Richtiger Unterricht mit persönlichem Austausch ist den angehenden Heilerziehungspflegern sehr wichtig. Seit Ende Mai habe sie wieder Präsenzunterricht.
. Herbstein (red). Ab Mitte März, als die ersten Meldungen zu den coronabedingten Ausgangsbeschränkungen öffentlich wurden, entschloss sich Schulleiter Frank Ilge dazu, den Unterricht der gemeinnützigen Campus am Park GmbH in Stockhausen für die angehenden Heilerziehungspfleger auszusetzen. Damit wollte er Auszubildende sowie die Einrichtungen der Behindertenhilfe, in der diese tätig sind, vor einer möglichen Infektion schützen. Kurz darauf kam dann der politische Beschluss, Schulen, Fachschulen und Universitäten zu schließen.
"Das war kein leichter Schritt", versicherte Ilge. "Aber unsere Auszubildenden arbeiten in der Behindertenhilfe. Und wir wollten eine mögliche Verbreitung des Virus unbedingt vermeiden. Immerhin kommen unsere Auszubildenden aus ganz Hessen und manche auch aus anderen Bundesländern."
Danach herrschte für Wochen gespenstische Ruhe am Campus am Park. Wo sonst Azubis aller Altersstufen, Dozenten, Menschen mit Behinderung aus der benachbarten Gemeinschaft Altenschlirf und Besucher ein- und ausgehen, blieb nur die Verwaltung besetzt. Und die Damen des Reinigungsteams taten ihren Dienst. Dachten die Mitarbeiter des Schulleitungsteams anfangs noch, nun könne man sich endlich einmal in Ruhe liegen gebliebenen Themen zuwenden, kämpften sie sich bald durch einen Dschungel von immer neuen Bestimmungen.
"In den nächsten Wochen mussten wir an Plänen für Fernbeschulung arbeiten. Denn wir wollten auf jeden Fall, dass unsere Seminaristen, die vor der Prüfung stehen, weiterhin gut vorbereitet sind und ihre Prüfungen mit gutem Ergebnis meistern." Entstanden ist eine kreative Mischung aus Online-Lernpaketen, der Nutzung der Lernplattform auf der Webseite, Live-Unterricht per Videochat und natürlich der telefonischen Betreuung der Schüler und Schülerinnen.
"Die Ungewissheit, wie es nun weiter geht, war ganz schön aufregend", bekennt eine weitere Auszubildende aus dem Abschlussjahrgang. "Wir waren aber alle froh, dass die Prüfung trotzdem stattgefunden hat! Panik hatten wir aber keine. Wir fühlten uns gut vorbereitet, auch wenn man an der Schule besser lernen kann als alleine zu Hause." Geholfen habe bei all der Umstellung, dass die Praxisorte die Schüler zum Lernen weiterhin an den beiden eigentlichen Schultagen freigestellt hätten. "Obwohl es an der Arbeit jetzt mehr zu tun gab. Die Bewohner konnten ja nicht in ihre Werkstätten gehen. Da musste man sich ganz schön viel einfallen lassen. Wir haben dann mit den Bewohnern entschieden, die Zeit als langen Urlaub zu betrachten und versucht, gemeinsam eine schöne Zeit daraus zu machen", so die Abschlussschülerin weiter.
Dabei hatten die Auszubildenden auch eine hohe Verantwortung zu tragen. Auf die Vermeidung einer Ansteckung haben sie nicht nur für sich und ihre Angehörigen geachtet. Man wollte den Virus ja nicht in die Einrichtung tragen.
Am 12. Mai konnten die Prüfungen an der Fachschule unter Wahrung aller besonderen Vorgaben eröffnet werden. Seit dem 25. Mai findet auch wieder der Präsenzunterricht am Campus statt - im großen Saal mit ausreichend Abstand. Übernachten können die Auszubildenden, die aus dem Main-Kinzig-Kreis oder aus Richtung Kassel kommen trotzdem, ihnen stehen Einzelzimmer zur Verfügung.
"Ich bin froh, dass meine Ausbildung jetzt wieder an der Schule mit meinen Mitschülern stattfindet. Der echte Kontakt ist schon wichtig. Auch mit den Dozenten. Online lernen geht zwar auch, aber richtig auf meine Fragen eingehen kann man halt nur persönlich. Den Kontakt kann mir kein digitales Medium ersetzen", spricht ein weiterer Befragter vielen seiner Mitschülern sicherlich aus dem Herzen.