Maarer Gastronom Hans Schmidt übergibt 5000 Euro-Spende an Flutopfer an der Ahr.
MAAR. (ws). „Wir in der Gastronomie sind eine große Familie“, ein Wahlspruch, der dem Maarer Hans Schmidt aus dem Herzen spricht. Der „Hans Dampf in allen Gassen“ vom Jägerhof fackelt nicht lange, sondern handelt kurz entschlossen, wenn angepackt werden muss. So auch bei der Hilfe für Flutopfer in einer Landschaft, die bei der alphabetischen Aufzählung der 13 deutschen Weinanbaugebiete an erster Stelle steht und für ihren Rotwein bekannt ist.
Schon die Römer sollen an der Ahr Wein angebaut haben. Die Hochwasserkatastrophe im Juli hat in der eigentlich malerischen Landschaft 133 Menschenleben gefordert, Häuser, Brücken, Straßen zerstört, Dörfer dem Erdboden gleich gemacht, die komplette Infrastruktur menschlicher Siedlungen vernichtet und sogar die Fläche für den Weinanbau mit der Macht der Fluten dezimiert. Viele Bürger standen plötzlich vor dem Nichts.
Hans Schmidt hatte in den Tagen, als die Urgewalten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen breite Schneisen der Verwüstung hinterließen, eigentlich einen doppelten Grund zu feiern gehabt: Geburtstag und seine Hochzeit mit Ehefrau Andrea. Statt Geschenken bat er um Unterstützung für die Flutopfer und stellte eine Spendenbox auf. 5000 Euro kamen so zusammen, die der Maarer Gastronom selbst bei einem zweitägigen Besuch an der Ahr übergab.
Bilder gingen an die Nieren
Die Bilder der Zerstörung, die Hans Schmidt dort gesehen hat, gingen schon an die Nieren. Andererseits: Einsatz, Hilfsbereitschaft, Unterstützung von Menschen aus ganz Deutschland und der Zusammenhalt vor Ort, machen Mut. So berichtet Schmidt von einem Kollegen in der Gastronomie, dem die Fluten seine komplette wirtschaftliche Existenz hinweggerissen hatten. Nun hat es sich aber ergeben, dass ein anderer Kollege, der in den Ruhestand gehen will und keine Nachfolger in der Familie hat, seinen Betrieb als neue Wirkungsstätte zur Verfügung stellen konnte.
Wie kam nun Hans Schmidt in Oberhessen auf Sinzig, das wie Gelnhausen und drei weitere Städte in Deutschland den Namen Barbarossastadt trägt? Die Verbindung entstand durch die Freundschaft mit dem Berufskollegen Jean-Marie Dumaine, der als Koch einen großen Namen als „Kräuterpapst“ trägt. Er hat Wildkräuter für die Küche entdeckt und schon in Maar entsprechende Seminare gehalten. Der normannische Pionier gilt zudem als Neuentdecker deutscher Trüffel. Und Lauterbach im Vogelsberg war ihm nicht unbekannt, hatte der Vater doch in Südfrankreich an einer Landwirtschaftsschule gearbeitet, die wiederum mit der Landwirtschaftsschule in Lauterbach freundschaftlich verbunden war.
Der Kontakt vom Jägerhof in Maar zum Ahrtal wird nicht abreißen. Dabei denkt Hans Schmidt ganz praktisch bei der möglichen Unterstützung. So wird Rotwein von der Ahr auf der Getränkekarte stehen. Eine schlammverkrustete Flasche hat er aus dem Katastrophengebiet mitgebracht.
Schmidt bewundert den Einsatz der Winzer. Die Weinlese hat jetzt begonnen. Winzer von der Ahr müssen zum Teil ihre Weine bei Kollegen an der Mosel ausbauen, in den noch vorhandenen Kellern wird Platz für den neuen Jahrgang gebraucht. Fässer, Flaschen, Keltern sind vielfach von den Fluten zerstört worden, Wingerte am Fuß der Weinberge wurden einfach fortgespielt. Dem Weinbau an der Ahr werden wie alle übrigen Wirtschaftsbereichen dort erhebliche Leistungen beim Wiederaufbau abverlangt, der kaum in wenigen Jahren erledigt sein kann. Die Spende leistete also wertvolle Dienste. „Wir haben eine lange Liste von Dingen, die wir brauchen“, sagt Melanie Brücken von der Anlaufstelle für Flutopfer und Helfer in Sinzig.