Mit dem Cello eine Reise durch die Welt der Opernmusik
Einen üppigen musikalischen Ohrenschmaus genießen konnten die zahlreichen Zuhörer beim Konzert der „Vier EvangCellisten“ in der Kirche in Nieder-Moos.
Von Carsten Eigner
Die „Vier EvangCellisten“ begeisterten ihre Zuhörer in der Nieder-Mooser Kirche. Foto: Eigner
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NIEDER-MOOS - Einen üppigen musikalischen Ohrenschmaus genießen konnten die zahlreichen Zuhörer beim Konzert der „Vier EvangCellisten“ in der Kirche in Nieder-Moos. Hinter dem Künstlernamen „Vier EvangCellisten“ verbergen sich Markus Jung, Hanno Riehmann, Lukas Dihle und Mathias Beyer. Verbergen mussten sich die Künstler allerdings keinesfalls, denn ihren hohen musikalischen Anspruch erfüllten die Vier mit Leidenschaft auf höchstem Niveau. Der Name des Quartetts ist eine kleine Anspielung darauf, dass ihre Vornamen denen der vier Evangelisten (Markus, Johannes, Lukas, Matthäus) ähneln. Zusammengefunden hat sich das junge Cello-Ensemble im Oktober 2008 während des gemeinsamen Studiums an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar. Seither haben die „Vier EvangCellisten“ auf mehreren Tourneen schon viele Musikliebhaber in ganz Deutschland begeistert. Anlässlich des 38. Nieder-Mooser Konzertsommers waren sie jetzt auch im Vogelsberg zu Gast und zelebrierten den Zuhörern einen harmonischen Ensembleklang.
Bevor die Celli erklangen, kam aber zunächst das „Geburtstagskind“ zu seinem Recht, nämlich die Nieder-Mooser Orgel, die vor 225 Jahren in der Werkstatt von Johann Markus Oestreich geschaffen wurde. Getreu des Spruchs des großen Komponisten Gustav Mahler: „Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten“, ließ Organist Frank Hoffmann am Spieltisch die Noten lebendig werden und zeigte den Besuchern zur Einleitung hörbar wunderbare Barockklänge, zunächst das „Präludium“ aus der Feder von Johann Pachelbel und dann die lutherische Hymne „Vater unser im Himmelreich“ von Dietrich Buxtehude. An diesem Spätnachmittag beeindruckte die Nieder-Mooser-Orgel wieder einmal ihre Hörer durch vielfältige Klangfarben, unterstützt durch die gute Akustik der Kirche.
Was die „Vier EvangCellisten“ anschließend musikalisch boten, war nicht das, was man mit dem Namen des Ensembles auf den ersten Blick assoziieren würde, nämlich Kirchenmusik. Vielmehr haben sich die Vier vor allem der Oper verschrieben. Einer der größten Erfolge der Operngeschichte, nämlich „Carmen“ von Georges Bizet, leitete den ersten Teil ein. Weltberühmte Stücke, die „Aragonaise“, die „Blumenarie“ und nicht zuletzt die verführerisch klingende Melodie „Habanera“ ertönten präzise und klanggemäß. Die Arie „Una furtiva lagrima“ aus dem „Liebestrank“ von Gaetano Donizetti und das „Lied an den Abendstern“ aus „Tannhäuser“ von Richard Wagner waren bestens geeignet für die feine Klangfarbe der Celli.
Besonders angetan hat es den „Vier EvangCellisten“ Giacomo Puccini. Die sentimentalen Arien aus den Opern des Italieners passten bestens zum Cello mit seinem ihm zugeschriebenen gesanglichen Charakter. Mit der „Arie der Mimi“ aus „La Bohème“, der „Arie der Lauretta“ aus „Gianni Schicchi“ sowie „Non la sospiri la nostra casetta“ und „Vissi d’arte“ sowie „Nessun dorma“ aus „Tosca“ erwiesen die Vier den bis heute anhaltend erfolgreichen Opernstücken Puccinis die Ehre. Der leidenschaftliche „Tango passionato“ von Eduard Pütz leitete über zu einer weiteren musikalischen Kostprobe der Oestreich-Orgel mit „Fountain Reverie“ von Percy Fletcher und drei Orgelchoralimprovisationen aus dem op. 65 von Sigfrid Karg-Elert.
Nach der Pause beeindruckte Frank Hoffmann erneut damit, was noch in der 225-jährigen Meisterorgel steckt. Der Bogen der Geschichte der Orgelmusik spannte sich dieses Mal von Gustav Merkel mit der „Moderato D-Dur“ und Théodore-César Salomé mit der „Cantilene a-moll“ bis zu Johann Sebastian Bach und seiner berühmten Choralkantate „Nun danket alle Gott“ im Arrangement von Virgil Keel Fox.
Mit ihrem zweiten Auftritt unternahmen die „Vier EvangCellisten“ einen Streifzug durch die Weltmusik. Vom wehmütigen „Souvenir de Curis“ des französischen Komponisten Guillaume Paque ging die Reise zum bekannten deutschen Volkslied „Im schönsten Wiesengrunde“. In irischen und englischen Gefilden bewegten sich die Cellospieler bei „Bonny Portmore“ und „Scarborough Fair“. Fernöstliches Flair verbreitete die chinesische Weise „Jasmine Flower“. Im schwungvollen Latino-Rythmus bewegten sich die Saiten und Bögen der Celli bei der „Südamerikanischen Suite“ von Udo Hartlmaier. Vom gleichen zeitgenössischen Komponisten hatten die Vier auch die „Rag Music“ in ihrem Reperoire. Mit dem Paso Doble „Lady of Spain“ von Tolchards Evans und dem „Killer Diller“ der Jazzgröße Benny Goodman setzte das Quartett den Schlusspunkt unter ein äußerst unterhaltsames und hochwertiges Konzert. Zitat eines Musikfreundes: „Das Konzert hat uns alle mitgerissen – es war einfach wunderschön.“