Wildnis-Projekt "Laubacher Wald" wurde eingeweiht. Auf 225 Hektar wird die forstwirtschaftliche Nutzung eingestellt.
Von red
Ein Urwald von morgen. Foto: NABU-Stiftung/Klemens Karkow
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LAUBACH - Die NABU-Stiftung "Nationales Naturerbe" freut sich in einer Pressemitteilung, dass das Wildnis-Projekt "Laubacher Wald" offiziell eingeweiht wurde. Auf der rund 225 Hektar großen Waldfläche werde die forstwirtschaftliche Nutzung eingestellt, damit sich der alte Buchenwald ungestört entwickeln könne.
Die Fläche verbinde weitere Waldgebiete des Landes Hessens, in denen die Natur sich selbst überlassen wird. So entstehe ein mehr als 1 000 Hektar großes Wildnisgebiet im Landkreis Gießen. Die Nutzungsrechte für die Waldfläche habe die NABU-Stiftung "Nationales Naturerbe" Ende letzten Jahres mit Mitteln des Wildnisfonds des Bundes-Umweltministeriums erworben. Mit Unterstützung dieses Förderprogramms würden deutschlandweit Wildnisgebiete neu geschaffen und erweitert.
Lebensraum für viele Arten
Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth erklärt in der Pressemitteilung: "Intakte natürliche Lebensräume brauchen besonderen Schutz. Denn nur funktionierende Ökosysteme bieten Lebensraum für viele, auch bedrohte Arten, widerstehen den Folgen des Klimawandels und helfen den Menschen in ihren Anstrengungen für mehr Klimaschutz. Daher will die Bundesregierung auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands großflächige Wildnis entstehen lassen, wo sich Natur ungestört entwickeln kann. Am Vogelsberg entsteht jetzt ein wahrer Waldwildnis-Schatz. Das Projekt zeigt, was Bund, Länder und Zivilgesellschaft gemeinsam für die Natur erreichen können."
Christian Unselt, Vorsitzender der NABU-Stiftung "Nationales Naturerbe", kommentiert: "Mit dem Kauf der Nutzungsrechte können wir die Forstwirtschaft in dem alten Laubwald konsequent einstellen und so seine beeindruckende Artenvielfalt weiterentwickeln und dauerhaft bewahren. Alle Phasen eines natürlichen Waldes, vom Keimling über den majestätischen Altbaum bis zum reich besiedelten Totholz, werden hier erlebbar. In Stiftungsobhut wird der Wald damit stabiler gegenüber dem Klimawandel und zu einer wertvollen Kohlendioxidsenke."
Zusammen mit zwei angrenzenden, rund 800 Hektar großen Kernflächen von Hessen Forst umfasst das "Wildnisgebiet Westlicher Vogelsberg" nun 1025 Hektar, die zentral im FFH-Gebiet "Laubacher Wald" im westlichen Vogelsberg liegen. Die neue hessische Waldwildnis sei frei von technischen Infrastrukturen und öffentlichen Verkehrswegen. Auf rund 70 Prozent des Areals wachsen Buchen, daneben existieren kleine Bestände an Fichten, Eichen und anderen Laubhölzern. Der weitaus größte Teil der Bäume sei älter als 160 Jahre und biete somit hervorragende Bedingungen für eine schnell einsetzende natürliche Waldentwicklung, so die NABU-Stiftung. Zahlreiche europäisch geschützte Tier- und Pflanzenarten finden im Wildnisgebiet ein geeignetes Habitat. Dazu zählen unter anderem die Bechsteinfledermaus, der Mittelspecht sowie das stark gefährdete Grüne Besenmoos.
Das Projekt wurde nun offiziell eröffnet. Die Einweihung war aufgrund der Pandemiebeschränkungen verschoben worden. Das Vorhaben "Wildnisgebiet Westlicher Vogelsberg - Teilfläche Laubacher Wald" wird mit rund 5,6 Millionen Euro durch das Bundesumweltministerium gefördert. Das Projekt ist eines von bisher vier bewilligten Projekten des BMU-Förderprogramms "Förderung der Wildnisentwicklung in Deutschland" (Wildnisfonds). Mit diesem unterstützt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gezielt Maßnahmen, um das Zwei-Prozent-Wildnisziel der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu erreichen. Demnach sollen mindestens zwei Prozent der Landesfläche Deutschlands dauerhaft und in großflächigen Gebieten einer von menschlichen Nutzungen freien Entwicklung der Natur überlassen werden. Dies entspreche etwa einer Fläche von 714 000 Hektar.
320 Schutzgebiete
Die NABU-Stiftung "Nationales Naturerbe" kauft nach eigenen Angaben wertvolle Naturschutzflächen in Deutschland, um diese als Lebensraum für seltene und bedrohte Arten zu schützen und zu entwickeln. Ende 2020 bewahrte sie in rund 320 Schutzgebieten über 21 200 Hektar Naturschutzland in ihrer Obhut.