Das Grundstück der Osthessischen Textilwerke (Langheinrich Vertriebs GmbH) in der Bahnhofstraße 26 in Schlitz mit den alten, teils denkmalgeschützten Gebäuden hat einen neuen Besitzer gefunden.
Von Stefan Benz
Kulturredaktion Darmstadt
Nach 190-jähriger Produktionstradition von Textilien geht in Schlitz eine Ära zu Ende. Archivfoto: Kempf
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SCHLITZ - Das Grundstück der Osthessischen Textilwerke (Langheinrich Vertriebs GmbH) in der Bahnhofstraße 26 in Schlitz mit den alten, teils denkmalgeschützten Gebäuden hat einen neuen Besitzer gefunden, nämlich die Grundstücksgemeinschaft Damaris und Viola Rebmann GbR. Im historischen, der Bahnhofstraße zugewandten Gebäudeteil befinden sich Büros, in den dahinter liegenden Gebäudeteilen sind verschiedene Produktionsbereiche der Weberei sowie Lagerflächen angesiedelt.
Durch die Pandemie war die Firma Langheinrich stark unter Druck geraten, weil die coronabedingten Lockdowns die Aufträge von Fluggesellschaften und Hotels einbrechen ließen. Die aufkeimende Hoffnung auf eine sich erholende Geschäftslage im Zuge der Lockerungen fand durch den Angriffskrieg auf die Ukraine nicht zuletzt durch die dadurch explodierenden Energiekosten und unterbrochenen Lieferkette aus der eigenen Produktion in Belarus ein jähes Ende. Unter diesen Umständen sei ein "Weiter so" schier unmöglich gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung. Burkhard Oel, als langjähriger Geschäftsführer mit wechselnden Zeiten in seinem Business wohl vertraut, ergriff unter diesen Umständen die Flucht nach vorn. Er plant eine Produktionsverlagerung nach Asien, während die Verwaltung und der Vertrieb in Schlitz verbleiben - um die Firma auf diese Weise zu retten.
Dafür ist aber zukünftig nur ein Teil der vorhandenen Flächen notwendig. Durch den Verkauf des Areals an die Familien Rebmann - so der Plan - kann der aufwendige und kostspielige Umbau des Unternehmens realisiert werden und darüber hinaus die Firma Langheinrich hier am Standort Schlitz erhalten bleiben.
"Es freut mich sehr, dass es uns gelungen ist, die Familien Rebmann als Käufer für unser schönes Gebäude zu gewinnen. Die dringend notwendigen Investitionen wurden bereits in Angriff genommen. Die Stadt Schlitz kann sicher sein, dass dieses historische Gebäude in zentraler Lage langfristig in sehr guten Händen ist. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten immer eine Lösung zur Fortführung des Unternehmens gefunden. Leider ist uns dies aus den genannten Gründen nicht mehr gelungen. Ich persönlich bedauere zutiefst, dass eine in diesem Jahr 190-jährige Produktion von Textilien am Standort Schlitz nun zu Ende geht", erklärt Geschäftsführer Burkhard Oel. Damaris Rebmann von der Grundstücksgemeinschaft wünscht "Herrn Oel alles Gute und viel Glück bei den anstehenden Mammutaufgaben in seinem Unternehmen alles Gute für ihre Entscheidung": "Es ist für uns bedauerlich, dass die Chancen, als energieintensives Unternehmen in Deutschland zu produzieren, anhand jüngster Entwicklungen immer weiter zurückgehen. Wir wünschen der Firma Langheinrich mit der Umstrukturierung alles Gute und werden daran arbeiten, die Ansiedlung von neuen Unternehmen in Schlitz zu unterstützen und dafür möglichst passende Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen", so Rebmann weiter. Die Grundstücksgemeinschaft habe umgehend mit den Arbeiten zur Behebung von Schäden, vor allem am Dach, sowie der Instandhaltung und Aufwertung des Grundstücks begonnen und wird in sechsstelliger Höhe investieren, um die historischen Gebäude in Schlitz zu erhalten und weiterzuentwickeln. Einige der nun zur Verfügung stehenden Flächen auf dem Areal Bahnhofstraße 26 hätten bereits an ein im "Outdoor-Living-Bereich" tätiges Unternehmen vermietet werden können.