Recyclingverein hat den inhaltsschweren Wagen übergeben. Ein fahrbares Gestell enthält sieben Koffer jeweils für ein Ausbildungsmodul. Anschauungsobjekte zum Anfassen und...
LAUTERBACH. (ws). Sie halten oft mehr als 20 Jahre und landen dann wenig beachtet in der Restmülltonne: Schmelzsicherungen, die das Stromnetz und angeschlossene Geräte durch das Abschmelzen vor Überstrom schützen. Doch die Sicherung, die ihren Dienst erfüllt hat, ist auch dann zum Wegwerfen viel zu schade. Der Kupfer- und der Silber-Anteil machen das Recycling zum Geschäft, selbst die Schlacke vom Rest der Sicherung mit einem hohen Keramik- und Quarzsand-Anteil findet noch beim Bau von Straßen, Deichen und Dämmen Verwendung. Und davon profitierte jetzt auch das Lauterbacher Bildungs- und Technologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik (BZL), das Unterrichts- und Fortbildungsmaterial im Wert von rund 7000 Euro erhielt. „Wir wollen die Welt schlauer machen“, freute sich BZL-Geschäftsführer Achim Wieber über die Spende.
Im Jahr 1995 gründeten Herstellerfirmen für sogenannte NH- und HH-Sicherungen einen Recyclingverein, der inzwischen, wie Birgit Zwicknagel bei der Übergabe des inhaltsschweren Lernzirkelwagens in Lauterbach erläuterte, 4000 nicht mehr benötigte Schmelzsicherungen eingesammelt und daraus mehr als 600 Tonnen Kupfer und mehr als zehn Tonnen Silber wiedergewonnen hat. Das bedeute eine Einsparung beim Abbau der Metalle von mehr als 580 000 Tonnen Erz und Abraum, weniger CO2-Emissionen und Einsparung von Energie.
Die Sicherungen werden nun also vollständig recycelt – mittlerweile mit höheren Erlösen als den Kosten des Verfahrens. Da der gemeinnützige Verein keinen Gewinn machen darf, fließt der Überschuss in die Ausbildungsförderung der Elektrobranche. In Zusammenarbeit mit pfiffigen Praktikern entstand dabei das Lernzirkelprojekt mit seinem Materialwagen. Ein fahrbares Gestell enthält sieben Koffer jeweils für ein Ausbildungsmodul. Jeder Koffer enthält Informationsmaterial und Anschauungsobjekte zum Anfassen und Reingucken. Besonders begehrt sind die Schnittmodelle mit Glasmantel, da muss eine Schmelzsicherung auseinandergesägt werden, um ihr Innenleben zu studieren. Das Projekt konzentriere sich auf praxisnahe Ausbildung auf dem neuesten Stand der Sicherungstechnik, erläuterte Birgit Zwicknagel. Auf Initiative des Technischen Leiters Ralf Dörr bewarb sich nun auch das BZL um das wertvolle Bildungsinstrument, erläuterte Geschäftsführer Achim Wieber.
Obwohl der Recyclingverein, dessen Logo mittlerweile bei den Herstellern als Verkaufsargument eingesetzt wird, eine Erfolgsgeschichte schreibt, ist Birgit Zwicknagel noch nicht zufrieden. Große Verbraucher wie die Bahn, Flughäfen oder Raffinerien recycelten ihre verbrauchten und ausgemusterten Sicherungen selbst. Trotzdem müsste der Recyclingverein Jahr für Jahr eigentlich die dreifache Menge des bisherigen Umfangs verarbeiten. Zuviel werde also am Recycling vorbei entsorgt. Neben Unachtsamkeit und Unwissen könnten auch Lücken im Sammelsystem den Anteil im Recyclingkreislauf schmälern.
Derzeit die nächste Einsammelstelle ist in Fulda. Warum also nicht auch in Lauterbach einen der Drahtkörbe aufstellen, wo ausgemusterte Sicherungen abgegeben werden können? Die BZL ist hier zur Mitarbeit bereit und will das mit den Lauterbacher Stadtwerken besprechen. „Schließlich haben wir ja besten Kontakt zu rund 400 Handwerksbetrieben, die bei uns ihre alten Sicherungen unkompliziert bei Schulungen und Lehrgängen mitbringen könnten“, macht Geschäftsführer Wieber ein Angebot im Bemühen um mehr Nachhaltigkeit.