Eine gefährliche Schönheit: Das Jakobskreuzkraut. Man kann es leicht an seinen 13 Blüten erkennen. Archivfoto: Bugge
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OBER-SEIBERTENROD - (dgr). Sehr gut besucht war eine Informationsveranstaltung des Obst- und Gartenbauvereins sowie der Landschaftspflege von Ober-Seibertenrod mit dem Thema: „Jakobskreuzkraut – Gefahr oder Hysterie?“ im Dorfgemeinschaftshaus. Referent Professor Dr. Axel Wehrend von der Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen, wies zu Beginn darauf hin, dass das Jakobskreuzkraut eine seit langem bekannte Giftpflanze sei, die jedoch in den vergangenen Jahrzehnten in Vergessenheit geraten sei. Probleme mit dem Jakobskreuzkraut habe es in Deutschland schon vor 100 Jahren gegeben. Da die Krankheit in der Gegend von Schweinsberg im hessischen Ohmtal vermehrt beobachtet wurde, nannte man sie auch die „Schweinsberger Krankheit“. Die Krankheit beginne unauffällig mit Minderung der Verdauung.
Die Bedeutung nahm mit Intensivierung der Landwirtschaft ab, stieg aber wieder durch Extensivierung und Sparmaßnahmen bei der Pflege von Straßenböschungen und Bahndämmen, durch „Bioheu“, schlechtes Weidemanagement, Naturschutz und letztendlich durch den Klimawandel mit trockeneren Jahren.
Zur Pflanze selbst war zu hören, dass sie ein Korbblüher sei und es sieben Kreuzkrautarten gebe. Die normalerweise zweijährige Pflanze, manchmal länger, blühe mit einem goldgelben Blütenstand, zwischen Juni und November im zweiten Jahr und werde bis 150 Zentimeter hoch. Giftig seien die Pflanzeninhaltsstoffe Pyrrolizidinalkaloide, die auch in Huflattich, Borretsch, Natterkopf, und anderen Pflanzen in geringerer Konzentrationen enthalten seien.
„Das Jakobskreuzkraut wächst auf Bodenverwundungen und Trittstellen, hat lange verzweigte Wurzeln und ist sehr widerstandsfähig. Die Giftproduktion erfolgt in den Wurzeln und gelangt dann in die oberen Pflanzenteile“, erklärte Wehrend. Die Bitterstoffe gehen in konserviertem Futter verloren, das Gift bleibe aber wirksam. Wehrend führte aus, dass der Giftgehalt nicht immer gleich sei: „Je trockener, desto giftiger und je höher der Standort, desto giftiger.“ Durch die Aufnahme des Giftes entstünden zahlreiche Umbauprozesse im Körper. Zentrales Organ sei dabei die Leber. Sehr empfindlich reagieren Schwein, Geflügel, Mensch, Rind und Pferd. Wenig empfindlich dagegen Schaf, Ziege und Kaninchen.
Der Referent ging auf die Auswirkungen von Jakobskreuzkraut auf den Mensch ein. So sei die Berührung der Pflanze meist nicht gefährlich. Kinder seien allerdings sensibler. Vergiftung beim Menschen seien bisher durch Ruccolasalat (2009), Tee, vor allem Kräutertees, und Honig aufgetreten. Deutscher Honig sei weniger belastet als ausländischer. Das Jakobskreuzkraut sei für Bienen nicht sehr attraktiv.
Zur Bekämpfung war zu hören, dass das beste Mittel das „Ausreißen“ mit Wurzel mit Hilfe einer Grabgabel vor der Samenfreisetzung sei. Die Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) empfehle eine Vernichtung von Kreuzkräutern in Kompostierungsanlagen, die nach den Vorgaben der Bioabfallverordnung arbeiten. „Dabei werden sowohl Samen als auch austriebsfähige Pflanzenteile aller Pflanzenarten sicher zerstört“, so Prof. Dr. Wehrend abschließend.
Bei der regen Diskussion wurde auch die gemeinsame Aktion der Stadt Ulrichstein mit dem Förderverein des Vogelsberggartens auf dem Ulrichsteiner Schlossberg angesprochen. Die Erfahrungen bei dieser Aktion schilderte Geschäftsführer Richard Golle. Bürgermeister Edwin Schneider zollte dafür Lob und Anerkennung. Dank sagte er dem Obst- und Gartenbauverein für die Ausrichtung der Informationsveranstaltung.
Vorsitzender Klaus-Jürgen Volp überreichte Axel Wehrend als Dank für den informativen Vortrag ein Ober-Seibertenröder Kochbuch.