50. Zeltkirmes in Meiches

Zum 50. Mal wird in Meiches die Pfingstkirmes im Zelt gefeiert, die schon eine lange Tradition hat und bis Ende des 16. Jahrhunderts und Anfang des 17. Jahrhunderts zurückverfolgt werden kann und früher eine Saalkirmes war. Erich Stock
© Erich Stock

Die Meicheser habe in diesem Jahr ihre 50. Zeltkirmes an Pfingsten gefeiert. Die Kirmes-Tradition reicht aber noch viel weiter zurück.

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MEICHES. Nicht nur die Meicheser hegen eine große Sympathie für ihre traditionelle Kirmes, sondern Menschen aus dem ganzen Vogelsberg zählen inzwischen zu den Gästen, wenn die Kirmesburschen an Pfingsten einladen. Höhepunkt ist der Frühschoppen am Pfingstsonntag, der sich bis in die Abendstunden hinzieht und auch beim "Kehraus" am Pfingstmontag sind es wieder viele, die den Weg in das Festzelt finden. Das war auch bei der 50. Auflage der Zeltkirmes in diesem Jahr wieder so. Wobei die Kirmes in Meiches eine noch längere Tradition hat: Diese wurde, so die Überlieferung 1965 zum 365. Mal gefeiert.

Sehr gut mit der Geschichte der Kirmes kennt sich Manfred Hofmann aus, der früher selbst einmal "Kirmeswatz" gewesen ist. Obwohl sich "Kirmeswatz", eher despektierlich anhört, so ist es doch eine wichtige Person für die Kirmes, denn früher setzte dieser seine Unterschrift unter die notwendigen Verträge und war Ansprechpartner bei Problemen.

Das Wort "Kirmes" resultiert ursprünglich aus dem Wort Kirchweih. Während in anderen Orten des Vogelsberges die Kirmes erst nach der Ernte, meistens im September oder Oktober gefeiert wurde und mit der Kirchweih eigentlich nichts zu tun hatte, fand die Kirmes in Meiches immer an Pfingsten statt. "Ein wichtiger Tag im Vorfeld der Pfingstkirmes war früher Ostern", so Manfred Hofmann und erzählt das an diesem Tag in der Lauterbacher Gaststätte "Ochsenkirche" der Vertrag mit der Musikkapelle Vollmöller aus Lauterbach geschlossen wurde. Diese Musikkapelle war damals im Vogelsberg sehr bekannt und spielte bei zahlreichen Kirmesveranstaltungen.

Freibier beim Baumstellen

Vor der Kirmes, am Pfingstsamstag, wurde der Kirmesbaum aufgestellt. Dies war nicht nur eine Sache der Kirmesburschen, denn nach getaner Arbeit wurde ein Fass Bier auf die Kirmes gelehrt, sprich es gab Freibier, was sich die ältere Generation nicht entgehen ließ. "Das wurde auf Hack gemacht", was bedeutete, dass die Zeche von den Einnahmen der späteren Kirmes bezahlt wurde. Auch der Schnaps bei der Verpflichtung der Kapelle wurde praktisch auf "Kredit" getrunken.

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Früher gab es die sogenannte "Saalkirmes", was bedeutete, dass die Feier in einem Saal einer Gaststätte ausgerichtet wurde. In Meiches war es zuletzt die Gaststätte Günther, wo der Baum an der Giebelseite der Gaststätte aufgestellt wurde. Diese durfte nicht länger als 22 Meter sein, weil der Gastwirt befürchtete, dass durch die Windlast das Haus Schaden nehmen könnte.

Da früher am Pfingstsonntag ein Feierverbot bestand, konnte nach dem Aufstellen des Kirmesbaumes nicht noch lange gefeiert werden. Nach einem Gottesdienst auf dem "Totenköppel" am Pfingstmontag ging es dann ins Dorf und es wurde an Pfingstmontag und -dienstag gefeiert. Schon damals kamen Leute aus den Nachbarorten zum Gottesdienst und feierten anschließend Kirmes. Am Dienstag nach Pfingsten zog die Musik durchs Dorf und die Hausbewohner wurden dabei zu einem Schnaps eingeladen und es wurden auch rohe Eier gesammelt. "Was auch die Gäste von auswärts angezogen hat, war das Eierbier", so Manfred Hofmann und erläutert, dass der Inhalt eines Fass Bieres nach und nach umgefüllt worden sei. Dazu kamen dann die rohen Eier, alles wurde umgerührt und schon konnten sich die Gäste das Getränk schmecken lassen. "Vielen hat das Eierbier geschmeckt, mir aber weniger", erinnert sich Manfred Hofmann.

Wie tief die Kirmes bei den Menschen in Meiches verwurzelt war, hat sich gezeigt, als sowohl Gemeinderat als auch Kirchenvorstand sich damit beschäftigt hatten, ob die Pfingstkirmes in ein Zelt verlagert werden kann und man dann von Pfingstsamstag bis Pfingstmontag feiern sollte. 1972 geschah dies zum ersten Mal und hat sich bis 2023 gehalten, da man die 50. Zeltkirmes feierte, weil aufgrund von Corona das Fest zwei Jahre ausgesetzt werden musste.

Am Pfingstmontag waren alle eingeladen, die sich schon einmal bei der Zeltkirmes engagiert haben. Wobei auch der Kirmes- Nachwuchs in Meiches dabei war, denn es sollen noch viele Kirmesveranstaltungen folgen. Johannes Diehl, der seit 2010 als "Kirmeswatz" die Hauptverantwortung trägt, hieß dazu alle im Festzelt willkommen. Ortsvorsteher Achim Hofmann freute sich, dass die Pfingstkirmes weit über die Gemeindegrenzen Aufmerksamkeit gefunden habe und deshalb Meiches einen gewissen Bekanntheitsgrad habe.

Dies hatte der Verlauf der Kirmes gezeigt. Beim sonntäglichen Frühschoppen hatten sich Gruppen aus Freiensteinau oder Homberg eingefunden, um gemeinsam zu feiern.

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Zum 48. Mal waren Gäste aus Weyershagen in der Nähe von Gummersbach dabei. Der Kontakt kam seinerzeit durch die Freiwillige Feuerwehr Meiches zustande und weil es den Gästen aus Weyershagen so gut bei der Kirmes gefallen hatte, gibt es alljährlich ein Wiedersehen. Die Gäste versicherten, dass man auch noch zum 50. Mal wieder gerne nach Meiches zur Pfingstkirmes kommen wolle.