Heftige Kritik an Windparkprojekt auf dem Homberg bei Alsfeld
Nicht nur wegen der Vogelschutzgutachten steht der geplante Windpark Homberg II bei Alsfeld in der Kritik. In einer Einwendung wird der Vorwurf laut, der Projektierer wolle sich die Genehmigung erschleichen.
Von Andreas Ungermann
Am Homberg sind bereits Windräder in Betrieb, drei weitere sollen nach dem Willen von VSB hinzukommen. Foto: Dickel
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ALSFELD - Drei weitere Windkraftanlagen plant die Firma VSB Energy mit Sitz in Dresden auf dem Alsfelder Hausberg, auf dem sie bereits drei Windräder errichtet hat. "Homberg II" heißt das Projekt, zu dem am Dienstag nun ein Erörterungstermin in Altenburg stattfindet. Dieser ist für die Zeit von 9 bis 18 Uhr angesetzt. Sollte jedoch mehr Zeit vonnöten sein, kann die Erörterung auch auf Mittwoch, 20. Juni, ausgeweitet werden.
Zum Projekt Homberg II sind bis zum Fristende am 7. Mai elf Einwendungen eingegangen, erklärt das Regierungspräsidium Gießen als zuständige Genehmigungsbehörde auf Anfrage unserer Zeitung. Diese seien zum Teil sehr umfangreich begründet worden. "Inhaltlich werden insbesondere Themen angesprochen wie Umzingelung von Ortslagen und Zerstörung des Landschaftsbildes, Lärmbelastungen sowie naturschutzrechtliche Konflikte, zum Beispiel mit dem Rotmilan", heißt es in der Antwort des Regierungspräsidiums.
Sowohl die immissionsschutzrechtliche Genehmigungsbehörde als auch der Projektierer und die Verfasser der Einwendungen werden sich also mit der Rotmilan-Population auseinandersetzen müssen. Die drei Anlagen vom Typ "Vestas V-126" werden in den technischen Angaben mit einer Nennleistung von je 3,45 Megawatt, einer Nabenhöhe von 137 Metern, einer Gesamthöhe von 200 Metern und einem Rotordurchmesser von 126 Metern ausgewiesen. In der Kritik stand - "aus naturschutzfachlicher Sicht" - unter anderem, dass das Dresdner Unternehmen keine Ausnahmegenehmigung für die Verlegung beziehungsweise Beseitigung zweier Rotmilanhorste und eines Schwarzmilanhorstes beantragt habe. Darüber hinaus sei das Vorkommen des Wespenbussards nicht berücksichtigt worden, lautete ein weiterer Vorwurf. So wurden unter anderem Zweifel laut, ob die erforderlichen Gutachten korrekt und über einen ausreichenden Beobachtungszeitraum hinweg erstellt wurden.
So werden sich Vertreter des Projektierers und der Genehmigungsbehörde sowie Einwender und Gutachter mit rechtlichen und nicht nur naturschutzfachlichen Fragen beschäftigen müssen, wenn sie am Dienstag in Altenburg zusammentreten. Eine Einwendung, die unserer Zeitung vorliegt, kritisiert erneut, die vom Antragsteller vorgelegten Gutachten und der darauf aufbauende Bericht zur Umweltverträglichkeitsprüfung seien bezüglich der Verfahrenswahl irreführend und "falsch im Bereich der Vermeidungsmaßnahmen". Wesentliche Teile des Berichts fehlten beziehungsweise seien unvollständig. In der Einwendung wird der Vorwurf laut, wenn der Antragsteller die Neuerrichtung einer Windfarm mit drei Anlagen beantrage, wolle er "offensichtlich die Einbeziehung anderer, bereits zugelassener Projekte verhindern, indem nur der Prüfmaßstab der Örtlichkeit angelegt wird, nicht der der Erheblichkeit von Umweltauswirkungen und des Zusammenwirkens mit seinem eigenen Vorhaben ,Homberg I'". Hinzu kämen noch die geplanten Windparks Scheurenwald und Bastwald, Rainrod beziehungsweise Schwalmtal, die auch nicht ausreichend berücksichtigt worden seien.
VSB versichert Korrektheit
Bereits im April hatte VSB derlei Vorwürfe von sich gewiesen und gegenüber unserer Zeitung versichert, "dass sämtliche Untersuchungsumfänge der Erfassungen mit der Oberen Naturschutzbehörde, Sitz in Wetzlar, abgestimmt sind". Diese seien von unabhängigen Gutachtern durchgeführt worden und entsprächen den Vorgaben des Landes Hessen.
Kritik kommt unterdessen auch von Anwohnern, die sich an unsere Redaktion gewandt haben. Zum einen berichten sie von Rotmilansichtungen in diesem Jahr. Zum anderen hegen sie Zweifel an der Rentabilität des Windparks Homberg, der im März dieses Jahres ans Netz gegangen war, weil sich die Räder nach ihren Beobachtungen nur selten drehten. Laut Unternehmensberichten sollen die drei bereits vorhandenen Windräder so viel Energie produzieren wie etwa 9000 Haushalte jährlich verbrauchen.