Einsatz für den freien Hahnenschrei

Glückliche Hähne sollen krähen dürfen. Foto: Kruppert

Für viele Bewohner auf dem Land gehört der krähende Hahn zum Alltag. Hin und wieder gibt es aber auch Beschwerden, die sogar vorm Gericht landen. Das muss nicht sein, wenn...

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LAUTERBACH/SCHLITZ. Kühe muhen, Ziegen meckern, Schafe blöken, Schweine grunzen, Pferde wiehern, Tauben gurren und Hähne krähen: Für viele Bewohner auf dem Land gehört das zum Alltag. Einige fühlen sich jedoch durch die Geräusche beeinträchtigt. Auf Freiland-Eier oder Bio-Rindfleisch möchten jedoch die wenigsten verzichten. Hin und wieder gibt es auch Beschwerden, die sogar vorm Gericht landen. Das muss nicht sein, wenn ein Gesetz die Nutztierhaltung unter kulturellen Schutz stellen würde. Dies will Silvia Stengel aus Hofheim-Marxheim (Südhessen) mit ihrer Petition "Wenn der Hahn kräht..." erreichen. Die Geflügelzuchtvereine aus Lauterbach und Schlitz unterstützen dieses Anliegen.

Der "Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter", die Fachzeitung "Deutsche Geflügelzeitung" und zahlreiche Ortsvereine unterstützen die bundesweite Aktion. Mehr als 47 000 Unterschriften gibt es schon, so Michael Kruppert vom Geflügelzuchtverein Lauterbach. Rund 3000 fehlen damit noch, dann sind es 50 000. Die seien notwendig, damit ein Gesetz für den "kulturellen Schutz" möglich ist. "In Frankreich ist das bereits so. Dort wurde im vergangenen Januar ein entsprechender Gesetzesentwurf einstimmig vom Senat beschlossen", informiert Züchterin Bianca Fleck aus Lauterbach-Maar. Der Lauterbacher Verein macht sich gemeinsam mit dem GZV Schlitz und Schlitzerland in der Region für die Petition stark.

Prominente Unterstützung hat die Petition mittlerweile sogar auch: Die Moderatorin der TV-Show "Bauer sucht Frau", Inka Bause, gehört dazu, ebenso Martina und Moritz von der gleichnamigen WDR-Sendung. Auch die Zeitschrift "Bild der Frau" machte in einer ihrer letzten Ausgaben Werbung für die Petition und damit für glückliche, krähende Hähne.

Leider gebe es in Deutschland immer mehr Menschen, denen die traditionellen Geräusche auf dem Land fremd sind, bedauert Anja Uhlich vom Schlitzerländer Geflügelzuchtverein. "Deshalb müssen sich unsere Gerichte manchmal mit solchen Dingen befassen, für die sie eigentlich gar keine Zeit haben dürften."

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Sie selbst habe zwar keine Schwierigkeiten mit Nachbarn, die sich über ihre Modernen Englischen Zwergkämpfer und Zwerg-Araucana-Hühner beschweren, aber von ihr bekannten Züchtern habe sie schon anderes gehört. Beschwerdebriefe, die im Briefkasten landen, nur weil ein Hahn kräht, kommen hin und wieder vor. Anja Uhlich schüttelt den Kopf darüber: "Alle wollen das Wohl der Tiere fördern, aber nicht jeder will es vor der eigenen Haustür beziehungsweise im Garten des Nachbarn." Dabei seien die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe und die private Nutztierhaltung wichtig für die Zukunft. Sie tun nicht nur etwas gegen die Massentierhaltung, sondern erhalten auch die Rassen- und Artenvielfalt und eben das kulturelle Erbe. "Der Denkmalschutz schützt Bauten der Kulturgeschichte, doch was ist mit den Tieren und ihren Geräuschen? Wer schützt sie?", fragt sie. Nicht nur an krähenden Hähnen, bellenden Hunden oder meckernden Ziegen stört sich mancher Nachbar, sondern auch an landwirtschaftlichen Maschinen der Bauern, mit denen die Felder bearbeitet werden. "Ruhe auf dem Land wird häufig mit völliger Stille gleichgesetzt. Manche verstehen daher nicht, dass es auch in den ländlichen Regionen Geräusche gibt, die zu einer artgerechten Tierhaltung dazugehören.", so Anja Uhlich.

Petitionsgründerin Silvia Stengel hat aus diesem Grund die Facebook-Seite "Wenn der Hahn kräht..." online gestellt. Drei Jahre hat sie sich mit einem Nachbarn vor Gericht gestritten. Die Klage des Nachbarn wurde abgewiesen und er musste die gesamten Kosten des Rechtsstreits - mehrere Tausend Euro - tragen. "So weit muss es nicht kommen.", sagt Bianca Fleck. Ein Gesetz, das die Nutztierhaltung unter "kulturellen Schutz" stellt, könnte dabei helfen.

Die Petition ist unter https://openpetition.de/!hahn zu finden.