Wandern als Wirtschaftsfaktor: Gemeinde Freiensteinau hat bei Nieder-Moos, Freiensteinau und Salz fünf Wanderstrecken ausgewiesen und beschildert.
Von gst
Die Gemeinde Freiensteinau hat fünf Wanderwege ausgewiesen, die jetzt öffentlich in Nieder-Moos vorgestellt wurden. Dabei gab es bei Gesamtkosten von rund 33 000 Euro eine Förderung von 17 210 Euro. Foto: Stock
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NIEDER-MOOS - Nieder-Moos ist der "Hauptwanderort" innerhalb der Gemeinde Freiensteinau. Der Nieder-Mooser See ist oft Ausgangspunkt für Wanderungen zu den Seen im "Blauen Eck", auch der Ober-Mooser See, der Rotenbachteich in der Gemarkung Grebenhain sowie der Reichloser Weiher sind fußläufig zu erreichen. Wanderer sind zudem ein nicht zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor. Deshalb hat die Gemeinde Freiensteinau insgesamt fünf Wanderwege im Gemeindegebiet ausgewiesen und beschildert. Durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie haben viele Menschen das Laufen wieder für sich entdeckt und ausgewiesene Wanderwege erfreuen sich aktuell wieder größerer Beliebtheit.
Vier sogenannte "Portale" bilden den Einstieg, wobei drei Wanderwege in Nieder-Moos sowie jeweils einer in Freiensteinau und Salz beginnen.
Die Gemeinde hat dafür rund 33 000 Euro aufgewendet. Doch muss die Gemeinde die Kosten nicht komplett übernehmen, denn durch das Programm "ländliche Regionalentwicklung" wurde das Projekt mit 17 210 Euro gefördert. Am 16. Juni erhielt die Gemeinde den Zuwendungsbescheid mit der Vorgabe, dass die Maßnahme bis zum 15. Oktober abgeschlossen sein musste.
Dies gelang, und so konnte das Projekt jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dazu fanden sich die handelnden Akteure an einem der Startpunkte ein, nämlich in Nieder-Moos im Bereich Kirche und dem Kulturhaus "Alte Schule", wo sich eines von zwei Einstiegs-Wanderportalen im Ort befindet. Ein Weiteres befindet sich am Parkplatz am Ortseingang von Grebenhain kommend, und Wanderer können von dort zu insgesamt drei unterschiedlichen Touren aufbrechen.
Die Gemeinde Freiensteinau hat fünf Wanderwege ausgewiesen, die jetzt öffentlich in Nieder-Moos vorgestellt wurden. Dabei gab es bei Gesamtkosten von rund 33 000 Euro eine Förderung von 17 210 Euro. Foto: Stock
Die fünf Wanderwege in Freiensteinau dienen nicht nur der Fitness, sondern erzählen auch etwas über Land und Leute sowie Geschichtliches. Foto: Stock
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Bürgermeister Sascha Spielberger bedankte sich beim Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Jens Mischak, dem Ulrichsteiner Bürgermeister Edwin Schneider als Vorsitzendem des Leader-Entscheidungsgremiums, bei Thomas Schaumberg von Vogelsberg Consult sowie bei Angelika Boese vom Amt für den ländlichen Raum für die Unterstützung im Rahmen der Maßnahme. Spielberger bedankte sich ebenso für die gewährte Förderung und hob besonders seine Mitarbeiterin Martina Weiß, die zuständig für den Tourismusbereich bei der Gemeinde ist, und den Naturparkführer Rudolf Schlintz aus Nieder-Moos, der bei der Ausweisung der Strecken mitgewirkt hat.
Hier geht es lang ...
"Der Orgelweg ist als Verdauungsspaziergang gedacht, wenn man die gute Nieder-Mooser Küche genossen hat", stellte Bürgermeister Spielberger bei der Vorstellung der Wanderstrecke fest und verwies auf eine Distanz von 3,1 Kilometern. "Es ist ein Weg, der gut mit Sonntagsschuhen gegangen werden kann", skizzierte er den "Orgelweg", der teils durch Nieder-Moos und durch die nähere Gemarkung führt. Er hoffe, dass sich Wegpaten für jeden Wanderweg finden würden, die eine Auge darauf hätten, damit der Zustand, wie er sich jetzt präsentiere, erhalten werden könne.
Der Wanderweg "Geologie und Geistliches" mit einer Distanz von 12,8 Kilometern führt von Nieder-Moos in Richtung Gunzenau. Am Steinbruch von Gunzenau führt die Strecke an der "Bonifatiuskanzel" vorbei, und es geht weiter nach Reichlos, vorbei am Reichloser Weiher und dem Scheunen- und Kesselhakenmuseum von Dr. Manfred Dahmer. Das Museum kann nach telefonischer Anmeldung besichtigt werden. Weiter geht es in Richtung Gedenkstein von "Adalbert von Schleifras", der in Reichlos geboren wurde und später Fürstabt in Fulda war. Der Gedenkstein befindet sich vor dem Hofgut Pöhl kurz vor dem Ortsausgang Richtung Weidenau.
Von Nieder-Moos führt der "Moosgrundweg" über eine Distanz von 11,8 Kilometern ins "schöne Moosbachtal" bis nach Metzlos-Gehaag, dann über die Wärschbach, einem Höhenzug, wieder zurück nach Metzlos, zum Gunzenauer Horst und wieder zum Ausgangspunkt zurück nach Nieder-Moos. Die "Moosbachtour" kann auch schon in Metzlos abgekürzt werden.
Ein weiteres Einstiegsportal steht in Freiensteinau beim Parkplatz hinter der evangelischen Kirche. In Freiensteinau startet der Weg "Lauf der Geschichte", Distanz 6,5 Kilometer: "Hier wandern wir ein Stück auf der Via Regia, der "Straße der Könige". Sie ist eine alte Handelsstraße, die von Frankfurt nach Erfurt führte. Ebenfalls geht es auch an dem Kulturdenkmal Christkindchens Wiege vorbei. Der Sage nach soll die Jungfrau Maria auf ihrer Wanderung das Jesuskind über Nacht in die Krippe gelegt haben, so die Beschreibung.
Diese angebliche Krippe ist eine Basaltklippe mit Blockhalde, bei der sich Alkalibasalte (Feinkörniges, dunkles vulkanisches Gestein mit höherem Gehalt an Alkalien als normaler Basalt; Vorkommen an Hotspots und Kontinentalen Grabenbrüchen) und tholeiitische Basalte (die häufigsten Gesteine in der Erdkruste) abwechseln. Da dies aus landeskundlicher Sicht selten und bedeutsam ist, wurde diese Stelle unter Schutz gestellt.
Der letzte der vier Portale befindet sich in der Dorfmitte von Salz, unterhalb der Bushaltestelle. In Salz gibt es den "Wasserrebellenweg" mit einer Länge von 8,2 Kilometern. Dieser soll an Heinrich Muth aus Salz, genannt "Speckemüller", erinnern. Er galt als Rebell vom Vogelsberg, der schon in den 70er und 80er Jahren den Wasserraubbau aus dem Vogelsberg nach Frankfurt scharf kritisiert hat. Aufgrund seiner Initiative erfolgte die Gründung der Schutzgemeinschaft Vogelsberg.
"Wir werden die Wege in den nächsten Monaten noch weiter beschildern, damit die Wanderer an die nötigen Hintergrundinformationen zu den Themen der einzelnen Wege gelangen können", so der Bürgermeister abschließend.