Die Schüler waren mit Eifer bei der Sache.
(Foto: Graulich)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
OBER-MOOS - (dgr). Der Ober-Mooser-Teich, der wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammt und im Jahre 1582 erstmalig urkundlich erwähnt wird, ist das Herzstück des NABU-Projektes „Vogelsbergteiche“, bei dem der Ober-Mooser Teich und der Reichloser Teich im Jahr 2003 nach einer Spendenaktion für 600 000 Euro vom NABU Hessen gekauft wurde. Derzeit ist der Ober-Mooser Teich abgelassen. Um ihm Nährstoffe zu entziehen, säten jetzt Schüler der Eichbergschule Lauterbach auf dem Boden Hafer aus, der später abgemäht wird.
Die vor Jahrhunderten angestauten Gewässer bei Ober-Moos wurden lange als Teiche für die Karpfenzucht genutzt. Nach dem Kauf der Teiche in 2003 durch den Naturschutzbund (NABU) sind diese ausschließlich dem Naturschutz vorbehalten. Sie sind wichtige Rast- und Brutplätze für Vögel und bieten mit ihren ausgedehnten Ufern insbesondere Zugvögeln Nahrung sowie Rast- und Erholungsmöglichkeiten auf ihrer langen Reise.
Nun ist nach langer Zeit der Ruhe und Nicht-Bewirtschaftung des Ober-Mooser Teichs die Wassertiefe auf etwa einen Meter gesunken. Der durch natürliche Prozesse angereicherte Schlamm, bestehend aus Flugsand, abgestorbenen Algen, Pflanzenteilen und Tieren, führte zu einer allmählichen Verlandung des Gewässers. Wird der Verlandungsprozess nicht gestoppt, verringert sich die Wassertiefe nach und nach immer weiter, bis der Teich schließlich zuwächst und gänzlich verschwindet. Diesem Prozess wirkte früher in der Karpfenwirtschaft eine jährliche „Winterung“ entgegen, indem der Teich nach dem Abfischen der Karpfen trockengelegt und im Frühjahr wieder bespannt – also wieder mit Wasser aufgefüllt – wurde. Durch das „Ausfrieren“ des Teichbodens werden Nährstoffe freigesetzt, von Mikroorganismen umgewandelt und abgebaut. Dadurch wird wiederum die Schlammmenge reduziert und die Verlandung aufgehalten.
Seitdem die Karpfenzucht aufgegeben wurde, fand am Ober-Mooser Teich keine Trockenlegung mehr statt, und die Schlammschicht ist an einigen Stellen bereits auf 1,5 Meter angewachsen. Zur Schlammreduzierung ist der Teich deshalb in diesem Jahr trockengelegt worden, und er soll auch über den Sommer bis zum Herbst trocken bleiben. Für die Zug- und Wasservögel steht der Teich in diesem Zeitraum nicht zur Verfügung. Jedoch verbleiben der neu bespannte Reichloser Teich und der Rothenbachteich als Ausweich-Lebensraum.
Diese Maßnahme mit verlängerter Trockenperiode wird als „Sömmerung“ bezeichnet. Durch sie kann ein Schlammabbau sowohl durch Mikroben als auch durch den Aufwuchs einer dichten Vegetationsdecke, die dem Teichboden Nährstoffe entzieht, stattfinden. Im beginnenden Herbst wird vom Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg mittels Mähen und Abräumen des vorhandenen Pflanzenmaterials zusätzlich Biomasse entnommen. Einige Bereiche des Teiches weisen jedoch keine ausreichende Vegetation für die Mahd auf. Dort wird Hafer eingesät, was ein flächendeckendes Mähen und Abräumen ermöglichen und damit die Schlammreduzierung unterstützen soll.
Am Dienstagmorgen trafen sich Ruben Max Garchow und Michaela Fedeli vom Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg mit Lehrerin Silke Habicht-Stiehler und 24 Kindern der Klasse 4d der Eichbergschule Lauterbach, um die ersten Bereiche des Teichbodens zu begrünen. In dem Naturschutzgebiet wurde es den Beteiligten von der Oberen Naturschutzbehörde ausnahmsweise gestattet, die Fläche zu betreten und Hafer in eine vorbereitete Fläche zu säen. Die Kinder waren mit Eifer bei der Sache und freuten sich zudem über Teile der Teichmuscheln, die auf dem ausgetrockneten Boden zu finden waren. Insgesamt sollen 26 Zentner Hafer eingesät und im Herbst geerntet werden. Bei einer anschließenden Wanderung um den Teich mit Besuch der kleineren wassergefüllten Hälterteiche erfuhren die Kinder viel über das Leben im Wasser und die dort wachsenden seltenen Pflanzen. Projektleiter Ruben Max Garchow informierte über die Sömmerung und weitere Maßnahmen des Naturschutzes am Teich. Zusammen mit der Gemeinde Freiensteinau, dem Vogelsbergkreis, dem NABU und HessenForst arbeitet das Naturschutzgroßprojekt seit 2015 an der Verbesserung des Lebensraums der „Vogelsberger Teiche“, da diese vor allem für den Vogelschutz eine wichtige Rolle spielen.
In unmittelbarer Nähe des unter Denkmalschutz stehenden Teichhauses aus dem Jahr 1741 war indessen Walter Schneider, der sich ehrenamtlich um dem Naturschutz um den Ober-Mooser Teich kümmert, damit beschäftigt, ein großes Bienenhotel an einigen Stellen auszubessern. Das Teichhaus diente der Teichbewirtschaftung und -bewachung.