Schulleiter Carsten Röhrscheid (mit iPad) im Gespräch mit Schülern. Foto: Simon
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HOMBERG - (red). Die Vorbehalte sind bekannt: Dauernd „hängen“ Kinder und Jugendliche am Handy oder Tablet. Und dann soll diese Schüler-Generation in der Schule mit einem Tablet-Computer arbeiten?
Ja, sagt Hombergs Schulleiter Carsten Röhrscheid. „Die Diskussion ist vergleichbar mit der Diskussion um die Taschenrechner in den 80er Jahren. Damals haben viele fälschlicherweise befürchtet, Jugendliche verlernen das Rechnen. Gesellschaftlich verändert sich etwas, Kulturtechniken verändern sich. Und da kann Schule nicht außen vor bleiben.“
Deshalb wird die Ohmtalschule (OTS) mit Beginn des neuen Schuljahrs 2018/19 eine iPad-Klasse einrichten. „Wir planen ein Pilotprojekt mit einer siebten Klasse“, sagt Röhrscheid. Die OTS sei damit die zweite Schule im Vogelsberg, die dieses bundesweit nicht mehr ganz neue Neuland betritt. „An der Geschwister-Scholl-Schule in Alsfeld gibt es seit Sommer 2017 ein iPad-Klasse. Schüler, Eltern und Lehrer sind begeistert, man hat dort sehr positive Erfahrungen gemacht.“
Was ist eine iPad-Klasse, die es in einigen Schulen Deutschlands seit gut sieben Jahren gibt? Jeder Schüler dieser Klasse erhält einen Tablet-Computer, der in der Schule jederzeit und in allen Fächern eingesetzt wird. Alle Schulbücher und Lernmaterialien sind darauf zu finden, ebenso jede Menge Lernprogramme. Die Tablets sind mit den Activeboards im Klassenraum – den elektronischen Tafeln – verbunden. Zudem können Schüler untereinander und mit dem Lehrer leicht kommunizieren, Dateien können versandt und beispielsweise am Activeboard für alle sichtbar gemacht werden.
„Diese Form des Lernens bietet viele Vorteile. Die Schüler arbeiten selbstständiger und sind motivierter“, so OTS-Leiter Röhrscheid. Die Angst, die Schüler würden den ganzen Tag bloß Youtube-Videos anschauen oder rein private Interessen verfolgen, sei unbegründet. „Es gibt jederzeit Kontrolle im Unterricht. Der Lehrer kann jederzeit sehen, was seine Schüler machen. Zudem können bestimmte Inhalte eingeschränkt oder gesperrt werden“, erklärt Röhrscheid. Die Befürchtung mancher Kritiker, Schüler könnten das Schreiben verlernen, hält er für unbegründet: „Wir beginnen erst mit Klasse sieben. Schüler, die bis Klasse sechs motorisch gut schreiben, werden dies auch später nicht verlernen.“ Zudem mache die Schule jede Menge technikfreie Angebote. So ist etwa die Stadt- und Schulbibliothek in der OTS untergebracht, die mit ihrem breit gefächerten Angebot den Schülern täglich zur Verfügung steht.
Und noch einen großen Vorteil sieht der Schulleiter in dem Pilotprojekt: Viele Schüler nutzen digitale Medien zwar täglich, richtig damit umgehen können sie aber noch lange nicht. Völlig unbedarft werden private Daten und Fotos veröffentlicht. Auch hier sieht Röhrscheid eine Chance: „Die Schüler der iPad-Klasse werden für Probleme der neuen Techniken sensibilisiert. Sie werden intensiv geschult und üben den richtigen Umgang.“
Auch die Lehrer werden vor Start der iPad-Klasse in Fortbildungen geschult, die Eltern auf einem Elternabend ausführlich beraten. Schließlich sollen die Geräte von den Eltern gekauft werden, da es der Schule nicht möglich ist, die Tablets zur Verfügung zu stellen. Die iPads gehören somit den Jugendlichen, sie nehmen diese nach Schulschluss mit nach Hause. Apps und Lernsoftware werden kostenlos zur Verfügung gestellt.
Der Vogelsbergkreis als Schulträger schafft die technischen Voraussetzungen, damit alles reibungslos läuft. So soll unter anderem ein Wlan-Netz installiert werden, von dem die Schulgemeinde profitiert. Bereits heute gibt es an der OTS mehrere Computerräume, Computer-Ecken und einen Satz Laptops, die intensiv genutzt werden. „Aber vieles ist dort immer noch nicht machbar“, sagt Röhrscheid.