"Ein Tor für die Ewigkeit" mit Vogelsberger Wurzeln

Die Aufstellung der WM-Helden von 1954: Helmut Rahn (vierter von links) zwischen Horst Eckel und Ottmar Walter. Archivfoto: dpa
Die Aufstellung der WM-Helden von 1954: Helmut Rahn (vierter von links) zwischen Horst Eckel und Ottmar Walter. Archivfoto: dpa
Die Geschichte auf den Spuren des WM-Siegtorschützen Helmut Rahn beginnt vor zwei Jahren mit der Herausgabe von einem Ortsfamilienbuch über Ober-Seibertenrod. Autor ist Hans Helmut Günther, Landwirt mit Leib und Seele, er stammt aus einer alteingesessenen Familie des Dorfes. An seinem großen Schreibtisch lässt der 68-Jährige die Entstehung seines Werkes Revue passieren: "Ortsfamilienbuch Ober-Seibertenrod und Häuserverzeichnis", so lautet der Titel. Keine Probleme mit dem PC hat Hans Helmut Günther, er hat sich professionell eingearbeitet, sein Bruder steht ihm als Informatiker bestens zur Seite. Um sich herum meterweise Regale mit Akten, Akten, Akten, Karten und Skizzen. Alles akribisch geordnet. "17 Meter Stammbaum", konnte man im Dezember 2017 in unserer Schwesterzeitung "Lauterbacher Anzeiger" lesen in Bezug auf die Vorstellung seines Werkes. Historisch korrekt, wenn es passt, immer mit einem Schuss Humor, erzählt Hans Helmut Günther: Wie er bereits als junger Mann immer schon interessiert war, an den Wurzeln und Familiengeschichten seines Dorfes. Wie er begann mit Recherchen, von Haus zu Haus sich mühsam durchfragte nach alten Unterlagen, nach Fotos und Urkunden aus vergangenen Zeiten. Gepackt wurde er schließlich, schonungslos, von diesem, was er selbst bezeichnet als "irgend einen Spleen hat jeder". 1043 Seiten Genealogie, minutiöse Aufzeichnungen von Familienstammbäumen, Nachweise bis zu 17 Generationen - im Rückblick auf das Schaffen vom "Ortsfamilienbuch und Häuserverzeichnis" aus Ober-Seibertenrod ist sich der Autor sicher: "Den Spaß daran habe ich nicht verloren, den hatte ich immer." Bedingungslos hielt ihm dabei seine Ehefrau Ute den Rücken frei. Beruflich übernahm der gelernte Landwirt mit 26 den Hof seiner Eltern, eine Familie wurde gegründet, nebenbei gehörte er 26 Jahre bis 2011 dem Kreistag und Kreisausschuss des Vogelsbergkreises an. Arbeit gab es in Hülle und Fülle auf dem Grünlandbetrieb mit Milchwirtschaft und Weidegang, bei Weitem gehörten nicht nur das Melken, Mähen und Ernten dazu. Saßen andere vor dem Fernseher, arbeitete sich Hans Helmut Günther als Autodidakt ein in eine auf den ersten Blick so pulvertrocken erscheinende Materie. Peu à peu professioneller erfolgten die Nachforschungen zu Familienstammbäumen, unter anderem in Archiven. Zum Beispiel bei Pfarrern, die ihn nicht alle mit ausgebreiteten Armen an die alten Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern heranließen. Nicht der Typ, der locker lässt, ist Hans Helmut Günther. Unzählige Male machte er sich auf nach Darmstadt in das dortige Staatsarchiv, zahlte für Kopien aus eigener Tasche. Als er am Ende für das Cover seines Buches eine persönliche Luftaufnahme von Ober-Seibertenrod machen wollte, "charterte" er vom winzigen Flugplatz im benachbarten Schotten-Götzen einen Mini-Motorsegler. Mit seiner einfachen Rollfilmkamera schoss er in der hin und her schaukelnden "Leichten Libelle" aberhunderte von Fotos. Tage später holt er in Ulrichstein die heiß ersehnten Fotos ab. Ähnlich einer Holzhammernarkose machte es "Bong!": "Bilder komplett alle verwackelt! Aber - wenn ich was vorhab`, dann zieh ich´s auch gerne durch", bringt es Hans Helmut Günther auf den Punkt. Unkonventionell, zielstrebig, in seiner Vogelsberg-Mentalität lässt er sich nicht lumpen. Bis heute nicht. Vor fünf Jahren ging es ein zweites Mal in die Luft. Bei schönem Wetter in einem knallroten "Ziegler"-Hubschrauber, in der Hand eine gute Digital-Kamera. Es klappte, die Fotos zeigen deutlich alle Häuser des zur Zeit 270 Einwohner zählenden Dorfes von Ober-Seibertenrod. Eine Aufnahme wurde auf dem Buchdeckel für die Familienchronik verwendet. (mpe)