Talkrunde und Endspurt
LAUTERBACH - Es war ein kurzweiliger Abend, der mit Standing Ovations um kurz vor halb elf endete: Die Vogelsberger CDU steht hinter ihrem Ministerpräsidenten Volker Bouffier. Und dieser tat sein Bestes, die Parteikollegen auf den Endspurt im Wahlkampf einzuschwören.
Begonnen hatte der Abend mit zwei Talkrunden, moderiert von Julia Hartmann. Dabei entlockte sie den Kandidaten hauptsächlich private Anekdoten. Den Anfang machte Michael Ruhl, Landtagskandidat der CDU für den Wahlkreis Vogelsberg. Der gebürtige Herbsteiner plauderte über seine Familie, seine Freizeit, die Herbsteiner Fastnacht und seine Anfänge in der Jungen Union. Gerade in dieser Zeit habe er viele Freunde in der JU gefunden und sich ein Netzwerk aufgebaut, das er hoffe, in Wiesbaden wieder zu treffen und für die eigene Region nutzen zu können. Wichtige Themen seines politischen Programmes seien zum Beispiel eine ordentliche Infrastruktur. "Der Breitbandausbau, der dauert mit viel zu lang", ärgerte er sich und wies darauf hin, dass seine Partei sich im Mobilfunkausbau engagiere. Zu einer guten Infrastruktur gehöre aber auch ein ordentliches Straßennetz sowie der Bau neuer Strecken, womit sich Ruhl auch auf den Ausbau der A49 und den Bau der Ortsumgehung B254 bezog. Volker Bouffier habe zu letzterem auch klare Worte gefunden und er wolle ihn dabei gerne unterstützen.
Des Weiteren befürwortete Ruhl die Beitragsfreiheit der Unter-Dreijährigen in den Kindergärten. "Eltern sind eine Stütze unserer Gesellschaft." Diese in einer Phase, in der vieles auf eine Familie zukomme, zu unterstützen, halte er für sehr wichtig. Auch die derzeitige Landespolitik, Arbeitsplätze aus dem Ballungsraum wieder in den ländlichen Raum zu verlagern, unterstütze er voll und ganz. Um Ansiedlungen für weitere Gewerbetreibende attraktiver zu gestalten, müssten zudem die Genehmigungsprozesse beschleunigt sowie die Bedingungen für Home-Office verbessert werden. Zudem wolle er das Ehrenamt und das Vereinsleben stärken.
Draußen wartete gespannt das "Bürger Bündnis lebenswertes Wartenberg" auf die Ankunft des Ministerpräsidenten. "Wir möchten Volker Bouffier gerne einen Spaten überreichen", erklärte Sprecher Matthias Keller. "Wir möchten ihm danken, dass er sich für den Bau der Ortsumgehung einsetzt und ihn damit zum Spatenstich einladen." Volker Bouffier lachte, als er das Geschenk entgegennahm: "Ich erinnere mich noch gut an den Abend. Der Bürgermeister war nicht glücklich über das, was ich gesagt habe, aber es ist meine Überzeugung. Die Straße muss jetzt gebaut werden, jetzt wo wir das Geld haben." Schließlich stünden jahrzehntelange Planung und das Interesse vieler hinter der Straße.
Im Saal wurde der Ministerpräsident und seine Frau Ursula mit lautem Applaus willkommen geheißen. Beide plauderten mit der Moderatorin ebenfalls zunächst über Privates - über Freizeitbeschäftigungen, Tischgespräche in einem Juristenhaushalt, Musik und vieles mehr.
"Eigentlich ist alles klar - wir haben noch 18 Tage, die wir nutzen können", stieg dann Volker Bouffier in seine politische Ansprache ein. Laut einer Umfrage seien 57 Prozent der Hessen mit der Arbeit der CDU zufrieden und sogar 67 Prozent mit ihm als Ministerpräsidenten. Diese Zahlen passten aber nicht zu den aktuellen Umfragewerten. Es gebe also noch viel zu tun, denn "wir haben ein großes Ziel und nicht weniger wollen wir erreichen".
Regierungsgeschäfte liefen nicht von allein, fuhr Bouffier fort. "Doch viele haben sich daran gewöhnt, dass es gut in Hessen läuft." Wahlkampf sei nichts anderes, als eine erneute Bitte um Vertrauen. Und jeder könne anhand der vergangenen fünf Jahre nun selbst überprüfen, ob es die CDU Wert sei, ihr erneut Vertrauen zu schenken.
"Hessen ist ein starkes Bundesland, das an der Spitze mitmarschiert", so Bouffier. Und die Christdemokraten wollten nicht nur im Rhein-Main-Gebiet, sondern überall stark sein. "Noch nie hatte eine Generation so viele Chancen wie heute, und das hat etwas mit unserer Arbeit zu tun."
Die CDU wolle weiter daran arbeiten, Arbeitsplätze aus den Zentren heraus aufs Land zu bringen, wolle heimatnahes Arbeiten unterstützen und weiterhin das Duale Studium fördern. "Denn wer in der Nähe seines Heimatortes studieren kann, bleibt meist in der Region." Sehr wichtig für die CDU sei auch die Landwirtschaft, die im Zentrum der Aufgaben stünde - sowohl der konventionelle als auch der biologische Anbau. Außerdem stehe die CDU zu Krankenhausverbünden und Ärztezentren, um die gesundheitliche Versorgung zu sichern. Denn die angehenden Mediziner - in der Mehrzahl Frauen - wollten Beruf und Privates unter einen Hut bringen. Um trotzdem Anreize für Landpraxen zu geben, sei außerdem eine "Landarztquote" mit Prämien geplant. Zum Schulsystem merkte der Ministerpräsident an, dass in Hessen alle Lehrerstellen besetzt seien und die CDU weiter gegen eine Einheitsschule sei, sondern für eine Wahlmöglichkeit der Eltern und ihrer Kinder. Vor allem die Berufliche Bildung solle dabei wieder stärker in den Fokus rücken. "Denn wir brauchen beide - den Studierten und den Meister." Kein anderes Bundesland investiere so viel in Bildung wie Hessen.
Glasfaser in jedes Haus, Mobilfunkausbau, Investitionen in die Zukunft, ohne Schulden zu machen, Unterstützung für Dieselfahrer - "wenn VW in den USA 13 Milliarden bezahlt, will ich hier nicht hören, dass sie sich vom Acker machen" -, Nachhaltigkeit auch in finanzieller Sicht sowie eine Ausweisung von Flüchtlingen, die sich schwer straffällig machten - all dies waren weitere Punkte Bouffiers, mit denen er um die Erststimme für Michael Ruhl und die Zweitstimme für die CDU warb.