheinland-Pfalz.
Rhein-Main. Überschwemmungen, vollgelaufene Keller, ausgefallene Flüge: Eines der schwersten Unwetter der vergangenen Jahre hat am Mittwochabend das Rhein-Main-Gebiet getroffen. Die Feuerwehren meldeten Hunderte Einsätze wegen umgeknickter Bäume und Überschwemmungen. Meldungen über Verletzte gab es zunächst nicht. Aufgrund der heftigen Regenfälle über Frankfurt wurden am dortigen Flughafen Dutzende Flüge gestrichen. In Wiesbaden musste die Rheingauer Weinwoche in der Innenstadt, eines der großen Feste der hessischen Landeshauptstadt, abgebrochen werden. Auch im Kreis Darmstadt-Dieburg gingen Hunderte Notrufe ein. In Rheinland-Pfalz gehörten die Landeshauptstadt Mainz sowie die Landkreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen zu den Unwetterschwerpunkten, dort vor allem die Verbandsgemeinde Rhein-Selz.
Die Gewitter hätten „mit einer außerordentlich hohen Blitzfrequenz eine regelrechte Lichtshow“ geliefert, sagte Felix Dietzsch von der Wettervorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach. Laut Siemens AG, die das Blitz-Ortungssystem BLIDS betreibt, wurden in einer Stunde fast 26.000 Blitze gezählt, so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Nach DWD-Angaben fielen teilweise innerhalb weniger Stunden 50 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter.
Mehrere Videos zeigen die Gewitter-Folgen am Frankfurer Flughafen:
Gewitter hat Auswirkungen auf den Flughafen Frankfurt
Auch auf dem Vorfeld des Frankfurter Flughafens sammelten sich große Wassermengen. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen, Flüge konnten nicht rechtzeitig abheben oder mussten zu anderen Flughäfen umgeleitet werden. Für mehr als zwei Stunden wurde die Bodenabfertigung gänzlich eingestellt. Wegen der späten Wiederaufnahme der Abfertigung hätten 34 Maschinen am Mittwochabend nicht mehr rechtzeitig abheben können. Andere Flüge waren da bereits von den Airlines selbst gestrichen worden. Auf der Webseite des Flughafens waren rund 70 Flugstreichungen bis zum Beginn des Nachtflugverbots vermerkt. Auch 23 geplante Ankünfte seien aufgrund des Nachtflugverbots auf andere Flughäfen umgeleitet worden. Nach ersten Schätzungen des Frankfurter Flughafens war eine Passagierzahl im vierstelligen Bereich von den Problemen betroffen.
56 Ausnahmegenehmigungen für Starts nach 23 Uhr hat die hessische Luftaufsicht genehmigt. 37 davon seien in Anspruch genommen worden. 19 Maschinen hätten trotzdem nicht abfliegen können, da die Ausnahmen nur bis 0 Uhr gelten, wie das hessische Verkehrsministerium meldet. Davon betroffen waren fünf Frachtflugzeuge sowie 14 Passagierflugzeuge mit etwa 2500 Passagieren.
Auch in der Region um Frankfurt regnete es heftig:
In Frankfurt sprach die Feuerwehr am Donnerstagmorgen von 515 Einsätzen in Zusammenhang mit dem Gewitter. Neben vielen vollgelaufenen Kellern gab es auch einen Wassereinbruch am Südbahnhof. Die Polizei in Offenbach vermeldete 30 Einsätze, dabei ging es um Bäume auf Fahrbahnen und einen Erdrutsch auf einer Landstraße in Jossgrund (Main-Kinzig-Kreis). „Bei zwei Einsatzstellen wurden Personen aus ihrem Pkw befreit“, teilte die Feuerwehr mit.
Südlicher, im Kreis Darmstadt-Dieburg, registrierte die Zentrale Leitstelle zwischen Mittwoch 20.45 Uhr und Donnerstag 8 Uhr 520 Notrufe aus der Bevölkerung. Da dies eine erhebliche Einsatzsteigerung im Vergleich zu einem regulären Abend bedeutet habe, habe das Personal aufgestockt werden müssen. „Alleine in der Stadt Weiterstadt mussten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte 180 Einsatzstellen bewältigen.“
In Ost- und Südhessen sprach die Polizei unter anderem von herausgedrückten Gullydeckeln und Bäumen auf Straßen. In Alsfeld schlug in der Nacht zu Donnerstag ein Blitz in ein Einfamilienhaus ein, es entstand ein Schaden von geschätzt etwa 10.000 Euro, wie die Polizei in Fulda am Morgen mitteilte. Im Wetteraukreis wurden binnen drei Stunden 1500 Notrufe registriert.
Fast 300 Einsätze in Mainz und den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms
Wegen des Unwetters mussten Polizei und Feuerwehr am Mittwochabend und in der Nacht zu Donnerstag auch in Teilen von Rheinland-Pfalz häufig ausrücken. Allein in Mainz und den umliegenden Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms wurden die Einsatzkräfte bis Mitternacht zu 284 Einsätzen gerufen, wie die Feuerwehr am Donnerstagmorgen mitteilte. In den meisten Fällen war Wasser in Gebäude eingedrungen.
Auch in der Südwestpfalz waren Polizei und Feuerwehr am Mittwochabend im Einsatz. Auf der B270 zwischen Pirmasens und Petersberg kam es aufgrund von mehreren umgestürzten Bäumen zu Verkehrsbehinderungen, wie die Polizei am Donnerstagmorgen mitteilte. Zudem fiel in Pirmasens ein Baustellenschild auf ein geparktes Auto. Zur genauen Anzahl der Einsätze wurden zunächst keine Angaben gemacht.
Ebenfalls am Mittwochabend hatte laut Polizei ein Unwetter in Teilen von Koblenz für vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und hochgespülte Kanaldeckel gesorgt.
Wettervorhersage für die nächsten Tage
Die Meteorologen des Deutschen Wetterdiensts mit Sitz in Offenbach sahen auch für Donnerstag ein Risiko für Gewitter und Starkregen. Für Hessen prognostizieren sie wechselhaftes Wetter mit Schauern und Gewittern, mit Schwerpunkten am Nachmittag und Abend. Lokal gebe es eine Unwettergefahr durch heftigen Starkregen. In Rheinland-Pfalz sah die Vorhersage ähnlich aus. Am Nachmittag und Abend seien lokal Unwetter durch heftigen Starkregen nicht ausgeschlossen. Bei Gewittern seien hier ebenfalls starke bis stürmische Böen möglich. Für Freitag und Samstag erwartete der Deutsche Wetterdienst in beiden Bundesländern nur noch vereinzelt Schauer und meist heiteres Wetter. Eine Hitzewarnung wurde für Hessen ausgesprochen.