Sie produzieren Sauerstoff, binden Kohlenstoffdioxid und sind ein nachwachsender Rohstoff – Bäume sind ökologisch betrachtet enorm wichtig. Im Alltag sind sie für uns allerdings meistens relevanter als Schattenspender oder um eine Schaukel darin aufzuhängen.
Von Petra Clauss
Große Ansammlungen von Nadelbäumen sind in unserer Region meistens Fichten.
(Foto: Clauss)
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VOGELSBERGKREIS - Sie produzieren Sauerstoff, binden Kohlenstoffdioxid und sind ein nachwachsender Rohstoff – Bäume sind ökologisch betrachtet enorm wichtig. Im Alltag sind sie für uns allerdings meistens relevanter als Schattenspender oder um eine Schaukel darin aufzuhängen. Dabei gibt es über Bäume mehr zu wissen als, wie groß sie werden können und wie Photosynthese funktioniert. Nach Buchen, Kiefern und Eichen dreht sich heute alles um Fichten und Tannen.
Der aufmerksame Beobachter hat schon lange erkannt: Es gibt zwei Arten von Bäumen: solche mit Blättern und solche mit Nadeln. Weiter gingen meine botanischen Kenntnisse gerade bei Nadelbäumen lange nicht. Vom Wesen der Weihnachtsbäume, der Heilwirkung von Fichtenspitzen und von der Seltenheit der Tanne wusste ich lange nichts. Aber dass es da wohl einen mächtigen Irrtum mit den Tannenzapfen gab, das war mit schon zu Ohren gekommen.
Nun, bevor ich viel über Fichten und Tannen erzähle, gilt es erst einmal, die beiden zu unterscheiden. Am einfachsten geht das mit dem Merkspruch: Fichte sticht, Tanne nicht. Weil Tannen eher breitere, flache, vorne stumpfe Nadeln und Fichten dünne Nadeln haben, die piksen. So weit so gut. Und dann steht man eine Woche später im Wald und denkt sich: Tanne sticht, Fichte… ne, war das nicht anders herum? Dabei geht das eigentlich viel einfacher: Hat man eine weit reichende Monokultur vor sich, dann kann man sich ziemlich gewiss sein, dass es sich hierbei nicht um Tannen, sondern wenn, dann um Fichten – oder Kiefern – handeln muss, da diese schneller wachsen und daher bevorzugt für den schnellen Holzanbau genutzt wurden. Das war damals, als diese großflächigen Monokulturen eingeführt wurden, aus wirtschaftlichen Gründen sogar ziemlich sinnvoll, nur dass man damals schon sagte, dass Monokulturen nur eine Übergangslösung seien, und dass diese Weitsicht dann aber vielerorts nicht so recht beherzigt wurde. Das ist jedoch eine andere Geschichte.
Die „piksigen“ Fichten wachsen also oft in Monokulturen, während die Tannen mit ihren flachen Nadeln eher selten vorkommen. So selten, dass sie zum Beispiel im Nationalpark Bayrischer Wald nachgepflanzt werden, um ihren Bestand zu sichern. Erschwert wird dieses Vorhaben dadurch, dass die Tannenspitzen auch noch köstlich für das Wild sind, das es wohl bevorzugt, beim Fressen nicht ins Maul gepikst zu werden.
Während die Wildtiere also Tannenspitzen bevorzugen, sind für Menschen Fichtenspitzen interessanter, weil ihr Geschmack sehr intensiv ist und sich aus ihnen ein aromatischer, gesunder Tee kochen lässt. Denn neben ihrem Geschmack haben sie auch Heilwirkungen. Sie sind durch ihre antibakterielle, schleimlösende Wirkung gut gegen Erkältung, es lassen sich jedoch auch diverse andere Heilwirkungen nachlesen. Aber Achtung! Fichtenspitzen dienen dem Baum zum Weiterwachsen. Wird die obere Spitze gekappt, hindert das den Baum massiv am Höhenwachstum, was für den Baum im Konkurrenzkampf um Licht fatal sein kann. Um dem Baum möglichst wenig zu schaden, empfiehlt es sich, von großen Bäumen von den tief hängenden Ästen die hellgrünen Spitzen zu nehmen, die sich dort (natürlich je nach Standort) ungefähr im Mai zeigen. Und natürlich ist es wichtig, auch immer Spitzen dranzulassen.
Nun kann man sich also im Frühjahr einen Tee aus Fichtennadeln kochen, um die Frühjahrsgrippe abzuwehren, und im Herbst kann man die Fichtenzapfen sammeln und sie zum Beispiel als Dekoration verwenden. Aber was ist mit den Tannenzapfen? Auch hier braucht man keine Verwechslung zu fürchten: Denn während die Zapfen bei der Fichte runterhängen und schließlich abfallen, stehen die Zapfen der Tanne nach oben und bröseln irgendwann zu Boden. Man findet also in der Regel keine Tannenzapfen, sondern höchstens noch einzelne Schuppen von ihnen auf dem Waldboden.
Und zu Weihnachten gibt es dann häufig die Nordmanntanne oder Blaufichte. Weihnachtsbäume findet man jedoch meist nur in eingezäunten „Babyweihnachtsbaummonokulturen“. Die Nordmanntanne, die durch ihre weichen Nadeln und das geringe Verlieren derselben überzeugt, kommt ursprünglich unter anderem im Kaukasus, in Russland und Georgien vor. In Deutschland hingegen ist eher die Weißtanne heimisch. Über Projekte der Wiederanpflanzung sowie dem Zusammenhang zwischen toten Weißtannen und einem Pilz, der nach Rosen durftet, kann man übrigens im Nationalpark Bayerischer Wald mit allen Sinnen mehr erfahren.