Nicht nur ein, sondern gleich zwei hochkarätige Ensembles hatten die Verantwortlichen für das Eröffnungskonzert zum diesjährigen 41. Nieder-Mooser Konzertsommer gewinnen können. Da war die russische Kammerphilharmonie St. Petersburg mit ihrem international renommierten Chefdirigenten Juri Gilbo, der sonst auf den großen Bühnen dieser Welt wie dem Moskauer Bolschoi-Theater oder der Hamburger Elbphilharmonie zu Hause ist. Und da waren vier der aktuell stimmbegabtesten jungen Männer von der großen Insel im Westen Europas: das Quartett „Voxx – The West End Tenors“.
Von Carsten Eigner
Die vier britschen Tenöre beim Abschlussbeitrag mit Überraschungsgast Deborah Sasson.
(Foto: Eigner)
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NIEDER-MOOS - Nicht nur ein, sondern gleich zwei hochkarätige Ensembles hatten die Verantwortlichen für das Eröffnungskonzert zum 41. Nieder-Mooser Konzertsommer gewinnen können. Da war die russische Kammerphilharmonie St. Petersburg mit ihrem international renommierten Chefdirigenten Juri Gilbo, der sonst auf den großen Bühnen dieser Welt wie dem Moskauer Bolschoi-Theater oder der Hamburger Elbphilharmonie zu Hause ist. Und da waren vier der aktuell stimmbegabtesten jungen Männer von der großen Insel im Westen Europas: das Quartett „Voxx – The West End Tenors“. Eine fulminante Mischung aus klassischen Arien und modernem Popgesang, umrahmt von einem in sich stimmigen Klangkörper, die ganz offensichtlich zahlreiche Musikfreunde aus nah und fern in die evangelische Pfarrkirche von Nieder-Moos gelockt hat. Die Ränge im Kirchenschiff zu Füßen der altehrwürdigen Oestreich-Orgel und auf den Emporen waren praktisch voll besetzt.
Virtuoses Quartett
Nach einer einleitenden Ouvertüre, in der die Kammerphilharmonie bereits eine kleine Kostprobe ihres Könnens zeigte, betraten die vier Tenöre aus dem Londoner Westend das Podium. Adam Bayjou, Oliver Metcalfe, Leo Roberts und Michael Storrs haben sich auf den Bühnen der britischen Metropole bereits jeder für sich einen Namen gemacht. In Deutschland war das virtuose Tenor-Quartett dagegen bislang nur gelegentlich zu Gast – so verwunderte es nicht, dass die vier nur einige wenige Brocken Deutsch sprachen und ihre Beiträge auf Englisch anmoderierten. Doch das tat ihrem Auftritt keinen Abbruch, denn am Ende ist ja ohnehin die Musik die Sprache, die alle Menschen auf der Weltverstehen.
Auf dem Programm der zweistündigen Aufführung standen so manche Klassiker, die schon aus dem Mund eines Enrico Caruso oder Luciano Pavarotti kamen, die die vier Tenöre von „Voxx“ aber auf ihre eigene lebendige und spritzige sowie bisweilen auch höchst witzige Weise neu interpretierten. Zumeist traten sie dabei gemeinsam als Quartett auf, doch zählten auch einige gekonnte Duette und Soloeinlagen zum Repertoire der „The West End Tenors“. „Granada“ und „La Donna E Mobile“ – zwei sehr bekannte Stücke, die eigentlich zum Inbegriff des Tenorgesangs gehören und es bisweilen als Melodie bis ins Werbefernsehen geschafft haben, bildeten den Auftakt. Im Kontrast dazu standen moderne Gesänge wie der sehr anrührende Sarah-Brightman-Crossover-Song „Nella Fantasia“ oder der mitreißende italienische Eurovisionshit „Grande Amore“ der Band „Il Volo“.
Wer nach dem ersten Durchgang möglicherweise glaubte, die ohnehin starke Leistung von „Voxx“ sei nicht mehr steigerungsfähig, sollte sich eines besseren belehren lassen. Mit dem fulminanten Toreador-Marsch aus der Oper „Carmen“ kehrten die vier auf die Bühne zurück. Kleine szenische Einlagen und Gestik unterstützten den Auftritt der jungen Tenöre aufs Nachhaltigste. Als schließlich der legendäre Titel „Imagine“ von John Lennon angestimmt wurde, kannte die begeisterte Anspannung im Publikum kaum noch Grenzen.
Für einige Heiterkeit sorgte eine Ankündigung der „Wettervorhersage für Morgen“. „O sole mio“ hielt in den darauffolgenden Minuten die Zuhörer im Kirchenschiff in seinem Bann. Es hätte wohl nicht viel gefehlt, und manch einer hätte im Takt das Feuerzeug geschwenkt oder im Chor miteingestimmt. Gespielte Enttäuschung mit einem lauten „Ooooooh!“ folgte, als die vier schließlich das letzte Stück ankündigten. Die populäre Arie „Nessun Dorma“ war aber noch nicht der abschließende Höhepunkt, denn „Voxx“ war seinen zahlreichen Zuhörern noch zwei Zugaben schuldig. Deren Erste war „I believe“ von Frankie Laine. Als ganz speziellen Überraschungsgast nahm das Quartett für den letzten Beitrag die weltbekannte Sängerin Deborah Sasson in seine Mitte. „Time to say Goodbye” stimmten sie schließlich an – und „Auf Wiedersehen in Nieder-Moos“ wünschte den vier jungen Briten sicherlich jeder.
Die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg hätte mit ihrem Spiel bereits schon für sich einen Auftritt verdient gehabt. „Man hat das Orchester nicht gehört, weil man es gehört hat“, meinte Intendant Alexander Eifler abschließend zur Leistung des Ensembles, die stets den passenden Rahmen für die vier Tenöre von der Insel bot.