Neuer Kirchenführer für Herz-Jesu-Kirche in Schotten
Zwei Jubiläen innerhalb der katholischen Kirchengemeinde in Schotten waren Anlass für Pfarrer Christoph Hinke, den Kirchenführer für die Herz-Jesu-Kirche noch einmal neu herauszugeben.
Einen Führer durch Zeit-, Bau- und Gemeindegeschichte der Herz-Jesu-Kirche hat Pfarrer Christoph Hinke neu herausgegeben.
(Foto: Maresch)
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SCHOTTEN - (det). „Die 75. Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes in der Schottener Liebfrauenkirche im September und die 70. Wiederkehr des Weihetags der Herz-Jesu-Kirche im Juli 2022 sollen Anlass sein, einen neuen Kirchenführer herauszugeben“, schreibt der Pfarrer dieser katholischen Kirchengemeinde, Christoph Hinke, im Vorwort. Das reich bebilderte Heft liegt in der Kirche aus und gibt Zeit-, Bau- und Kirchengeschichte wieder.
Im Anfangskapitel hat Hinke einen zeitgeschichtlichen Bogen von der Missionierung des hessischen Raumes über Schottens mittelalterliche Kirchen und die Reformation bis zum Wieder-Zusammenfinden kleiner katholischer Gemeinden in der oberhessischen Diaspora geschlagen. 1937 wurde im Erdgeschoss des heutigen Pfarrhauses eine kleine Kapelle mit 50 Sitzplätzen eingerichtet. 1946 kamen Zehntausende Heimatvertriebene und Geflüchtete aus den Ostgebieten in den Altkreis Büdingen, in Schotten wurden etwa 2000 Sudetendeutsche aus Nordböhmen einquartiert, überwiegend Katholiken. Ihr Wunsch nach einer Kirchengemeinde ihres Glaubens, nach einem Sammelpunkt unter Landsleuten war groß, und Schottens damaliger katholischer Pfarrer Dr. Adolf Schindler setzte sich mit großem Engagement, etwa mit Kollektensammlungen in mehreren Diözesen, dafür ein. Schon 1951 konnte der Grundstein für diese erste katholische Kirche im Kreis Büdingen gelegt werden. Die Bereitschaft der Gemeindeglieder zur Eigenleistung war groß, historische Bilder im Pfarrarchiv zeigen, wie damals noch mit Spaten die Baugrube ausgehoben wurde. 1952 weihte Bischof Dr. Albert Spohr die Herz-Jesu-Kirche, deren Turm wegen der knappen Finanzlage erst 1964 in einem damals neuartigen Stahlbeton-Gleitverfahren errichtet wurde. Die vier Glocken sind abgestimmt auf diejenigen der Liebfrauenkirche.
Mit einem Blick auf die Außenanlagen mit der Lourdes-Grotte, den kleinen Pfarrgarten und den dortigen Freialtar beginnt der Führer. Im Innenraum zieht neben dem Altar mit Tabernakel und den Reliquien frühchristlicher Märtyrer die Kreuzigungsgruppe, geschnitzt vom Frankfurter Bildhauer Eberhard Jaekel, die Blicke auf sich. Ein Unterzug rahmt als Triumphbogen den Altarraum ein, in den zwei Nischen darin steht die zeitgenössische Statue des Heiligen Josef und eine Kopie der schönen gotischen Hallgartener Madonna. Die Buntglasscheiben an der Stirnseite stammen noch aus der alten Kapelle und zeigen die Anbetung der Heiligen Drei Könige und die Urchristengemeinde am ersten Pfingstfest.
Schlicht ist das Langhaus mit dem Keramikkreuzweg des Bildhauers Franz Cleve. Der Onyx-Taufstein aus den 60er Jahren, ein Gnadenbild des Barmherzigen Jesus, angebracht im Barmherzigkeitsjahr 2016, sowie Buntglasfenster mit der Abbildung der sieben Sakramente sind weitere Gestaltungselemente. Die Orgel auf der Empore über dem Haupteingang besteht aus zwei Manualen, elf Registern und 731 Pfeifen. Ihr Prospekt umfasst harmonisch das Rundglasfenster mit dem Christuszeichen.
Im Turmuntergeschoss wurde auf Initiative des damaligen Gemeindepfarrers Leonhard Herden 1979 eine Gnadenkapelle mit Votivgaben geschaffen. Der Holzbildhauer Herbert Twercher aus Brandenberg/Tirol schnitzte eine Kopie der gotischen Pieta in der Liebfrauenkirche. Dass sie anders als dort nicht farbig gefasst ist, sondern die Holzmaserung zeigt, gibt ihr einen eigenen Reiz. Blau als Farbe des Himmels dominiert im Buntglasfenster mit dem segnenden Christus, geschaffen von der Künstlerin Maina Leonhardt. Zwei Beichtstühle, der ehemalige Kapellenaltar und ein sogenanntes Heiliges Grab sowie Madonnenstatuen befinden sich im Seitenschiff.
Im Schlusskapitel des Kirchenführers wie auch in einem separaten Flyer geht Hinke auf die Wallfahrt zur Pieta in der Liebfrauenkirche als Gnadenbild und auf ihre Bedeutung im Mittelalter ein. Pfarrer Schindler suchte in der Nachkriegszeit die zum Erliegen gekommene Wallfahrt wiederzubeleben – mit großem Erfolg: bis zu 3000 Wallfahrer kamen in den ersten Jahren dazu nach Schotten. Bis heute wird im September zum gemeinsamen Weg von der Herz-Jesu- in die Liebfrauenkirche eingeladen. Pfarrer Hinke: „Ursprünglich ein Bittgang um die Rückführung in die alte Heimat, hat sich ihr Motto gewandelt: ‚Die Heimat finden in Gott‘.“