"Kultur Promenaden" hat auf Schloss Eisenbach eigene Musikkultur geformt. Höhepunkt am kommenden Sonntag.
EISENBACH. Der Verlauf der "Kultur Promenaden" hat vieler Meinungen nach Schloss Eisenbach schon im vergangenen Jahr zu einem Zentrum eigener Musikkultur geformt. Einen großen Anteil daran dürfte auch die Zusammenarbeit mit der "Bridges - Musik verbindet gGmbH" in Frankfurt am Main haben. Bridges schlägt die Brücken zwischen Flucht- und Migrationsgeschichten und deren Musikkultur und steht nicht nur für musikalische Diversität, sondern bringt über professionelle Musiker auch Kulturen aktiv zusammen: "Dadurch werden aus Fremden Freund*innen", erklärt man. Die Brücke zu Lauterbach schlug dann die ehemalige Leiterin der städtischen Musikschule Lauterbach, Anka Hirsch. Durch ihren großen Kontaktpool ergänzte sie ein umfangreiches Kunst-, Kinder- und Kulturprogramm für alle Altersgruppen und wird dies hoffentlich weiterhin stemmen können. Gefördert werden die Kulturpromenaden bisher durch das Programm "Ins Freie" vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, womit der Eintritt - bei sehr willkommenen Spenden - frei bleibt.
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Am vergangenen Samstag bot man so im Garten des Hohhaus-Museums in Lauterbach eine Tanzaktion zum Mitmachen und Zuschauen für alle ab 5 Jahren. Unter dem Titel "Klasse Kinder!" sah man Kinder klasse kindern, experimentieren und mit Funkkopfhörern unter der Anleitung der "Tanzplattform Rhein-Main" ihre Freude an Bewegung ausleben. Leider war die Veranstaltung vollkommen geräuschlos und konnte somit wenig Aufmerksamkeit erregen. Selbst am nebenliegenden Spielplatz war man nicht sofort der Aktion gewahr.
Anders sah das am Folgetag beim Trio "Aman Aman" (türkisch für: "Um Himmels Willen") in Eisenbach aus. Zu Pfingsten noch in Berlin und kürzlich auf dem "Taburi mundi"-Festival im E-Werk Freiburg aufgetreten, zeigte man sich geübt. Mit dem nubischen Opener auf Rahmentrommel gewann Perkussionistin Marliese Glück sofort über die belegten Sitzplätze hinaus Zuhörer sowie spätestens zu Araceli Fernández' eindrücklicher Stimme in "Wenn ich ein Vöglein wär" die Veranstaltung in Hörweite bekannt war. "Am Brunnen vor dem Tore" habe man in den 5/8-Takt versetzt, "um das Plätschern des Brunnens besser zu hören", witzelte die Dritte im Trio, Veranstalterin Anka Hirsch selbst. Man spielte viel türkisches, Eigenkompositionen von Hirsch sowie auch die Uraufführung einer Gigue von J.S. Bach mit Fokus auf Rahmentrommeln und jazzigen Zwischenspielen. Nach Stücken sephardischer Juden aus Spanien folgte Lob für Fernández, eine nur englisch sprechende Besucherin beschrieb sie als "mesmerizing", also auf hypnotische Art faszinierend, was man durchaus öfters gehört hat. Auch ein Musiklehrer für Drums & Percussion aus dem Kinzigtal fand selbst nach 25 Jahren an der Musikschule nur ein lobendes "richtig toll" für "nicht nur Getrommle" und lobte, wie auch ein Gast aus dem Odenwald die "Bewegung und Emotion" in den Stücken. Die Frage nach "Habt ihr das auch auf Tonträgern?" beantwortete die Gruppe mit "Wir bearbeiten gerade neue Stücke und demnächst kommt dann tatsächlich eine CD."
Das Abendkonzert gaben als Trio "Sharqstan" meisterhaft Mustafa Kakour (aus Masyaf, Syrien) an der Oud und Markus Wach mit Târ/Teer, Rubib und Oud und zusammen mit Gastspieler Stephan Pussel (als Ersatz für Arman Kamangar) an den Percussions und "Körpertambura". Über die gemeinsame Liebe zur Musik des Nahen Ostens geeint, spielten sie in kammermusikalischer Besetzung Stücke aus dem alten Persien, sowie afghanische, kurdische, türkische und arabische Melodien in höchster Güte. Mit dem Opener aus Aserbaidschan "tut agaci", zu deutsch "Maulbeerbaum" ließ sich die Reise erahnen, nicht aber welche Tiefe man erreichen würde. Mit der Körpertambura (vergleichbar Monochord) und der meditativen Spielweise mit Obertongesang versetzte man die gesamte Zuhörerschaft nach einigen Minuten in eine fast tranceartige Entspannung und hinterließ sicher bleibende Erinnerungen. Im Anschluss an das Konzert wurde das für die Charité Berline entworfene, medizinisch erfolgreiche Instrument sogar Freiwilligen auf den Körper gelegt - eine sicher außergewöhnliche Erfahrung. Auch die Gruppe Sharqstan ist Teil von Bridges.
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Nachdem Kindertheaterprogramm mit den "Tiny Bridges" am kommenden Sonntag um 15 Uhr an der Eichbergschule, werden das "Meyjana Trio" und das "Turnalar Quintett" in Eisenbach auftreten (bei Regen in "Luc's Scheune" in Heblos).