22 Wanderer auf den Spuren Friedrich Cramers.
(Foto: Albert)
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GEMÜNDEN - (red). Was geschah damals im Hellenwald bei Wäldershausen? 22 Wanderfreunde aus nah und fern trafen sich kürzlich, um mehr über den Todesfall Cramer zu erfahren und sein Grab zu besuchen. Lange Zeit war nicht viel darüber bekannt. Vor einigen Jahren jedoch tauchte ein alter Zeitungsbericht auf, der erstmals im Jahre 1846 in der Großherzoglich Hessischen Zeitung erschien und Licht in das Dunkel der Geschichte brachte. Geo- und Naturparkführerin Andrea Albert berichtete über die Ereignisse an verschiedenen Punkten auf der Wanderstrecke und informiert in einer Pressemeldung.
Die Wanderung startete am Schlossberg in Burg-Gemünden, einem eindrucksvollen Felsen mit vulkanischer Geschichte, der vor langer Zeit durch drei aufeinander fließende dünnflüssige Lavaströme entstand. Damit ist er eine Besonderheit in dieser Gegend, denn diese Art Lavaströme kann man nur noch an zwei anderen Stellen im gesamten Vogelsberggebiet und auf Hawaii sehen. Die in den Berg eingelassenen Keller stammen wie das Schloss aus dem Mittelalter und wurden damals als Kühl- und Lagerräume genutzt.
Weiter ging es an der Gemeindegrenze entlang durch das Naturschutzgebiet Ohmaue/Igelsrain, dass seit 1993 unter Schutz gestellt ist. In ihm sind nicht nur seltene Pflanzen und Tiere, sondern auch alte historische Grenzsteine zu sehen. Sie grenzen die ehemaligen Gebiete des Herrenwaldes vom Staatswald ab.
Wer war aber nun der geheimnisvolle Cramer, dessen Grab sich auf dem Schenck‘schen Familienfriedhof bei Wäldershausen befindet?
Friedrich Cramer war Förster und stand im Dienst des Freiherrn von Schenck zu Schweinsberg in Wäldershausen. Er war ein allseits beliebter und geschätzter Mann, nicht zuletzt wegen seines heiteren Gemüts und seiner Zuverlässigkeit. Über die Osterfeiertage des Jahres 1846 hatte sich auf dem Hofgut Wäldershausen Besuch angesagt, und der Förster war gehalten, einen Rehbock für das Festmahl zu schießen. Eines Abends machte er sich auf den Weg und nahm dabei eine Doppelflinte und eine Pirschbüchse mit. Dort, wo er das Wild anzutreffen hoffte, musste Cramer durch dichtes Gebüsch vordringen. Unglückliche Umstände wollten es, dass sich dabei ein Schuss löste. Der Förster wurde schwer verletzt, dennoch gelang es ihm, nach Homberg in ein Wirtshaus zu laufen. Dort schickte er nach einem Arzt und seiner Frau, denen er das ganze Unglück noch erzählen konnte, bevor er starb. Er wurde 55 Jahre alt.
Cramer wurde unter großer Anteilnahme auf dem Schenck’schen Familienfriedhof bei Wäldershausen beigesetzt. Damit wurde ihm eine große Ehre zuteil, denn es wurde nur derjenige auf den Familienfriedhöfen der Adelshäuser beigesetzt, der sich bei der Herrschaft in besonderer Weise verdient gemacht hatte. Cramer war ein solcher Mensch. Mit ihm starb der letzte Nachkomme der Familienlinie, die in freiherrlich von Schenck‘schen Diensten fast 300 Jahre das Amt des Försters bekleidet hatte. Großes Rätselraten gab es um die Inschrift des eisernen Grabkreuzes. Sie ist teilweise stark verwittert, aber gemeinschaftlich konnte die Wandergruppe das Rätsel lösen und die Inschrift entziffern.
Der Rückweg führte an einem schönen Waldstück entlang, auf dem zahlreiche Märzenbecher blühten. Dabei konnte auch endlich der Unterschied zwischen Schneeglöckchen und Märzenbechern geklärt werden. Eine Teilnehmerin sagte: „Ich war mir nie ganz sicher, aber jetzt weiß ich Bescheid.“