Erwartetes Schneechaos bleibt in Südhessen aus

Wenig Schnee, aber glatte Fahrbahnen, so wie hier in Modautal,  machen einigen Autofahrern im Landkreis zu schaffen. Foto: Dirk Zengel

In Teilen von Hessen müssen sich die Menschen auf unwetterartige Schneefälle und Frost einstellen. In Südhessen dagegen bleibt die Lage vorerst ruhig. Ein Überblick.

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Hessen. Die Menschen in Hessen müssen sich zum Wochenstart weiter auf unwetterartige Schneefälle und Frost einstellen. "Im Norden können mehr als zehn Zentimeter Neuschnee fallen", sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes am Montagmorgen. "Der Süden bekommt hingegen gar nicht so viel ab." Bis zum Mittag komme es durch starke Böen zu Schneeverwehungen. Ab Mittag lassen die Schneefälle dann nach. Dafür wird es frostig mit Höchstwerten zwischen minus fünf bis null Grad. In Nordhessen können die Temperaturen sogar auf bis zu minus neun Grad sinken. In der Nacht zu Dienstag wird es stark bewölkt mit abklingendem Schneefall. Die Temperaturen sinken weiter auf minus 9 bis minus 16 Grad. "Es wird eiskalt", sagte die Meteorologin. "So etwas habe ich in den vergangen acht Jahren nicht gesehen."

In Südhessen blieb der erwartete Schneesturm aus.

Hier folgt ein Überblick über die aktuelle Lage:

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Kaum Unfälle, aber leere Autobatterien in Darmstadt

In Darmstadt ist der erwartete Schneesturm ausgeblieben. Während der Norden mancherorts im Chaos versinkt, war es hier bislang ruhig. Allerdings wird es auch in Darmstadt in den kommenden Tagen sehr kalt – laut Wetterdienst werden Höchstwerte zwischen minus fünf und null Grad erwartet. Am Mittwoch sollen die Temperaturen sogar auf minus elf Grad fallen.

Unfälle wegen Glatteis gab es am Montag nur vereinzelt und hauptsächlich in den Landkreisen um Darmstadt herum, wie Polizei-Sprecherin Kathy Rosenberger berichtet. In Darmstadt selbst passierte auf der Karlsruher Straße ein Auffahrunfall mit Blechschaden. „Die Situation ist absolut unauffällig.“ Wegen der Corona-Pandemie seien vergleichsweise wenige Menschen auf den Straßen unterwegs, vermutet Kathy Rosenberger. „Viele Menschen arbeiten von zu Hause aus.“ Das sei andererseits genau das Problem, wie ADAC-Sprecher Cornelius Blanke berichtet. „Am Wochenende hatten wir in Darmstadt zwar keine Einsätze, die sich auf das Wetter zurückführen ließen.“ Dafür sei es noch zu warm gewesen.

Allerdings verzeichnet die Pannenhilfe schon am Montagvormittag deutlich mehr Einsätze als sonst. „Das betraf hauptsächlich nicht funktionierende Elektronik und schwache Batterien“, sagt Blanke. Die ADAC-Pannenhilfe erwartet, dass sich die Einsätze aufgrund der Minustemperaturen in den kommenden Tagen stark fortsetzen. Der Frost sei aber nur ein Teil des Problems, denn das veränderte Fahrverhalten trage seinen Teil dazu bei. „Die Leute fahren nicht mehr ins Büro und daher kaum noch längere Strecken mit ihren Fahrzeugen.“ Die Folge: Die Autobatterie kann sich nicht mehr aufladen und wird immer schwächer. Eine kurze Fahrt zum Bäcker oder zum Kindergarten helfe dabei kaum. Deshalb rät Blanke: „Wer kann, sollte sein Auto zwischendrin mal für längere Zeit fahren.“

Heag-Mobilo meldete am Montagmorgen keine Probleme. Nach Aussagen von Sprecher Lennart Sauerwald kam es infolge der Kälte weder zu Unfällen noch zu Verspätungen. Das Nahverkehrsunternehmen hatte vorgesorgt. In Erwartung der kälteren Temperaturen seien Mitarbeiter schon am Sonntag mit dem Arbeitswagen auf den Gleisen unterwegs gewesen. „Der Wagen trägt mittels Walzen Glycerin auf die Fahrleitung auf, um diese vor Vereisung zu schützen“, erklärt Sauerwald. „Sollte die Temperaturen plötzlich weiter abstürzen, können wir auch kurzfristig reagieren.“

Der leuchtend orangefarbene Arbeitswagen ist seit Frühjahr 2018 im_Einsatz und fungiert zum Beispiel auch als Schneepflug. Zudem kann er über eine Kanzel auf dem Dach Fahrleitungen kontrollieren und Schienen schleifen.

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Das Vorgängerfahrzeug hatte noch kein Glycerin aufgetragen. Als ein unerwartet starker Eisregen im Jahr 2013 das Streckennetz für zwei Tage lahmlegte, setzte Heag-Mobilo unter anderem historische Straßenbahnen ein, um das Eis mechanisch vom Fahrdraht zu lösen. Damals hatte sich Eis wie eine Isolierung um die Fahrleitung gelegt und damit die Stromaufnahme gestört – zum Teil reihten sich Eiszapfen an den Leitungen aneinander –, sodass manche Trams an Ort und Stelle auf der Strecke plötzlich stehen blieben.

Kreis Groß-Gerau:

Im Kreis Groß-Gerau setzte am späten Sonntagabend leichter Schneefall ein. Bis zum Morgen blieb es allerdings bei einer „Puderzuckerschicht“. Zwar waren Gehwege und Straßen etwas bedeckt, die Schneehöhe aber lag meist deutlich unter einem Zentimeter. Die Polizeistationen in Groß-Gerau, Rüsselsheim und Mörfelden-Walldorf sprachen kurz nach 6 Uhr in puncto Verkehr von einer ruhigen Nacht, schnee- und eisbedingte Unfälle blieben aus. Auch die Winterdienste seien schon geraume Zeit im Einsatz, die wichtigsten Straßen frei. Bei der Witterung angepasster Fahrweise sollte es keine größeren Probleme geben, hieß es bei der Polizei.

Odenwaldkreis

Auf den Straßen im Odenwaldkreis läuft der Verkehr am Montagfrüh um 7 Uhr normal, die Fahrbahnen sind weitgehend frei . „Es sieht so aus, dass die angekündigten, großen Schneemassen uns bis jetzt nicht erreicht haben, denn hier ist alles nur leicht bepudert", sagt ein Sprecher der Polizei in Höchst. In seinem Revier haben sich in der Nacht und am Morgen keine wetterbedingten Unfälle ereignet. Ähnliches sagt sein Kollege in der Dienststelle in Erbach: Auf denStraßen sei nichts Außergewöhnliches passiert, von Unfällen wegen des Schnees sei ihm nichts bekannt.

Leichter Schneefall bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt. So stellt sich die Wetterlage in den frühen Morgenstunden des Montags in und um die Bergsträßer Kreisstadt Heppenheim und im nordbadischen Rhein-Neckar-Kreis dar. Es scheint demnach, als bleibe die Metropolregion Rhein-Neckar, zu der auch der Kreis Bergstraße gehört, von heftigen Schneefällen, wie sie derzeit auch in Nord- und Osthessen zu beobachten sind, verschont. Zwar können die Straßen angesichts der winterlichen Bedingungen zuweilen glatt sein, größere Probleme im Berufsverkehr gab es aber offenbar nicht.

Von „spiegelglatten Straßen“ berichten unterdessen mehrere Bürger im vorderen Odenwald. In Fürth kamen mehrere Fahrzeuge ins Rutschen, ein LKW stand auf einer vielbefahrenen Kreuzung quer. Es bildete sich ein Rückstau, Verzögerungen im Berufsverkehr waren hier die Folge.

Main-Taunus-Kreis

Der Winter hat den Main-Taunus-Kreis nur gestreift. Der Schneefall beschränkte sich in der Nacht zum Montag meist auf einen Hauch Pulverschnee. Um Straßen und Wege rutschig zu machen, reichte es aber aus, die Folgen bleiben dennoch überschaubar. In Höhe des Main-Taunus-Zentrums kam nach Angaben der Polizei gegen 4.30 Uhr ein E-Bike-Fahrer auf glatter Fahrbahn zu Fall, ohne sich ernsthaft zu verletzen. Unverletzt kam auch der Autofahrer davon, der um kurz vor 5 Uhr in Flörsheim in der Weilbacher Straße ins Rutschen kam und mit der Hauswand einer Spedition kollidierte. Ansonsten hieß es vonseiten der Polizei: Keine besonderen Vorkommnisse.

Darmstadt-Dieburg

Mehrere Verkehrsunfälle auf eisglatten Straßen haben sich am Montag im Landkreis ereignet. Das befürchtete Schneechaos blieb in Südhessen zwar aus, aber Eisregen und gefrierende Nässe wurden einigen Autofahrern im Landkreis zum Verhängnis. Mehrere Menschen wurden bei den Unfällen, die sich zumeist ohne Fremdverschulden ereignet hatten, verletzt.

Bis 9 Uhr waren bei der Polizei schon rund ein Dutzend Unfälle gemeldet worden. Vor allem bei Ober-Ramstadt und Roßdorf waren Fahrzeuge ins Schleudern geraten oder in den Straßengraben gerutscht. Zwischen Wembach und Ober-Ramstadt blieben gegen vier Uhr früh zwei Laster an der Steigung liegen, die Räder drehten auf der spiegelglatten Fahrbahn durch.

Auch mehrere Pkw schafften es nicht hinauf, wie Sebastian Trappmann von der Polizeipressestelle gegenüber dieser Zeitung mitteilte. Die Liste der aufgenommenen Unfälle war am Morgen bereits lang. Auf der B26 bei Roßdorf kam es im Berufsverkehr wegen der Glätte zu mehreren Unfällen. Dabei wurde eine Autofahrerin leicht verletzt, die gegen 9 Uhr zwischen Roßdorf und Gundernhausen mit ihrem Wagen ins Schleudern geraten war. Das Fahrzeug krachte gegen die Leitplanke. Die Autofahrerin wurde in ihrem Fahrzeug eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden. Sie erlitt einen Schock und klagte über Schmerzen, deshalb wurde der Rettungsdienst gerufen und die Autofahrerin wurde ärztlich versorgt. Ebenfalls verletzt wurde ein Autofahrer, der auf der B26 bei Babenhausen die Kontrolle über seinen Wagen verlor und ins Feld rutschte. Auf Höhe der Schlossmühle in Ober-Ramstadt prallten zwei Fahrzeuge zusammen, weil ein Autofahrer auf die Gegenfahrbahn rutschte.

Von einer kuriosen Unfallmeldung berichtete die Polizei aus Otzberg. Dort war gegen 7 Uhr ein Autofahrer zwischen Lengfeld und Habitzheim vermutlich zu schnell bei den Witterungsverhältnissen unterwegs und von der Fahrbahn abgekommen. Er fuhr einige Meter ins Feld und konnte seinen Wagen nicht mehr auf die Straße fahren. Der Autofahrer verließ die Unfallstelle, um einen Abschleppdienst zu rufen. Auf dem Rückweg fand er sein Fahrzeug nicht mehr, wie es aus der Pressestelle hieß. Der Mann verständigte die Polizei, nach einigen Minuten ergebnisloser Suche entlang der Kreisstraße 117 entdeckte er mit Unterstützung eines Mitarbeiters des Abschleppunternehmens jedoch sein Fahrzeug wieder.

Schneefall gab es im Landkreis wenig, selbst auf der Neunkircher Höhe lag am Morgen nur eine dünne Schneedecke. Zum Teil lugten Grashalme heraus. Für viele Darmstadt-Dieburger waren am Morgen Eiskratzer und Türschloss-Enteiser die Mittel der Wahl.

Im Dauereinsatz waren ab 2.30 Uhr die Mitarbeiter des Winterdiensts von Hessen Mobil, um die Kreis-, Landes- und Bundesstraßen zu streuen. „Wir waren mit voller Mannschaft unterwegs“, sagte eine Sprecherin von Hessen Mobil am Mittag. Elf Streufahrzeuge waren laut Hessen Mobil insgesamt im Landkreis unterwegs, drei davon am Morgen entlang der B26. Gefahren wird nach einem festen Tourenplan, die Fahrzeuge teilen sich den Landkreis auf. Neun Touren wurden am Montag im Schichtbetrieb gefahren. „Zu- und Abfahrten werden bevorzugt“, erläuterte die Sprecherin von Hessen Mobil. Freilich könnten die Fahrzeuge nicht immer überall sein. Bis zum Abend würden die Straßen vorsorglich gestreut.

Von dpa und unseren Reportern