Schotten: Noch keine Entscheidung für Landesgartenschaubewerbung
Zunächst nur informieren und offene Fragen klären, das wollten in ihrer gemeinsamen Sitzung Schottens Bau- sowie Haupt- und Finanzausschuss zur Bewerbung für die Landesgartenschau.
Die Entwicklungsachse vom Vogelpark über Schotten zum Stausee bis nach Rainrod könnte das Schottener Leitprojekt für eine Interkommunale Landesgartenschau in Oberhessen werden.
(Grafik: Senner)
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SCHOTTEN - (sw). Einen Beschluss fassten die Ausschussmitglieder nicht. Ob Schotten an der gemeinsamen Bewerbung der oberhessischen Kommunen für die Landesgartenschau im Jahr 2027 teilnimmt, wird sich erst am 17. November entscheiden, wenn die Parlamente der elf beteiligten Städte und Gemeinden in parallelen Sitzungen bindende Beschlüsse fassen sollen. „Heute ist noch kein förmlicher Beschluss nötig“, hatte Bürgermeisterin Susanne Schaab zu Beginn erklärt. So hatte die harmonische gemeinsame Sitzung von Bau- sowie Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschuss vornehmlich den Charakter, Fragen zu klären.
Ralph Koster, Geschäftsführer der Tourismus- und Stadtmarketing-Gesellschaft, warb mit nachdrücklichen Worten für eine Teilnahme an der Bewerbung. „Die Landesgartenschau ist eine gute Möglichkeit, zur nachhaltigen Weiterentwicklung Schottens. Ich sehe dafür momentan keine bessere Chance“, so der Marketing-Experte. Durch das Förderprogramm „Aktive Kernbereiche“ und die Ikek-Dorfentwicklung habe Schotten mit vielen guten Vorhaben bereits wichtige Schritte in die richtige Richtung unternommen. „Belassen wir es jetzt beim Status quo oder möchten wir Schotten zukunftsfähig weiterentwickeln?“, stellte Koster in den Raum. „Wir müssen heute fragen, wo wollen wir in zehn Jahre stehen und wie ist der Weg dorthin.“ Dafür biete die Landesgartenschau „eine riesige Chance, die wir nutzen sollten.“
Bei den nachhaltigen Grundsätzen, unter denen die Landesgartenschau stattfinden soll, stehe Schotten gut da. „Wir können bei den Themen Wohnen, Arbeiten, Erholung und Freizeitgestaltung auf viele Stärke verweisen. Es wäre schade, wenn Schotten jetzt als einzige Kommune Oberhessens nicht an der Landesschau teilnehmen würde.“
Koster nannte als ein mögliches Kernprojekt die Entwicklung der Achse Vogelpark-Kernstadt-Stausee-Rainrod. Thematisch würden der Vulkanismus und das Wasser Hauptsäulen der Angebote für die Besucher sein. Gerade das Thema Wasser biete auch Darstellungsmöglichkeiten, um auf die Problematik Klimawandel und Wasserentnahme für das Rhein-Main-Gebiet hinzuweisen.
Die Landesgartenschau könne ein Motor sein für die Entwicklung eines starken ländlichen Raums, so Koster weiter. Kalkuliert werde mit 500 000 Besuchern. Aus Untersuchungen werde deutlich, dass jeder Gast circa 40 Euro ausgebe. „Davon profitieren hauptsächlich Gewerbe und Gastronomie.“ Auf Nachfrage des stellvertretenden Bauausschussvorsitzenden Frank Wolf (SPD) bekräftigte Koster ausdrücklich, dass auch die Stadtteile in die Konzepte zur Landesgartenschau einbezogen werden sollen. „Die Schau kann ja nicht hinter der Kernstadt aufhören.“
Bürgermeisterin Schaab betonte, dass für Investitionen in die Infrastruktur zwar generell 200 Euro je Einwohner angedacht seien, dies für Schotten aber kaum zutreffe. „Wir schließen gerade Ikek und ,Aktive Kernbereiche‘ ab. Viele sinnvolle Investitionen im Rahmen einer Landesgartenschau haben wir bereits getätigt. Wir haben in dieser Hinsicht vor anderen Kommunen Oberhessens einen Vorsprung. Daher bereiten mir mögliche Investitionen auch ganz wenig Sorgen. Wir sind zudem vollkommen frei in der Entscheidung, ob wir dafür weiteres Geld ausgeben“, so die Rathauschefin. Anders sei es bei den reinen Durchführungskosten. Hier seien 50 Euro je Einwohner einer Kommune zugrunde gelegt, das bedeute für Schotten einen Betrag von rund 500 000 Euro. Dafür gebe es zwar keine Förderung, aber durch Sponsoring, Eintrittsgelder und andere Erlöse, beispielsweise von Veranstaltungen, die ohnehin stattfinden würden, wie etwa der schottische Mittsommer, könne mit einer Refinanzierung von rund 75 Prozent gerechnet werden.
Dass nach einer erfolgreichen Bewerbung bei Planungen eine Bürgerbeteiligung vorgesehen sei, stieß bei CDU-Fraktionssprecher Michael Altmüller auf eine gewisse Skepsis. „Das ist oft leicht risikobehaftet. In welcher Form sollen sich die Bürger einbringen“, fragte der Unionspolitiker. Da offensichtlich noch weiterer Klärungsbedarf auch für andere Fragen innerhalb der Fraktionen bestand, wurde die Sitzung auf Antrag des HFWA-Vorsitzenden Tobias Heusohn (CDU) für 20 Minuten unterbrochen. Anschließend stellte Altmüller drei Fragen hinsichtlich der angekündigten Entwicklung einer App für die Landesgartenschau, der Bindungswirkung von bereits in den Veröffentlichungen genannten Leitprojekten sowie einem möglichen späteren Ausstieg einzelner Kommunen und den daraus entstehenden Folgen für die übrigen Städte und Gemeinden, etwa einer Abspaltung Schottens von dem übrigen Gebiet einer Landesgartenschau. Wie die Bürgermeisterin ankündigte, werde sie diese Fragen in Zusammenarbeit mit dem Verein Oberhessen in den nächsten Tagen beantworten.
Vielleicht lässt sich eine Tendenz bei der Entscheidungsfindung am 17. November aus den Worten von Ewald Appel, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD, herauslesen. „Als Parlamentarier macht man sich Gedanken, wie geht man mit dieser Herausforderung aus finanzieller Sicht um. Das Projekt einer Landesgartenschau hat mit Sicherheit viel Gutes. Die Frage ist: Können wir uns das leisten? Andererseits bedeutet Stillstand auch Rückschritt. Wir sollten jetzt ein positives Signal setzen. Aber das nach den Kommunalwahlen neu gewählte Parlament sollte die Hauptentscheidungen tragen, zum Beispiel auch für Investitionen.“