Zauberhafte Holzköpfe aus Maar

Werner Richter mit einem Teil seiner großen Sammlung von „Wurzelsepps“. Fotos: Richter

Werner und Gerda Richter aus Maar haben eine ganz besondere Sammelleidenschaft.

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MAAR. Menschen haben schon immer dazu tendiert, bestimmte Dinge anzusammeln oder zu horten, beispielsweise Schmuck, Bücher, Hobbyzubehör oder Modellspielwaren. Oder man hat einfach einen Hang dazu, Kleidung oder Schuhe zu sammeln, an denen man Gefallen findet. Es kann aber auch noch spezifischer sein: Wovon die meisten vielleicht noch nicht gehört haben, ist das Sammeln von geschnitzten Holzgesichtern. Andere nennen sie auch „Wurzelsepp“ oder „Waldgeister“. Dabei handelt es sich um Wurzeln oder Äste, in die per Hand ein Gesicht hineingeschnitzt wurde. Werner Richter aus Maar und seine Ehefrau Gerda besitzen eine ganze Kollektion von diesen „Waldgeistern“, oder auch „Holzköpfen“, wie sie sie nennen.

Werner Richter mit einem Teil seiner großen Sammlung von „Wurzelsepps“. Fotos: Richter
Auch draußen gibt es ein paar „Waldgeister“ zu sehen.

Angefangen hat diese Liebe zum Sammeln vor 35 Jahren auf einer Haushaltsauflösung, bei der der Hausrat einer Wohnung an Interessenten verkauft wurde. Warum der jetzt 77-Jährige sich dort seinen ersten „Holzkopf“ gekauft hat, ist simpel und recht amüsant: „Wir kamen zu spät und es war sonst kaum noch was zu verkaufen“, erklärt er. Da das Ehepaar schon immer begeistert Flohmärkte besucht hat, wurden immer wieder neue Holzköpfe zur Sammlung hinzugefügt: Mittlerweile sind es 65 Stück, die alle den Garten der Familie dekorieren – und es ist alles „von schön bis gruselig“ dabei, wie Ehefrau Gerda beschreibt.

40 Stück allein hängen an der Wand der Gartenhütte. Vom Anblick so mancher könnte man schaudern, ein bisschen Faszination kommt aber auch auf. So viele verschiedene Künstler haben ihre Ideen ins Holz geschnitzt und so den Wurzeln und Ästen Charakter verliehen. Der Fantasie wurde wirklich freien Lauf gelassen: Von langen Bärten bis zu krummen Hüten – da gibt es den, der an seiner Pfeife raucht, oder den, der an seinen Nägeln kaut, sowie etliche andere die ängstlich, verschmitzt oder sogar wütend schauen. Der begeisterte Sammler besitzt sogar einen hölzernen Flaschenöffner mit einem geschnitzten Gesicht. „Manche sehen wirklich bizarr aus, aber alle davon sind schön“, findet Gerda Richter.

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Man könnte denken, dass so ein ausgefallenes Hobby eine Menge Geld kostet, in Wahrheit konnte das Ehepaar aber auf Flohmärkten immer Schnäppchen machen, der Teuerste lag bei gerade mal neun Euro im Wiederverkauf. Normalerweise sind die kleinen Kunstwerke aber nicht so billig: ursprünglich seien die Holzköpfe vermutlich Mitbringsel aus Bayern oder Österreich, welche dort für bis zu 100 Euro Neupreis verkauft wurden. Es kann sogar noch teurer werden: „In unserem Urlaub standen wir schon vor ganz großen Holzköpfen, die alle 500 bis 600 Euro gekostet haben“, so Gerda Richter.

Damit die Schätze über die Zeit auch nicht zerfallen oder kaputt gehen, hat Werner Richter in seiner Werkstatt jeden einzelnen mit Schutzlack versiegelt, und dazu werden sie unter dem Dach der Gartenhütte vor Wind und Wetter geschützt. Das scheint sich auszuzahlen: Tatsächlich sei der älteste Holzkopf, laut eigenen Angaben des begeisterten Sammlers, immer noch so gut erhalten wie beim Kauf in den 1980er Jahren.

Mittlerweile ist das Sammeln allerdings nicht mehr so einfach. Da im vergangenen Jahr viel weniger Flohmärkte und Messen stattgefunden haben, musste leider erst mal eine Pause gemacht werden. „Durch Corona war Stillstand“, bedauert die 72-Jährige. Das Ehepaar konnte außerdem beobachten, dass über die Jahre immer weniger „Wurzelgesichter“ verkauft wurden. Die Zeiten scheinen sich also geändert zu haben.

Unglücklicherweise wird es schwieriger, Holzköpfe zu finden, denn laut Gerda Richter sei der Markt wie leer gefegt. Trotz allem haben die beiden immer noch ein Sammlerherz und vor allem bei Werner Richter wird die Liebe zum Sammeln nie aufhören: „Wenn mir welche über den Weg laufen, bin ich sofort bereit, sie zu sammeln“, beteuert er. Da ist auch viel Wahrheit dabei, denn das Ehepaar war schon immer sammelfreudig: Beispielsweise besitzt Gerda Richter eine wunderschöne Kollektion von kleinen Glasskulpturen und dazu noch etliche Schlüsselanhänger von verschiedensten Orten der Welt. Damit haben Werner Richter und seine Frau also einen ganz besonderen Sinn von Ästhetik, welchem sie auch über Jahre treu geblieben sind. Das wird auch noch lange so bleiben – so schnell geben sie die Schätze nicht her. Die Sammlung wird wohl noch weitere Jahrzehnte im Garten der Familie zu bewundern sein, denn so eine stolze Kollektion wird vor allem innerhalb der Familie nicht in Vergessenheit geraten.

Von Josephine Richter